Air France will ihre A380-Flotte halbieren

Es gab Zeiten, da sich zahlreiche Fluggesellschaften für den Doppelstöcker A380 sehr interessierten. Inzwischen sind die größten Passagierflugzeuge der Welt in der Gunst stark gefallen. Jüngstes Beispiel: Air France will ihre A380-Flotte halbieren und stattdessen lieber auf den A350 und B777 setzen.

Air France will 5 ihrer 10 A380 los werden. Die Maschinen sind nicht wirtschaftlich genug zu betreiben. Foto: AF

Das vierstrahle Großraumflugzeug mit zwei durchgehenden Passagierdecks ist ausgelegt für eine Maximalkapazität von 853 Passagieren. Der Erstflug wurde am 27. April 2005 mit einer A380-841 absolviert, bis zum 18. Januar 2018 wurden 337 Maschinen bestellt. Das A380-Programm war für Airbus lange Zeit defizitär. Ein gutes Drittel der Entwicklungskosten von 12 Milliarden Euro wurde aus Steuergeldern finanziert. Ob allein die von Airbus geleisteten Aufwendungen wieder eingespielt werden können, war lange offen. Airbus selbst hat im Laufe der Jahre unterschiedliche Angaben zum Erreichen der Gewinnschwelle gemacht und statt der ursprünglich genannten Stückzahl von 230 später das Jahr 2015 genannt. Auf der Jahrespressekonferenz am 12. Januar 2016 teilte Airbus mit, 2015 die Gewinnschwelle erreicht zu haben.

Ein Hindernis zur rentablen Fertigung ergab sich aus der riesigen angebotenen Variantenvielfalt der Innenausstattung. Das sich bereits im Jahr 2017 abzeichnende Ende der Produktion um das Jahr 2019 herum ist für Airbus mehr ein Image-Schaden als eine Katastrophe. Seitens Airbus wurde bis etwa 2030 mit insgesamt 1.300 Bestellungen im Segment oberhalb 400 Sitzplätzen kalkuliert, 2007 meinten die Verkaufsstrategen von Airbus sogar, sie könnten 1.771 der Riesen vermarkten. Demgegenüber sah Konkurrent Boeing einen deutlich geringeren Bedarf in dieser Größenkategorie. Letztlich erwiesen sich sämtliche Schätzungen als viel zu optimistisch angesetzt. Airbus schaffte es bis 2018 nicht, die Hälfte der angestrebten Stückzahl zu verkaufen. Eine drohende Produktionseinstellung konnte im Januar 2018 durch einen Großauftrag von Emirates in Höhe von 20 festen Bestellungen und 16 Optionen abgewendet werden. Airbus-Chef Tom Enders hält dadurch die Produktion der A380 bis 2025 gesichert.

Air France hatte 2009 den ersten A380 beschafft. Insgesamt hatten die Franzosen zwölf Maschinen bestellt, auf die Lieferung der Jets Nr. 11 und 12 aber verzichtet. Zehn der Doppelstöcker sind es momentan. Eingesetzt werden sie auf den Routen von Paris nach Abidjan, Hong Kong, Johannesburg, Los Angeles, Mexico City, Miami, New York, San Francisco, Shanghai und Washington D.C..

Zuletzt hieß es in Paris, der neue CEO von Air France, der Kanadier Benjamin Smith, wolle künftig auf den A380 verzichten. Die Franzosen sind mit dem Großraumjet nicht sonderlich glücklich; denn es gibt immer wieder technische Probleme und in Sachen Treibstoffkonsum gilt der A380 nicht gerade als Kostverächter. Im Sommer 2017 musste Air France rund 20 A380-Flüge aufgrund technischer Probleme annullieren, ebenso mehrmals in der Wintersaison. Den schlimmsten Vorfall gab es im November 2017 auf einem Flug nach Los Angeles, als eines der vier Triebwerke ausfiel und danach in Stücke gerissen wurde, weshalb der A380 dann in Goose Bay (Kanada) eine Sicherheitslandung vornehmen musste.

Das AF-Management setzt nun lieber auf A350 und Boeing 777. Beide sollen sehr viel wirtschaftlicher zu betreiben sein. Smith hat zwar inzwischen bekräftigt, dass Air France weiterhin A380 in der Flotte haben wird, indes sollen fünf davon abgegeben werden; die verbleibenden fünf A380 sollen noch das neue Kabinendesign „Best“ erhalten. 2019 sollen die beiden ersten A380 an den Leasinggeber zurück gehen. Quelle: Air France / DMM