Zugunglück bei Koblenz

Mehrere Wagen eines Güterzugs sind am Sonntagabend im Bahnhof Niederlahnstein aus den Gleisen gesprungen. Daher ist die Bahnstrecke zwischen Koblenz Hbf und Bad Ems bis auf Weiteres gesperrt. Auch der Bahnhof Niederlahnstein ist nicht zugänglich.

Am Sonntag, 30. August 2020, ist gegen 18:40 Uhr ein Güterzug auf dem Weg von Rotterdam nach Basel vor dem Bahnhof Niederlahnstein in Höhe des Bahnstellwerks gegenüber der Feuerwache Nord entgleist. Von 19 mit Dieselkraftstoff beladenen Kesselwagen sprangen neun aus den Schienen, sechs davin stürzten um und Tausende Liter Diesel flossen ins Erdreich. Nach Abschaltung der Hochspannungsleitungen über den Gleisen, wurden die defekten Kesselwagen und der austretende Gefahrstoff mit Löschschaum abgedeckt. Der Brandschutz war sichergestellt und die Feuerwehr ist in ständiger Bereitschaft an der Unfallstelle. Die wichtige Gütermagistrale musste gesperrt werden. Von der Streckensperrung sind die Regionalbahnlinien 25 und 23 zwischen Koblenz und Gießen bzw. Mayen Ost und Limburg. Die Züge der Linie RB 23 aus Richtung Mayen Ost/Andernach enden und beginnen in Koblenz und aus der Gegenrichtung in Bad Ems. Die Züge der Linie RB 25 aus Richtung Gießen/Limburg enden und beginnen in Limburg und entfallen zwischen Limburg und Koblenz.

Für die Fahrgäste ist ein Ersatzverkehr mit insgesamt sechs Bussen zwischen Koblenz Hbf und Bad Ems eingerichtet. Zwei Busse verkehren als Schnellbus ohne Zwischenhalt für die entfallenden Züge der Linie 25. Vier weitere Busse ersetzen die Züge der Linie RB 23 und fahren alle Unterwegshalte an. Hierbei ist zu beachten, dass die Busse zum Teil längere Fahrzeiten haben und ein Halt am Bahnhof je nach örtlichen Gegebenheiten nicht immer möglich ist.

Wie lange die Arbeiten zur Störungsbeseitigung dauern, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Ermittlungen der zuständigen Behörden laufen. Verletzt wurde bei dem Unfall nach Angaben der Bundespolizei niemand.

Nur noch überwachte Züge sollen durchs Rheintal fahren dürfen – forderte am Montag, 31. August 2020, die Deutsche Schienenhilfe nach dem Zugunglück in Niederlahnstein (bei Koblenz). „Die Katastrophe ist da, und es war leider eine Katastrophe mit Ansage“, sagt der Sprecher der Deutschen Schienenhilfe, Dr. Jochen Zenthöfer, zu dem Zugunglück in Niederlahnstein bei Koblenz.

„Das Mittelrheintal ist täglich gefährdet.“ Sowohl rechts- als auch linkrheinisch könnten jeden Tag weitere Unfälle passieren. „Wir hatten ein Riesenglück. Nicht auszumalen, wenn die Güterwagen mit explosiven oder leicht entzündlichen Stoffen beladen gewesen wären. Es wird ja immer wieder auch Blausäure und Chlorgas durchs Mittelrheintal transportiert.
Und: Brennende Güterwagen sind uns noch durch den Eisenbahnunfall des Henkel-Zuges am 8. Februar 2019 im Bahnhof Unkel in böser Erinnerung. Hitzeschäden und Risse an den Fassaden, verbrannte Rollladen, Bewohner, die ihre Häuser mitten in der Nacht verlassen mussten.“

Die Einschläge kommen näher! Klar: Wo mehr gefahren wird, passiert auch mehr. Bis 2030 möchte die Bundesregierung den Anteil der Schiene am Modal Split auf 25% anheben, was einer Verdopplung der Züge im Rheintal gleichkommt. Aus Klimaschutzgründen ist das grundsätzlich in Ordnung. Nur: Damit können sich auch die Unfälle verdoppeln.
Eine Zugüberwachung des Rheintals ist dringend erforderlich.

Sowohl eine dringend erforderliche und priorisierte Digitalisierung der Rheinschienen mit ETCS (European Train Control System (Europäisches Zug-Kontroll-System)), als auch die Ausstattung der Güterwagen mit Sensorik oder Wayside-Monitoring muss dringend umgesetzt werden. Durch die Digitalisierung der Güterwagen mit Sensorik oder Wayside-Train Monitoring, dass die technischen Zustände von Güterwagen an der Strecke erfasst, können technische Defekte rechtzeitig erkannt und an den Lokführer weitgegeben werden.

Mit ETCS überwacht das System anhand von Angaben aus dem Streckenatlas, einer genauen Positionsbestimmung und vorgegebenen Führungsgrößen den Zug. Das System kann damit auch bei hohen Geschwindigkeiten rechtzeitig die richtigen Entscheidungen zur Sicherung der Zugfahrt treffen. Vergleichbar ist das System mit einem Autopiloten.
Die Deutsche Schienenhilfe dankt allen Helferinnen und Helfern, vor allem der Feuerwehr, für ihre Rettungsmaßnahmen. Quelle: DB / Deutsche Schienenhilfe / DMM