Würzburg-Volkach mit Akku-Zügen?

Ein Ingenieurgutachten soll klären, welche technischen Voraussetzungen im unterfränkischen Seligenstadt nötig sind, um die Schienen der Mainschleifenbahn wieder an die Strecke Bamberg-Schweinfurt-Würzburg anschließen zu können. In erster Linie geht es um Weichen, Signale und Stellwerkstechnik. Den entsprechenden Auftrag hat die Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn in enger Abstimmung mit den Landkreisen Kitzingen und Würzburg sowie der DB an ein Fachbüro Mitte März vergeben.

Erstellt wird dabei auch eine erste Kostenkalkulation. Zwar fällt der eigentliche Bahnhofsbereich Seligenstadt in die Verantwortung der Deutschen Bahn und damit in die des Bundes, die Untersuchung wird trotzdem ein erster Baustein zu einer möglichen Reaktivierung der Volkacher Strecke sein. Ein weiteres Gutachten soll ermitteln, wie teuer der Bau von neuen, barrierefreien Bahnsteigen, verbesserten Bahnübergängen sowie die Anhebung der Streckengeschwindigkeit auf der Nebenbahn kommen werden. Statt der bisherig dort maximal zulässigen 50 km/h soll eine künftige Mainschleifenbahn hier mit 60 bis 80 km/h und damit in gut 25 Minuten zwischen Volkach und Würzburg pendeln – vielleicht schon ab 2024.

Die technischen Voruntersuchungen für eine mögliche Reaktivierung sollen bis Mitte 2020  abgeschlossen sein. Dann wird klar sein, wie viel der Umbau der Museumsbahn zur zeitgemäßen SPNV-Strecke kostet – so Thomas Benz von der Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn.

Während der Ausbau von Schienen und Bahnsteigen eine Aufgabe der Region ist, bleibt für die Züge die Bayerische Eisenbahngesellschaft – kurz BEG – zuständig. So wie auch auf allen anderen Nahverkehrsstrecken im Freistaat, wäre sie hier für die Ausschreibung der Schienenverkehre nach Volkach zuständig und würde diese auch bezahlen.

Die ersten modernen Fahrzeuge - auch für einen emmissionsfreien, elektrischen Betrieb zwischen Würzburg und Volkach denkbar - gibt es inzwischen. Alstom, Bombardier und auch Siemens mobility haben solche Züge entwickelt, die CO2-neutral zu betreiben sind. Sie fahren auf nicht elektrifizierten Bahnlinien mit Akkubetrieb. Auf elektrifizierten Strecken holen sie sich ihren Strom aus der Fahrleitung und laden damit gleichzeitig ihre Batterien wieder auf. Dabei sind 140 km/h möglich, auf Nebenbahnen noch 100 km/h.

Am 14. Februar 1909 eröffnet ist die „Mainschleifenbahn“ zwischen Seligenstadt und Volkach/Main eine der letzten erhaltenen Nebenbahnen aus der Zeit der königlich-bayerischen Staatsbahn die es in Unterfranken noch gibt. Fast alle anderen Trassen aus dieser Zeit sind inzwischen abgebaut.

Als technik-, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Einheit verbindet sie die Volkacher Mainschleife, eine der schönsten Landschaften Bayerns, mit Würzburg, dem kulturellen Zentrum Unterfrankens. Die 10 km lange Trasse beginnt im Volkacher Ortsteil Astheim am westlichen Ende der neu erbauten Mainbrücke. Die frühere Mainbrücke wurde bis 1991 von Bahn und Straße gemeinsam genutzt; bis zu Streckenstilllegung fuhren die Züge noch über den Main zum damaligen Bahnhof Volkach. In Seligenstadt bestand bis 1994 ein Anschluss zur bereits 1854 fertiggestellten Ludwigs-West-Bahn Würzburg-Schweinfurt-Bamberg.

Historie. Wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Volkacher Mainbrücke am 07. April 1945 durch schwachsinnigen Befehl geistig minderbemittelter Offiziere der Wehrmacht gesprengt und vier Jahre später durch ein Provisorium ersetzt, das nur bis zur Errichtung eines neuen Brückenbauwerks dienen sollte. Dieses wurde jedoch über Jahrzehnte nicht realisiert.

Für den regelmäßigen Personenverkehr wurde die Trasse bis zum 28. September 1968 genutzt, doch auch danach fuhren noch Sonderzüge aus ganz Süddeutschland nach Volkach. 1991 wurde der Güterverkehr eingestellt, der zuletzt noch dem Bundeswehrstandort Volkach und Mineralöltransporten aus dem Öltanklager in Volkach gedient hatte. Am 28. Mai 1994 wurde die Mainschleifenbahn von der Deutschen Bahn stillgelegt. Unmittelbar nach der offiziellen Stilllegung der Trasse wurde im September 1994 in Volkach die Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn gegründet, die sich den Erhalt der Strecke zum Ziel gesetzt hatte. Bereits im Juli 1995 konnte als erster Erfolg die vorgesehene Demontage der Gleisanlagen durch die Deutsche Bahn verhindert werden. Den Ausbau der Seligenstädter Abzweigweiche von der elektrisch betriebenen Hauptbahn Bamberg-Würzburg am 17. Oktober 1998 konnte die Interessengemeinschaft jedoch nicht verhindern, so dass die Mainschleifenbahn seitdem vom Streckennetz der Deutschen Bahn getrennt und zur Inselstrecke geworden ist. Quelle: Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn / DMM