Wir brauchen und wollen das Auto

Der Pkw wird noch für viele Jahre das beliebteste und meist genutzte Mobilitätsinstrument bleiben. Das gilt für den privaten Sektor ebenso wie für den gewerblichen. Über 80 % der Bundesbürger wollen nicht auf ein eigenes Auto verzichten. 92 % von ihnen halten ihren Wagen immer in Top-Zustand, sofern er privat genutzt ist. Im Fall von auch privat genutzten Firmenfahrzeugen übernimmt der Arbeitgeber die Kosten für den Erhalt eines ordentlichen Zustands des Fahrzeugs. Fünf aktuelle Studien im Überblick mit Ergänzungen durch DMM.

„Der weiterhin sehr starke Wunsch nach dem eigenen Auto wird auch durch die Pkw-Neuzulassungszahlen in Deutschland bestätigt: Nach einem Corona-bedingten Markteinbruch bis zur Mitte des Jahres 2020 kamen in den drei Monaten September, Oktober und November insgesamt rund 830.000 neue Pkw auf die Straße. Das liegt sogar leicht über dem Volumen des Vorjahresniveaus“, betont Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

Laut AutoScout 24 ist für die meisten Deutschen das eigene Auto nicht nur unentbehrlich und wird höchst ungern verliehen: Bei der Neuanschaffung ist die hohe Wertschätzung ebenfalls messbar. So planen 56 % der Deutschen, mehr Geld für Qualitäts-, Sicherheits- oder Umweltaspekte bei einem neuen Fahrzeug ausgeben.

Dazu passt, dass die Käufer in Deutschland bereit sind, mehr Geld für ihren Neuwagen auszugeben. Laut einer Marktanalyse des CAR Center Automotive Research-Instituts ist der durchschnittliche Listenpreis in den ersten acht Monaten 2020 auf 37.710 Euro gestiegen, ein Plus von 8 % gegenüber dem Vorjahr – und laut Studie der höchste Anstieg seit über zehn Jahren. Wesentlich getrieben wird der große Anstieg der Durchschnittspreise durch das Verhalten der Autokäufer, hochwertigere Produkte zu kaufen, so die Analyse der Studie. Übrigens: Der Listenpreis für E-Modelle lag im Schnitt noch einmal 10.000 Euro höher. Dafür sind Elektroautos auch sehr viel effizienter und besser als Verbrenner. Aber: Die Studie unterschlägt, dass die meisten Bundesbürger gar nicht das viele Geld für den Kauf eines Neuwagens haben. Eine Studie zeigt auf, dass Neuwagen ganz oben auf der Liste der finanzierten Güter in Deutschland stehen. 2020 wurden etwa 80 % aller Neuwagen finanziert bzw. geleast. Die Gründe hierfür liegen klar auf der Hand:  Immerhin kosten Fahrzeuge einen Betrag, den nur wenige angespart haben. Die beliebtesten Finanzierungsformen sind der Ratenkredit und Leasing, Letztere vor allem bei Unternehmen. Das bedeutet, die meisten neuen Autos gehören dem Leasinggeber, einer Autobank oder den bekannten Kreditinstituten.

Bei den E-Autos erlebt Deutschland gerade einen regelrechten Boom: Im November verfünffachten sich die Neuzulassungen von E-Autos gegenüber dem Vorjahresmonat; jedes fünfte Auto, das derzeit in Deutschland neu zugelassen ist, ist ein Elektrofahrzeug.

Wie eng die „Beziehung“ zwischen dem Pkw-Halter und seinem eigenen Auto ist, hat vor kurzem der Autodaten-Spezialist DAT untersucht. Das Ergebnis widerlegt die oft formulierte These, wonach den Menschen das eigene Auto weniger wichtig sei. Das Gegenteil ist der Fall. Für 92 % aller Fahrzeugbesitzer muss der Wagen immer in einwandfreiem technischem Zustand sein. Vier von zehn Befragten lassen kleinere Roststellen und Kratzer sofort beseitigen. Und gut jeder Vierte (28 %) hat seinen Pkw so liebgewonnen, dass eine Reparatur sogar dann in Erwägung gezogen wird, wenn sich diese wirtschaftlich eigentlich nicht rechnet.

Auch der 2020 EY Mobility Consumer Index kommt in einer Befragung von mehr als 3.300 Konsumenten in neun Ländern (China, Deutschland, Indien, Italien, Singapur, Süd-Korea, Schweden, Großbritannien und USA) zu dem Ergebnis, dass das eigene Auto der neue Trend ist. Fast ein Drittel derjenigen, die kein eigenes Auto besitzen, beabsichtigt den Autokauf in den nächsten sechs Monaten. Und von diesen würden sich wiederum fast 30 % für ein Elektroauto (BEV oder Hybrid) entscheiden. Als Hauptgründe für die Kaufbereitschaft geben die Menschen die Folgen der COVID-19 Pandemie an.

Besonders interessant ist der Befund der EY-Studie, dass insbesondere die Millennials- Generation, also die 24- bis 39-Jährigen, in den nächsten sechs Monaten weltweit für eine hohe Pkw-Nachfrage sorgen werden. 45 % aller Erstautokäufer werden der Umfrage zufolge der jüngeren Generation angehören.

Natürlich verändern auch die Corona-Pandemie und ihre Folgen das Mobilitätsverhalten der Menschen und verstärken das Interesse am eigenen Auto. Einer Umfrage von McKinsey zufolge halten nur 12 % der Deutschen die öffentlichen Verkehrsmittel derzeit für ein sicheres Umfeld, obwohl der ÖPNV etwa 100mal klima- und umweltfreundlicher ist als der Pkw. Das eigene Auto liegt mit 80 % mit großem Vorspring an der Spitze. Die McKinsey-Studie umfasst die USA, China, Japan, Großbritannien, Deutschland, Italien und Frankreich. Das Ergebnis insgesamt: 80 % der Befragten setzen auf das Auto, lediglich 8 % auf „Public Transport“. Der Trend ist offenbar weltweit zu beobachten.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Online-Automarkt AutoScout24: Vier von fünf Deutschen (82 %) würden aufgrund von Corona derzeit sogar unter keinen Umständen auf das eigene Auto verzichten wollen – die Mehrheit möchte es derzeit noch nicht einmal verleihen. Demnach wird das eigene Auto aufgrund der Pandemie als das sicherste Verkehrsmittel erachtet, um sich vor einer Infektion zu schützen - ein europaweiter Trend also.

Ähnlich wie McKinsey sieht auch EY einen klaren Trend hin zum Auto: So sagen 78 % der Befragten, dass sie in einer Post-Corona-Zeit das Auto noch stärker für Reisen nutzen werden. Und von dieser Gruppe sind gut die Hälfte (52 %) „Millennials“. Die steigende Nachfrage wird laut EY vor allem von China und Indien getrieben: 90 % der Befragten in China wollen ihr Auto stärker nutzen, in Indien sind es 85 %. Deutschland folgt mit 81 % dicht dahinter.

Hildegard Müller glaubt: „Die Ergebnisse aller Studien beweisen, dass wir eine Diskussion zur Mobilität der Zukunft brauchen, die sich an den Lebenswirklichkeiten und den Bedarfen der Menschen orientiert. In Städten gilt dies genauso wie in den ländlichen Räumen. Die Konzepte für eine Mobilität der Zukunft müssen die verschiedenen Interessen und Perspektiven berücksichtigen − nur so lässt sich auch ein Erfolg bei der Erfüllung der Klimaschutzziele erreichen." Quelle: VDA / DMM