Wir haben den neuen Audi A5 gefahren

Der neue Audi A5 ist quasi das Update des vormaligen A4. Die „5“ deshalb, weil Volkswagens Ingolstädter Edeltochter ihren Baureihen mit Verbrennungsmotor nur noch ungerade Nummern vergibt, die geraden Nummern sind den Elektro-Fahrzeugen vorbehalten. DMM war bei der Weltpremiere des auf Premium getrimmten A5 dabei. Ob der neue A5 die letzte Verbrennerneuheit Audis sein wird?

GZ mit dem neuen Audi A5. Foto: Audi

Neuer Audi A5 - modernes Cockpit mit Curved Display und mit einer wahren Informationsflut. Foto: Audi

Macht beim Exterieurdesign von allen Blickwinkeln eine gute Figur, der neue A5. Foto: Audi

Wir waren von den Qualitäten des Neulings zwar überzeugt. Aber: Auch wenn der Wagen optisch und technisch noch so toll ist, er ausgezeichnetes Premium-Feeling und Fahrgefühl vermittelt, fragt sich, ob die Firmenklientel, auf die der A5 zweifellos zugeschnitten ist, so zugreifen wird, wie sich die Audianer das erhoffen. Denn die schon nahe Zukunft heißt nicht Benziner und auch nicht Diesel. Das zeigt sich auch darin, dass Mobilitätsmanager immer mehr zu Plug-in-Hybriden und batterieelektrischen Fahrzeugen für ihre Fuhrparks greifen. Und auch Freiberufler (Selbstständige) wenden sich zunehmend von den reinen Verbrennern ab, erst recht vom Diesel. 

Aus unseren Gesprächen mit Audi-Motorenentwicklern lässt sich heraushören, dass die Ingenieure vorläufig noch an die Verbrennertechnologie glauben. Erstmals basiert ein Modell aus dem VW-Konzern auf der Premium Platform Combustion (PPC), gewissermaßen einem weiterentwickeltem Modularen Längsbaukasten (MLB). Die neue Plattform ermöglicht nicht nur die Verwendung größerer Batterien bei zukünftigen Plug-in-Hybriden (im A5 erst ab 2025), sondern auch den Einsatz der sogenannten MHEVplus-Technologie. Die steckt in den teilelektrifizierte Benzin- und Dieselaggregaten. Mit der Baureihe des neuen A5 und dessen Performance-Version S5 kommen die ersten Motoren mit der neuen MHEV plus-Technologie auf den Markt – einem 48-Volt-Mild-Hybrid-System mit Triebstranggenerator, Riemenstartergenerator und Lithium-Eisenphosphat-Batterie. Das MHEV plus-System hebt Performance und Effizienz der neuen A5 TDI und des S5 Modelle zweifellos auf ein neues Level. Während die Systeme bei unseren Fahrtests auf Passstraßen durch die elektrische Zusatzleistung von bis zu 18 kW (24 PS) für Dynamik sorgten, zeichneten sie sich im Stadtverkehr von Nizza durch rein elektrische Fahranteile im Stop-and-Go-Verkehr aus. Der Triebstranggenerator speist beim Verzögern mit bis zu 25 kW Rekuperationsleistung Energie zurück in die kompakte Lithium-Eisenphosphat-Batterie. 

Das MHEV plus-System bringt zudem zahlreiche Vorteile im Stadtverkehr. Einerseits senkt die elektrische Unterstützung des Verbrennungsmotors den Kraftstoffverbrauch vor allem bei langsamer Fahrt signifikant. Andererseits hilft die gespeicherte Energie, energieintensive Verbraucher mit Strom zu versorgen, auch wenn der Verbrennungsmotor nicht in Betrieb ist – etwa an Ampeln. So läuft zum Beispiel der elektrisch angetriebene Klimakompressor bei entsprechendem Batteriezustand weiter und hält den Innenraum auf komfortabler Temperatur.

Interieur. Bei unserer ersten Ausfahrt mit dem neuen A5 waren wir vom Design des Innenraums, den langstreckentauglichen Sitzen und der Qualität der verwendeten Materialien und Haptik weitgehend überzeugt. Nicht so ganz Audi-like erschien uns aber  das doch sehr einfache Plastik des Handschuhfachs oder der Türgriffschalen. 

Beim Einsteigen fällt der Blick sofort auf die neuen Displays: das 11,9 Zoll große Audi virtual cockpit und das 14,5 Zoll große MMI Panoramadisplay im Curved Design. Auf Wunsch ergänzt das optionale, 10,9 Zoll große MMI Beifahrerdisplay die Digital Stage, die digitale Bühne. Hervorragende Ergonomie und eine einfache, auf den Fahrer zentrierte Bedienung waren zentrale Bausteine bei der Entwicklung dieses Konzepts. Das gebogene Panoramadisplay ist so gestaltet, dass es mühelos erreicht und bedient werden kann. Beide Bildschirme setzen auf OLED-Technologie, sind gestochen scharf und relativ schnell und intuitiv bedienbar. Leider hat Audi die verschiedenen Tachografiken im Virtual Cockpit wegrationalisiert und gegen eine standardisierte Ansicht getauscht. Und die Informationsflut auf den bis zu vier Screens (inkl. Beifahrerbildschirm und Head-up Display) ist schon enorm. 

