Zu wenige Geschäftsreisende und Tagungsgäste...

...Hotellerie und Restaurants am Verzweifeln. Auch wenn Restaurants und Cafés unter Auflagen wieder Gäste bewirten und Hotels private wie geschäftliche Touristen beherbergen dürfen, ist die Not in der Branche weiterhin groß. Nach wochenlanger Zwangspause klaffen riesige Löcher in den Bilanzen. Und ob 2020 eine Besserung eintritt, ist die Frage. Denn vor allem die Geschäftsreisenden und Tagungsgäste bleiben aus. Die Umsätze liegen weit unter den Vorjahreswerten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband) veröffentlicht hat.

DEHOGA-Präsident Guido Zöllick schlägt Alarm und mahnt dringend weitere Unterstützung für die Branche an: „Fast 60 % der befragten Betriebe sehen sich in ihrer Existenz gefährdet“, so Zöllick. Um Arbeitsplätze und Betriebe zu retten und eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes zu verhindern, fordert der DEHOGA eine Verlängerung der Kurzarbeitergeld-Regelung, die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung mit Einbeziehung der Getränke, eine Verlängerung der Überbrückungshilfen sowie eine gesetzliche Regelung zur coronabedingten Pachtminderung. „Denn die Krise ist noch längst nicht vorbei“, so Guido Zöllick. „Die Angst vor dem Winter ist groß.“

Die Corona-Pandemie hat das Gastgewerbe in seine größte Krise der Nachkriegszeit gestürzt. Von Januar bis Juli beklagen die Betriebe laut der aktuellen DEHOGA-Umfrage durchschnittliche Umsatzverluste in Höhe von 60,1 %. Dabei betrugen die Einbußen im März bereits 63,0 %, im April dramatische 86,8 %, im Mai 73,7 %, im Juni 52,2 % und im Juli 43,2 %. Bezogen auf das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit einem Umsatzrückgang im Schnitt von mindestens 51,0 %. Ein Grund für die Umsatzverluste sind auch die coronabedingten Vorschriften.

Aufgrund der Abstandsgebote ist die Kapazität der Betriebe um durchschnittlich 42,0 % eingeschränkt. „Das aktuelle Bild in der Branche ist sehr heterogen“, erklärt Zöllick. „Während die Restaurants und Hotels in den Urlaubsregionen Zuversicht schöpfen, ist die Lage der Betriebe in vielen Städten weiter katastrophal.“ Touristen aus dem Ausland und vor allem Geschäftsreisende fehlten. Messen, Kongresse und Tagungen fänden immer noch nicht statt. Sämtliche damit verbundene Hotel- und Gastronomieumsätze fielen aus. Das sei fatal insbesondere für Businesshotels und Eventcaterer. Der Vorbuchungsstand in der Hotellerie liegt deutlich unter dem Vorjahr. Im August liegen die Reservierungen 45,3 %, im September 50,3 % und im Oktober 53,4 % unter den Vorjahreswerten.

Die Corona-Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf den gastgewerblichen Arbeitsmarkt. Als besonders wirksames Instrument zur Abfederung der Corona-Folgen erweist sich das Kurzarbeitergeld. 79,8 % der Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt. Als „ermutigend“ wertet Zöllick die Angabe, dass 67,0 % der Betriebe in der Zwischenzeit Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt haben. Von notwendigen Entlassungen berichten indes 30,0 % der Betriebe. 24,0 % der Betriebe planen dies, Stand heute. Erfreulich ist hingegen, dass 89,6 % der Betriebe keine Aufhebung oder Kündigung der Ausbildungsverträge vorgenommen haben.

Die aktuelle DEHOGA-Umfrage mache deutlich, dass weitere Unterstützung unerlässlich sei, um die Branche durch die Krise zu führen. 62,1 % der Betriebe geben an, dass die bisher von Bund und Ländern angebotenen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme nicht ausreichten, um die Krise zu bewältigen.  Bei den bisher von den Betrieben genutzten Hilfsangeboten liegen laut Umfrage mit 64,8 % die Soforthilfen vom Land und 61,1 % die Soforthilfen vom Bund an vorderster Stelle. 12,2 % der Betriebe haben die KfW-Unternehmerprogramme in Anspruch genommen, 10,5 % die KfW-Schnellkredite. Auf die Möglichkeit der Steuerstundung bzw. die Herabsetzung der Vorauszahlungen durch die Finanzverwaltung haben 73,6 % der Betriebe zurückgegriffen.

Seit 10. Juli ist die Antragstellung auf Überbrückungshilfe möglich. Zum Zeitpunkt der Umfrage hätten erst 28,4 % der Betriebe den Fixkostenzuschuss beantragt, 31,0 % planen dies, 40,6 % haben noch keine Hilfen beantragt. Zudem laufe die Auszahlung gerade erst an. Angesichts der dramatischen Folgen der Corona-Krise für das Gastgewebe fordert der DEHOGA bereits jetzt eine Verlängerung des Programms insbesondere für die Betriebe, die weiterhin erhebliche Umsatzeinbußen erleiden bzw. noch nicht öffnen dürfen.

Die meisten Gäste zeigen Verständnis für die Corona-Auflagen. Laut den aktuellen Umfrageergebnissen teilen 89,7 % der Betriebe mit, dass sie mit der Einhaltung der coronabedingten Schutz- und Hygienemaßnahmen bei den Gästen auf Verständnis stießen. Zöllick sagt: „Es scheint allen klar zu sein, dass jeder von uns in der Verantwortung steht, eine zweite Welle zu vermeiden. Nur wenn sich Gastgeber, Mitarbeiter wie Gäste an die Corona-Auflagen halten, werden die wiedergewonnenen Freiheiten des Ausgehens und Reisens Bestand haben.“ Quelle: Dehoga / DMM