Wenn der Anorak zur Gefahr wird

Wenn es draußen kalt ist, sieht man manchmal so dick eingepackte Menschen in Autos sitzen, dass man sich fragt, ob die denn zu einer Polarexpedition unterwegs sind. Offensichtlich wissen sie nicht, dass zu dicke Winterbekleidung im Auto gefährliche Folgen haben kann. Denn sie schränkt zum einen die Beweglichkeit drastisch ein und kann zum anderen die schützende Wirkung des Sicherheitsgurts vermindern. Im schlechtesten Fall kann der Gurt sogar zu einer veritablen Gefahr für Leib und Leben werden.

Deshalb raten Experten, besser auf dicke Winterkleidung im Auto zu verzichten. Denn ein schlecht sitzender Sicherheitsgurt mutiert bei einem Unfall zu einem Sicherheitsrisiko. Das hat der ADAC in Tests nachgewiesen. Die Experten des Automobilclubs setzten zwei Dummys in dicker Winterkleidung auf einen sogenannten Gurtschlitten, mit dem ein Auffahrunfall im Stadtverkehr simuliert wurde. Zu diesem Zweck stoppte man den Gurt-Schlitten abrupt mit einer Geschwindigkeit von 16 km/h. Dabei zeigte sich, dass das querliegende Gurtband sowohl bei dem Erwachsenen-Dummy als auch bei der Testpuppe in Kindergröße tief in den Bauch einschnitt. Lebende Personen hätten dadurch schwerwiegende Verletzungen der Weichteile wie Darm, Leber oder Milz sowie innere Blutungen davontragen können.

Der Grund hierfür ist, dass der Gurt durch die dicke Kleidung nicht mehr eng genug am Körper anliegt. Dadurch kann er vom Hüftknochen zum Unterbauch verrutschen. So ist es möglich, dass der Gurt schon bei Unfällen mit geringer Geschwindigkeit in den Bauch einschneidet und innere Verletzungen verursacht, warnt der ADAC. Demnach kann es auch schon bei Notbremsmanövern zu kleineren Verletzungen kommen, weil der Sicherheitsgurt nicht korrekt anliegt.

Konkret bekommt der Gurt z.B. durch wattierte Winterkleidung zu viel Spielraum zum Körper hin und liegt bereits beim Angurten über dem unteren Bauchraum, wie die ADAC-Tester erläutern. Richtig angelegt sollte der Beckengurt, um den es in diesem Fall geht, jedoch möglichst weit unten auf dem Hüftknochen sitzen und diesen fest umspannen – bzw. bei Kindern die Oberschenkel. Auf keinen Fall darf der Gurt, wenn er eigentlich seiner Schutzfunktion gerecht werden soll, auf den Unterbauch rutschen und so zum Gesundheitsrisiko werden. Dazu ist es wichtig, dass er richtig positioniert und fest am Körper anliegt. Das verhindert jedoch dicke Winterkleidung.

Ein körpernahes Anliegen ist ebenfalls unter dem Aspekt bedeutsam, dass der Körper im Notfall nicht schon zu viel Weg zurücklegt, bis der Gurt ihn auffängt, erläutern Experten. Bewegt sich jedoch etwa der Fahrer bei einem Unfall zu weit nach vorn, besteht die Gefahr, dass er mit dem Kopf auf dem Lenkrad aufschlägt und sich dabei verletzt. Beim Beifahrer gilt dies für das Armaturenbrett. Daher sollten sich Autoinsassen für die Fahrt besser zu stark auftragender Kleidung entledigen, also auch z.B. wattierter Winterjacken. Übrigens empfiehlt es sich ebenfalls, zu vermeiden, dass der Gurt über harte Gegenstände wie etwa Stifte oder das Handy läuft. Denn auch diese Utensilien können bei einem Unfall die Verletzungsgefahr erhöhen.

Doch zurück zur Winterbekleidung: Nahezu jedem dürfte schon aufgefallen sein, dass man durch dicke Kleidung in seiner Beweglichkeit eingeschränkt wird. Dies kann sich als besonders nachteilig erweisen, wenn man am Lenkrad eines Fahrzeugs sitzt. Dann wird z.B. der Blick zurück über die Schulter unnötig erschwert. Und wer zum Schulterblick nicht mehr in der Lage ist, kann zu einer Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer werden, warnen Fachleute. Deshalb sollte man auch unter diesem Gesichtspunkt lieber die in der Regel überschaubare Zeit ertragen, bis die Autoheizung den Fahrzeug-Innenraum auf wohlige Temperaturen gebracht hat, anstatt sich im dicken Daunen-Outfit ins Auto zu setzen. Denn die Gefahr, dadurch zu Schaden zu kommen, ist einfach zu groß. Quelle: Goslar Institut / DMM