Abgasnorm EU7 sorgt für böse Vorahnung

Derzeit bereitet die EU-Kommission die nächste Stufe der Abgasnormen vor. Ihre finalisierte Folgenabschätzung will die Kommission im Juni 2021 vorstellen. Die Abgasnorm Euro 7 könnte dann voraussichtlich ab 2025 in Kraft treten. Über die geplanten Inhalte dieser Abgasnorm wird bei Verbänden und Unternehmen heftig diskutiert. Das generelle Ziel von EU7 ist klar: Autohersteller werden dazu verpflichtet, die Schadstoffemissionen ihrer neuen Modelle weiter zu reduzieren.

EU7 soll die finale Abgasnorm für Verbrenner werden, bevor Elektroautos das Steuer noch vor dem Jahr 2030 übernehmen. Dazu legt Brüssel die Messmethoden höchst ambitioniert an, dass nicht nur der VDA das Aus für Benziner und Diesel schon mit Einführung der neuen Abgasnormbedeuten heraufziehen sieht; denn der technische Aufwand macht Verbrenner unrentabel. Sie werden dann sehr viel teurer werden als etwa batterieelektrische Automobile. BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch sieht mit EU7 düstere Zeiten heraufziehen mit einem Verlust unzähliger Arbeitsplätze.

Die Sprengkraft der Brüsseler Vorschläge liegt nicht in den eigentlichen Grenzwerten, sondern in den Rahmenbedingungen der Tests; Euro 7 soll Benziner und Diesel über die gesamte Lebenszeit und in allen Betriebszuständen so sauber wie möglich machen, sprich, die strengen Abgaswerte sind immer einzuhalten sind, auch bei voll durchgedrückten Gaspedal, bei Höchstgeschwindigkeit, maximaler Zuladung oder unmittelbar nach dem Kaltstart. Und das halten der VDA sowie die Autobauer mit Ausnahme jener, die ohnehin nur batterieelektrische Fahrzeuge produzieren, für nicht machbar. Denn die EU7-Messungen sind so geplant, dass Fahrzeuge mit Benzin- oder Selbstzünderaggregaten nur noch mit erheblichen Mehrkosten oder gar nicht mehr auf den Markt kommen können. Letztlich käme die Euro 7-Norm einem Verbrennerverbot gleich. EU7 wird Käufer von Verbrennerfahrzeugen in Zukunft viel Geld kosten. Und der Handel muss sich darauf einstellen, dass der Verkauf von Benzinern und Dieselautos immer schwerer werden wird.

Fakt ist: Trotz aller Bemühungen der Motorenbauer verbreitet sich das Reizgas von Autos, insbesondere den Millionen von Lkw, die täglich Deutschlands Verkehrsinfrastruktur über Gebühr belasten, immer weiter und unbegrenzt aus. Laut Experten stoßen die meisten EU6-Autos auf der Straße bis zu zehnfache oder noch höhere Werte aus – u.a. auch, weil dort in weiten Temperaturbereichen die Abgasreinigung teils oder ganz deaktiviert werden darf – zum Bauteileschutz, vom EuGh übrigens für rechtswidrig erklärt.

ADAC-Meinung.  Der größte deutsche Autoclub steht einer Überarbeitung der Verordnungen hinsichtlich der Verringerung der Schadstoffemissionen von Straßenfahrzeugen offen gegenüber. Für das Erreichen geplanter Ziele der Luftqualität und Lufthygiene begrüßt der ADAC auch die weitere Anpassung von Grenzwerten, sieht jedoch bezüglich einer Grenzwertverschärfung noch erheblichen Diskussionsbedarf. Emissionsgrenzwerte sollten sich auch am technisch Möglichen orientieren und den Verbrennungsmotor nicht ins Aus manövrieren, so der Autoclub.

Die aktuelle Abgasnorm begrenzt den Ausstoß von Kohlenstoffmonoxid (CO), Kohlenwasserstoff (HC), Nichtmethankohlenwasserstoff (NMHC), Stickstoffoxiden (NOₓ), Partikelmasse (PM) und Partikelanzahl (PN). Künftig sollten aus Sicht des ADAC auch noch weitere Abgase, die beim Autofahren entstehen, reglementiert werden. Dazu gehört besonders der unnötige und mit überschaubarem technischem Aufwand begrenzbare Ausstoß des Reizgases Ammoniak (NH₃)

BMW -Betriebsratschef Manfred Schoch fürchtet als Folge von EU7 eine Arbeitslosigkeit, wie sie Deutschland noch nie gehabt hat. „Wenn die Politiker hier den Hebel umlegen, wird es zappenduster in Deutschland“, sagte Schoch am Donnerstagabend in München auf einem Forum des Autoclubs „Mobil in Deutschland“. Schon sagte, er habe Angst, dass Berlin und Brüssel nur noch das Thema Klima sehen. Die Folgen für Arbeitsplätze, Wohlstand und individuelle Mobilität würden ausgeblendet.

Schoch’s Sorgen teilt auch die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Sie lehnt die EU-Vorschläge als unrealistisch ab. Denn nicht jeder könne sich sofort ein neues Elektroauto leisten, außerdem fehle die Ladeinfrastruktur.

Mit einem interessanten Vorschlag wartet FDP-Chef Christian Lindner auf: Wenn die Vorgaben von Euro-7 physikalisch gar nicht erreichbar seien, wäre es doch ein Einfacheres,  die Millionen Autos mit Verbrennermotoren auf den Straßen bald schon mit klimaneutralen, zum Beispiel mit Solarstrom hergestellten synthetischen Kraftstoffen fahren zu lassen. Die EU setze falsche Anreize, weil sie E-Fuels ausnehme und Batterieautos privilegiere.

Inzwischen haben einige Hersteller wie Daimler, Ford, Jaguar Land Rover oder auch General Motors angekündigt, schon in wenigen Jahren die Produktion von reinen Verbrennerautos einstellen zu wollen. Quelle: ADAC / BMW / VDA / DMM