Wieder im Gespräch: Untermeerestunnel Marokko-Spanien

Vorbild soll der Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbvritannien sein: Seit Jahren diskutieren der spanische Regierung und das nordafrikanische Klnigreich Marokko über ein unterirdisches Tunnelprojekt, das die beiden Länder unter der „Straße von Gibraltar“ mit der Eisenbahn verbinden soll. Der 30 km lange "Afrotonel" zwischen Tarifa und Tanger soll nach Stand heute etwa 5 Mrd. Euro kosten und Ende der 2030er Jahre realisiert sein.

Pro Jahr könnten durch den Bahntunnel zwischen beiden Kontinenten 9,6 Mio. Passagiere und 6 Mio. t Güter befördert werden. Auf einem Gipfeltreffens zwischen Spanien und Marokko in Rabat versicherte Spaniens Ministerin für Verkehr, Mobilität und städtische Agenda (Mitma), Raquel Sánchez, dass "wir die Studien für das Projekt der festen Verbindung durch die Straße von Gibraltar, das von beiden Ländern vor 40 Jahren initiiert wurde, vorantreiben werden. Ein strategisches Projekt für Spanien und Marokko, aber auch für Europa und Afrika." Aufgrund der politischen Diskussion um die "Westsahara" war das Projekt für lange Zeit unterbrochen worden. 

Im Rahmen der Intensivierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern unterzeichnete Raquel Sánchez zwei Absichtserklärungen mit Marokkos Minister für Infrastruktur und Wasser, Nizar Baraka, und dem Minister für Verkehr und Logistik, Mohammed Abdeljalil. Darin soll der Rahmen für die Zusammenarbeit beider Nationen in den Bereichen Verkehr und Infrastruktur festgelegt werden. 

"Spanien unterstützt Marokko in seiner ehrgeizigen Strategie, sich mit einem Infrastrukturnetz auszustatten, das dem Land eine führende Position in der Region verschafft, was wiederum der Wirtschaft und den Bürgern zugute kommt. In diesem Rahmen möchte Spanien an den neuen Infrastrukturentwicklungen teilhaben, insbesondere an den Plänen zum Ausbau des Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetzes und des Flughafennetzes", so die Ministerin in ihrer Rede auf der Plenarsitzung des Gipfels Spanien-Marokko in Rabat.

In diesem Zusammenhang erinnerte die Ministerin daran, dass Spanien im Bereich der Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur in Europa führend ist, sowohl was die Größe des Netzes als auch die Technologie und das Management betrifft, und dass es im Bereich der Häfen und Flughäfen eine führende Position in Europa einnimmt.

Daher sind spanische Unternehmen, sowohl öffentliche als auch private, daran interessiert, sich an Marokkos Plan zu beteiligen, sein Hochgeschwindigkeitsnetz um 1.300 km neue Strecken zwischen Casablanca-Marrakesch-Agadir einerseits und Oujda und Rabat andererseits zu erweitern und sich an den Erweiterungs- und Modernisierungsprojekten seines Flughafen- und Flugsicherungsnetzes zu beteiligen.

U.a. heißt es im MoU über den Verkehr, dass beide Länder bei der Entwicklung der Eisenbahninfrastruktur und der Nutzung des Eisenbahnbetriebs und des Eisenbahnverkehrs zusammenarbeiten können, einschließlich der Instandhaltung von Zügen und rollendem Material, der Planung von Werkstätten, der Ausbildung von Bahnpersonal, der Einführung und Nutzung von Eisenbahnverkehrsmanagementsystemen u.a.m..
Die Verhandlungen über den Bau einer festen Verbindung zwischen Spanien und Marokke begannen 1979. Damals wurde sogar der Bau einer Hängebrücke über die Meeresenge von Gibraltar in Erwägung gezogen, eine Option, die 1995 verworfen wurde. Sowohl Spanien als auch Marokko hatten in den letzten Monaten ihr Interesse an einer Wiederaufnahme des Projekts bekundet. Quelle: Le Razon / Maghreb-Post / DMM