DMM Der Mobilitätsmanager

22 Der Mobilitätsmanager 12.2018 Interview GZ Fotos Adobestock/adrian_iie825 I GZ I Skycop Geschäftsreise • Luftfahrt DMM: 2017 gab es so viele Fluggästewienoch nie. Schuld daran ist die Billigfliegerei. Mit einemZuwachs von7,3 %wurdeweltweit die 4-Mrd.-Markebei denbefördertenFluggästen geknackt. 2018 wurden nach den neuen Zah- len bis jetzt etwa 23.000 Flüge annulliert, die Passagiere in Deutschland betreffen. Gegen- über dem Vorjahreszeitraum ist das ein Anstiegvonrund70%. Fast 6.000Flügewaren um drei Stunden und mehr verspätet. Erst dann steht Passagieren nach EU-Recht unter bestimmtenBedingungeneineEntschädigung von bis 600 Euro zu. Erschrecken Sie solche Zahlen nicht? Marius Stonkus: Nein. Dies ist ein normaler Prozess, und es ist davon auszugehen, dass die Anzahl an Passagieren weiter steigt. Wir erfas- sen rund umdieUhr Flughafenkapazitätsdaten, sowohl für unseren Betrieb als auch für Lang- zeitstudien. Nach einem Rückbau zwischen 2008 und 2013 bauen die Flughäfen ihre Kapa- zitätspläne nun erneut aus: 111 Flughäfen pla- nen eine Kapazitätssteigerung von 16 %, was 4 Mio. mehr Flugbewegungen bedeutet. Dieses Wachstum konzentriert sich vor allem auf die 20 wichtigsten Flughäfen, die ein Wachstum von 28 % oder 2,4 Mio. Starts/Landungen pla- nen. An Flughäfen in 17 EU-Ländernwirdmehr Kapazität benötigt. Die gesamtenNetzwerkver- zögerungen werden sich auf durchschnittlich 20 Minuten pro Flug erhöhen. Außerdem ändert sich das Klima, was Auswirkungen auf die Luftfahrtinfrastruktur, die Nachfrageent- wicklung und den täglichenBetriebhabenwird. DMM: Sie sind noch relativ kurze Zeit im Markt aktiv und beobachten gleich mal jede MengeunzufriedeneundoftempörteKunden, chaotische Zustände an den Flughäfen und Airlines, deren Ruf sich dank Verspätungen und Ausfällen immer weiter verschlechtert. Eine ideale Basis für Ihr Geschäftsmodell. In wieweit profitieren Sie von den vielen Nega- tivmeldungen, sprich,wie entwickelt sichdas Business für Ihr Unternehmen? Stonkus: Ich würde nicht zustimmen, dass diese Situation für unser Unternehmen ideal ist. Sie unterstreicht aber unsere Funktion, Auf- klärung, Information, Beruhigung und Unter- stützung zu bieten. Dabei ist es nicht in unse- rem Interesse, dass die Fluggesellschaften Probleme bekommen. Wir versuchen, Flugge- sellschaften zu unterstützen, indem wir ihre Kunden schulen und vertreten, Informationen sammeln, organisieren, zusammenfassen und übermitteln. DMM: Kurz zu Ihrem Unternehmen? Cop ist bekanntlicheinenglischer umgangssprachli- cher Begriff für einen Polizisten. Die Polizei handelt als ExekutivorganvonStaaten. Sehen Sie IhreRolle so fürdasGeschehen inderZivil- luftfahrt? Stonkus: Die Polizei hat die Aufgabe, der Öffentlichkeit zu dienen und sie zu schützen. Wir verstehen uns als Beschützer der Rechte von Flugreisenden. Viele wissen nicht, welche Rechte sie bei Flugstörungen haben. Deshalb arbeiten wir unermüdlich daran, Fluggesell- schaften daran zu hindern, ihren Kunden Ent- schädigungen abzusprechen oder zu verwei- gern. DMM: Bei derGründung IhresUnternehmens war Ihnen sicher bewusst, wie intensiv der Markt bereits mit Fluggastrechteportalen besetzt ist. Macht Ihnen die heftige Konkur- renz nicht ein bisschen Angst oder spornt es siean,besserzuseinalsdieanderenundwenn ja, warum sollen Kunden zu Ihnen kommen und nicht zur Konkurrenz? BÜROKRAT I E VERSCHRECKT NUR 2018 – Horrorjahr in der Luftfahrt: Zig Tausende Geschäftsreisende kennen diesen Anblick: Flugausfälle und Verspätungen. Wer mit dem Flugzeug reist, und das sind täglich hunderttausende Businesstraveller, ist durch die EU-Verord- nung (EG) Nr. 261/2004 geschützt. Doch die meisten verfügen nicht über das juristische Knowhow, um Entschä- digungen für annullierte Flüge oder Verspätungen zu beanspruchen. Wir sprachen mit Marius Stonkus, CEO von Skycop Ltd., einem international tätigen Fluggastrechteportal-Start-up aus Vilnius (Litauen).

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