Wo landet Condor in der Zukunft?

Vor drei Jahren, am 27. Juli 2021, übernahm nach Zustimmung der Kartellbehörden und der EU-Kommission der Finanzinvestor Attestor 51 % von Condor. Die anderen 49 % liegen aufgrund der Staatshilfen in der Pandemie beim deutschen Staat bzw. bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Gut möglich, dass Condor in einigen Jahren als schön gemachte Braut an einen neuen Bräutigam (Investor) verkauft wird. Foto: Airbus

In der Mitteilung zum Kauf von Condor war Attestor als inhabergeführter, langfristig orientierter Vermögensverwalter bezeichnet worden. In der Branche wird die Finanzfirma aber auch oft als Hedge Fund bezeichnet, auch das Wort Geierfonds fällt ab und an. Immer wieder ist Attestor durch Investitionen in hoch verschuldete Firmen aufgefallen. Die sechs Partner der Gesellschaft mit beschränkter Haftung betreuen nach eigenen Angaben Vermögen von wohlhabenden Familien und Universitätsstiftungen im Umfang von 5,5 Mrd. Euro. Ihr Spezialgebiet: Unternehmen in der Krise, die sie günstig kaufen, wieder aufpäppeln und später mit Gewinn verkaufen können.

Sobald Condor ihre Kredite bei der KfW zurückgezahlt hat, kann Attestor die restlichen 49 % Anteile zu einem festen Preis übernehmen. Dennoch wird die Finanzfirma wohl nicht ewig Eigentümerin bleiben. Zwar gebe es kein festes Enddatum, aber die Strategie sei stets, am Tiefpunkt eines Zyklus zu investieren und später auf einem geglaubten Höhepunkt vielleicht wieder herauszugehen», so Condor-Chef Peter Gerber in einem Pressegespräch. 

„Wir müssen uns fragen: Was passiert dann?“, so Gerber. Denn das Airline-Geschäft sei ein Größengeschäft. Heißt: Wenn man zu klein ist, kann man auf Dauer alleine nicht oder nur sehr schwierig überleben. Ab 2026 will Condor daher bereit sein, um in einem eventuellen Bieterwettbewerb, oder wenn Interessenten kommen» aus einer Position der Stärke heraus zu handeln, sagte der Manager, der die Fluglinie seit Februar leitet.

In den nächsten drei Jahren will Condor daher zugleich Kunden mit ihrem Produkt überzeugen und mögliche Investoren mit finanziellem Erfolg. 

Gerber sieht dabei zwei Vorteile auf Condors Seite: 

  1. „Zum einen war die Führung vor mir so mutig, in neue Flugzeuge zu investieren mitten in der Pandemie.“» Das sei nun ein Wettbewerbsvorteil. Die Fluggesellschaft hat ihre Langstreckenflotte bereits komplett von alten Boeing 767 auf neue Airbus A330 Neo umgestellt. Kürzlich ist nun auch die Einflottung von Airbus A320 Neo und A321 Neo für die Kurz- und Mittelstrecke gestartet.
  2. Zum anderen sieht Geber einen Vorteil darin, dass Condor in zwei Marktnischen unterwegs ist: dem Geschäft mit Reiseveranstaltern rund ums Mittelmeer und dem auf dem Nordatlantik. Zwar gebe es viele größere Wettbewerber im Transatlantik-Geschäft, doch „mit neuen Flugzeugen und einem guten Produkt können wir da ein bisschen unter dem Schirm mitfliegen“, ohne von Größeren als echte Konkurrenz angesehen zu werden.

Um sich noch besser aufzustellen, will Condor in den kommenden Jahren u.a. ihren Markenauftritt besser auch auf Business-Class-Reisende zuschneiden und bei denen mit ihrem neuen Produkt im A330-900 punkten. Sie möchte auf weitere Partnerschaften setzen, wie zuletzt schon mit Emirates, Flydubai und Westjet. Und sie wird noch vor Ende Juli eine freiwillige Möglichkeit zur Klimakompensation einführen.

„Wir werden – gestaffelt nach Streckenlänge – die Möglichkeit anbieten, einen Klimabeitrag zu leisten“, erklärt Gerber. Das geschieht über nachhaltigen Flugtreibstoff (SAF) sowie über Kompensationsprojekte und ist ab ca. 20 Euro möglich. Condor wird den Klimabeitrag so in den Buchungsprozess einbinden, dass Gäste ihn als Sonderleistungen auswählen können. Quelle: Condor / aerotelegraph.com / DMM