Der Sprachassistent versteht weitgehend natürliche Sprache und lernt auch selbstständig. Man muss nur „Hey Audi“ sagen oder eine entsprechende Taste am Lenkrad drücken. Darüber können verschiedene Fahrzeugfunktionen ausgeführt, die Navigation gestartet oder Allgemeinwissen abgefragt werden. Kann der Audi assistant die Frage nicht beantworten, kommt der über Microsoft Azure OpenAI Service bereitgestellte KI-Chatbot ChatGPT zum Einsatz, der auf Millionen von Datensätzen zurückgreift und daraufhin Antworten liefert. Für Fahrende geschieht dies nahtlos, da alle Funktionen in den Audi assistant integriert sind.

Eine Neuentwicklung ist auch das Head-up-Display (HUD). Der sichtbare Bildbereich ist um mehr als 85 % größer als bisher und die Darstellung nochmals deutlich präziser. Zudem ist das HUD jetzt konfigurierbar und zeigt auf Wunsch weitere Inhalte. Das HUD zeigt Informationen übersichtlich an, z.B. Geschwindigkeit, Assistenzsysteme, Navigationsanweisungen oder Mediendaten. Die neu konzipierte Steuerung über das Lenkrad ermöglicht dabei ein Scrollen durch Listen und ebenso die direkte Auswahl, ohne dass der Blick von der Straße genommen werden muss. Auch Anrufe können über das HUD entgegengenommen und ausgeführt werden. Je nach Modell und Ausstattung gibt es weitere Anzeigemodi.

Wichtig fürs „Arbeiten unterwegs“: Die Akustik beim Telefonieren profitiert von den Kopfstützenlautsprechern, denn Telefonate sind außerhalb des Fahrzeugs nicht hörbar und die Insassen auf den Vordersitzen können persönliche Telefongespräche führen. Auf Wunsch werden auch Navigationsansagen direkt in die Fahrerkopfstütze übertragen, auf anderen Plätzen wird somit niemand gestört. 

Fahrwerk und Lenkung. Bei der Entwicklung der Neulinge A5/S5 standen die markentypischen Fahreigenschaften ganz oben im Lastenheft. Zu diesen Eigenschaften zählen müheloses und präzises Fahren. Der neue Audi A5 soll im Fahrverhalten durch Dynamik und Agilität überzeugen, aber auch durch Komfort. Dafür hat Audi das Fahrwerk mit einer Vielzahl von Detailverbesserungen überarbeitet. So wurde die Lenkung direkt an die Karosserie angebunden und nutzt zusätzlich einen deutlich steifer ausgelegten Torsionsstab. Diese Maßnahmen reduzieren die Elastizitäten vom Lenkrad bis zum Rad. Dadurch erhält der Fahrende in jeder Situation eine präzise Rückmeldung von der Straßenbeschaffenheit.

Die Audi A5 Familie profitiert bei Kurvenfahrten von einer hecklastigeren Verteilung der Wankabstützung und einer steiferen Anbindung der Hinterachse und lässt sich so agil steuern. Das integrierte Bremsregelsystem mit Brake-Torque-Vectoring ermöglicht einen dynamischen Aufbau des Bremsdrucks. Durch gezielte Bremseingriffe an den kurveninneren Rädern unterstützt es zudem bei dynamischen Kurvenfahrten.

Serienmäßig rollt der neue Audi A5 mit einem dynamisch abgestimmten Stahlfahrwerk vom Band. Alternativ stehen ein S-Sportfahrwerk (Serienbestandteil beim Audi S5) und ein S-Sportfahrwerk mit elektronischer Dämpferregelung zur Wahl. Aber das braucht man nun wirklich nicht. 

Neue Maßstäbe beim digitalen Licht. In der Front bietet die A5 Familie ein digitales, optional individualisierbares Tagfahrlicht mit LED-Technik an und im Heck die digitalen OLED-Heckleuchten der zweiten Generation. Mit rund 60 Segmenten pro digitalem OLED-Panel entwickelt sich der A5 im Fahrzeugheck mehr und mehr zum Display. Dies ermöglicht Car-to-X-Kommunikation und erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr. Dazu zählt beispielsweise das neue Kommunikationslicht, das beim automatisierten Parken und bei einer Unfall- oder Gefahrenstelle andere Verkehrsteilnehmer durch eine spezifische Lichtsymbolik innerhalb der digitalen Lichtsignatur warnt.

Die dynamischen Lichtinszenierungen beim Entriegeln und Verlassen des Fahrzeugs spiegeln die Ästhetik der Bewegung als Teil der Audi DNA wider. Ebenso wie die aktive digitale Lichtsignatur, die das Licht in Scheinwerfern und Heckleuchten auf nie dagewesene Weise in Bewegung bringt. Die Scheinwerfer und Heckleuchten sind dreidimensional gezeichnet, bieten optionale digitale Lichtsignaturen und bringen so die physische und die digitale Welt zusammen.

Unser erstes Fazit: Die Audianer haben mit dem neuen A5 zweifellos einen sehr schicken Wagen auf die Räder gestellt, als Limousine wie als Avant. Das Fahrzeug haben sie nicht nur in Sachen Abmessungen erheblich größer gemacht – ob das der Weisheit letzten Schluss ist, sei dahingestellt –, sie haben ihn auch in die obere Mittelklasse gehoben. Was wir als problematisch ansehen, sind die aufgerufenen Preise. Der Wagen, vor allem der S5, ist empfindlich teuer geworden, die ellenlange Zusatzausstattungsliste tut ihr Übriges dazu. Quelle: DMM / Audi