Will Lufthansa Flugzeuge verkaufen?

Jetzt wird auch für die Lufthansa das Geschäftsmodell „Sale and Lease back“ interessant. Durch den Verkauf von Flugzeugen – die LH ist offiziell Eigentümerin von 86 % ihrer Flotte – und umgehendes Zurückleasen kann sich der Carrier noch mehr Liquidität verschaffen. Nachteil: Der sinkende Buchwert der verbleibenden Flotte bedeutet auch weniger Sicherheiten gegenüber Kreditgebern. Und i.d.R. sind die Leasingraten nicht gerade niedrig. Schlechte News für Geschäftsreisende: Neue Jets sollen noch enger bestuhlt werden.

Noch im März hatte Konzernchef Carsten Spohr gesagt, ein Verkauf von Teil der Flotte käme für ihn nicht infrage. Nun, da die Lufthansa kurz vor der Pleite stand und nur durch Staatshilfe am Leben erhalten wird, der Kurswechsel. Die Lufthansa und ihre Wettbewerber können nur hoffen, dass es nicht zu einer zweiten Corona-Welle kommen wird, die durch den von der Touristikverbänden geforderten ungezügelten Tourismus nicht ausgeschlossen ist. Denn dann dürfte es dem Luftfahrtkonzern schwer fallen, Kredite plus Zinsen zurückzuzahlen – in Deutschland, der Schweiz und wahrscheinlich auch in Österreich und Belgien. Zugleich muss er liquide bleiben.

Das Sale and Lease Back-Verfahren klingt zwar ganz gut. Dadurch würde die Lufthansa frisches Geld bekommen, muss dann aber die laufenden Kosten, darunter die meist horrend hohen Leasingraten, übernehmen. Auf Nachfrage von aeroTELEGRAPH erklärte Carsten Spohr, die meisten Flugzeuge im Eigentum des Lufthansa-Konzerns kämen für Sale and Lease Back infrage. Es gehe bestimmt um rund 500 Stücks.

Um finanziell einigermaßen klar zu kommen, verhandelt Lufthansa mit Airbus und Boeing auch über spätere Auslieferungen neuer Jets. Dabei gehe es um alle Flugzeugtypen, von der A320 neo über A350 bis hin zu Dreamlinern und B777-9. Man versuche, die Lieferungen so lange wie möglich hinauszuzögern. Mindestens 80 neue Flieger bekommt der Konzern bis Ende 2023 dennoch. Geschäftsreisende müssen sich übrigens darauf gefasst machen, dass der Sitzkomfort in künftigen neuen Kurz- und Mittelstreckenjets noch schlechter wird. Denn in die neue Flieger sollen noch mehr Sitze gepresst werden. Quelle: Lufthansa / aerotelegraph.com / DMM