Aus der Traum vom Überschall-Businessjet

Das US-Luftfahrtunternehmen Aerion Corporation (Sitz in Reno, US-Bundesstaat Nevada), das Überschallpassagierjets plante, meldete am Freitag, 21. Mai 2021, dass es den Betrieb einstellen wird. Hintergrund ist, dass die Beschaffung von frischem Kapital, das für die Weiterentwicklung und Produktion des Supersonic-Businessjets AS2 dringend gebraucht wurde, nicht gelungen ist.

Mit dem Aus des US-Luftfahrtunternehmens Aerion Corp. dürfte auch das Ende des schon sehr weit entwickelten Überschall-Businessjets AS2 besiegelt sein. Skizze: Aerion

Am Flughafen von Orlando (Florida) sollte noch in 2021 mit dem Bau des neuen Aerion-Hauptquartiers und Fertingungsstätte begonnen werden. Skizze: Aerion

Seit 2004 entwickelte das Unternehmen einen kleinen Überschall-Passagierjet AS2 für bis zu zwölf Passagiere, mit dem dank Tempo 1,4 Mach Transatlantikflüge in knapp drei Stunden hätten möglich sein sollen. Der Businessjet sollte mit einer innovativen Technologie ausgestattet sein sollen, die u.a. den bekannten Überschallknall vermeidet. Die beiden Triebwerke sollten Bio-Kerosin laufen.

Aerion Corporation hatte Anfang Mai 2021 einen Auftragsbestand über 93 dieser Businessjets zum Stückpreis von 120 Mio. USD, insgesamt hatten die Order einen Umfang von ca. 10 Mrd. USD. Der Erstflug sollte 2023 erfolgen. In einem Statement des Unternehmens heißt es: „Im gegenwärtigen finanziellen Umfeld hat es sich als äußerst schwierig erwiesen, die geplanten und notwendigen weiteren Kapitalanforderungen zu generieren, um die Produktion der AS2 fortzusetzen.“ Aerion verfügte nur über einen Bruchteil der geschätzten 4 Mrd. US-Dollar, die für den Abschluss der Zertifizierung und den Beginn der Produktion erforderlich gewesen wären. Das Unternehmen sagte, die Kundeneinlagen würden zurückgegeben.Nach DMM-Informationen brauchte Aerion etwa 11,2 Mrd. USD, um weiterzumachen. Aber es fanden sich weder Investoren noch Banken, die einspringen wollten.

Im Februar 2019 investierte Boeing einen nicht genannten Betrag in Aerion. Mike Sinnett, Vice President für Produktstrategie und zukünftige Flugzeugentwicklung bei Boeing Commercial Airplanes, trat dem Vorstand des Unternehmens bei und bleibt weiterhin Direktor, sagte Boeing am Freitag. Und weiter: "Obwohl wir enttäuscht sind, dass Aerion keine zusätzlichen Mittel für die Fortsetzung seiner Arbeit erhalten konnte, bleiben wir der Zusammenarbeit mit innovativen und kreativen Partnern verpflichtet, die wie Aerion weiterhin Grenzen für bahnbrechende Technologien setzen."

Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Unternehmen den Bau einer 375 Mio. USD teuren Produktionsanlage am Orlando Melbourne International Airport nahe Orlando (Florida) und den Umzug seines Hauptsitzes auf den Aerion Park-Campus auf der Nordseite des Flughafens angekündigt. Mit dem Bau des neuen Headquarters und der Produktionsstätte sollte Ende 2021 begonnen werden. Das Projekt sollte bis 2026 mindestens 675 Hochlohnjobs an die Weltraumküste bringen.

Die Aerion Corporation war 2003 vom texanischen Milliardär Robert Bass (73) gegründet worden. Ein Jahr später startete das Unternehmen mit der Planung von überschallschnellen Businessjets. Im Mai 2015 wurde Ernest (Ernie) Edwards, ehemals Präsident von Embraer Executive Jets, zum Chief Commercial Officer von Aerion ernannt. Gleichzeitig wurde damals der frühere Chefingenieur der Gulfstream G650, Mike Hinderberger, zum Senior Vice President für Flugzeugentwicklung befördert. Im März 2018 wurde Tom Vice, ehemaliger Präsident des Bereichs Aerospace Systems von Northrop Grumman, zum President und COO ernannt. Am 05. Februar 2019 wurde der Gründer und Vorstandsvorsitzende Robert Bass durch Tom Vice als Vorsitzender ersetzt, nachdem eine Partnerschaft Aerions mit Boeing beschlossene Sache war. Quelle: DMM / Boeing