Airbus will nichts mehr mit Qatar Airways zu tun haben

Airbus und Qatar Airways sind heftig im Streit miteinander. Nachdem die Kataris den europäischen Flugzeugbauer verklagt haben – es geht um eine milliardenschwere Schadenersatzklage in Sachen A350 wegen angeblich nicht mehr intaktem Blitzschutz – weigert sich Airbus nun, die von Qatar Airways bestellten A321neo an die Scheichs zu liefern. Vor Gericht verweist der Flugzeugbauer darauf, das Golf-Luftfahrtuternehmen könne sich ja bei einem Leasinganbieter umschauen oder gleich bei der Konkurrenz (Boeing) vergleichbare Modelle ordern.

Airbus will nichts mehr mit Qatar Airways zu tun haben. Hintergrund ist ein Streit um die Lackierung der A350, von denen die Kataris 23 bereits gegründet haben. Foto: QA

Die von Airbus angestrebte Scheidung möchte Qatar Airways nicht akzeptieren. Vorige Woche hatte es ein erstes Treffen vor einem Londoner Gericht gegeben. In der Hauptsache, dem Streit um die A350, soll am 26. April verhandelt werden. "Es wäre eine unpassende Verfügung, verfeindete Parteien zur weiteren Zusammenarbeit und Airbus unter Druck des Gerichts zur Produktion von Flugzeugen für den Golfcarrier über die nächsten zehn Jahre zu zwingen", sagte Airbus-Anwältin Sonia Tonaley laut "Bloomberg " in der Anhörung. Die Geschäftsbeziehung ist laut Tonaley zerrüttet.

Mittels einer "Cross-Default-Klausel" in den A350-Verträgen will Airbus einen Schlussstrich unter die Geschäftsbeziehung mit Qatar Airways ziehen: Nachdem Qatar Airways zwei A350-1000-Termine platzen gelassen hatte, erklärte Airbus den Auftrag über 50 A321neo für null und nichtig. Die A321neo sollten eigentlich ab 2023 nach Doha ausgeliefert werden. Der Schritt des Airbus-Managements, den Auftrag zu stornieren, hat Qatar Airways kalt erwischt. Die Airline erwirkte umgehend eine Einstweilige Verfügung, die Airbus eine Neuvergabe der Lieferslots vorerst verbietet.

Parallel hat Qatar Airways mit einer Absichtserklärung über 25 737 MAX plus 25 Optionen eine Weiche zu Boeing gestellt. Auf die A321neo will die Airline trotzdem nicht verzichten, zumal das Unternehmen laut Gerichtsunterlagen 330 Mio. US-Dollar für die Flugzeuge angezahlt und einige Arbeit in das Produkt investiert hatte. Für die A321neo hatte Qatar Airways einige Neuerungen wie eine Pedalbedienung an Sitzen und an die A380 angelehnte Waschräume geplant. In Touloue heißt es, Airbus würde Qatar Airways im Zweifel lieber Schadensersatz für Leasingaufschläge leisten als selbst Flugzeuge zu liefern, deutete Tonaley in der Verhandlung an.

Pikant: Europas Flugzeughersteller macht Qatar Airways sogar die B 737 MAX schmackhaft. Die Boeing biete eine "vergleichbare, wenn nicht sogar größere Reichweite" als die A321neo, sagte Tonaley laut "Bloomberg". Eine Entscheidung des Gerichts über den A321neo-Deal könnte dem Bericht der Nachrichtenagentur zufolge bereits am 26. April fallen. Der Richter deutete zudem an, das Verfahren um die von Qatar Airways beanstandete Lackablösung an den A350 zu beschleunigen, da dieser Fall auch für andere Betreiber von Bedeutung sei.

Qatar Airways hat inzwischen 23 ihrer A350 gegroundet. Die Airline lehnt eine von der EASA akzeptierte Reparaturlösung bisher ebenso kategorisch ab wie neue Auslieferungen. Im Vorfeld der Verhandlung wies das Anwaltsteam von Qatar Airways stattdessen auf Folgeschäden hin. An einigen Flugzeugen ist der Blitzschutz ungeschützt UV-Strahlung und Wetter ausgesetzt und nicht mehr intakt, warnte Qatar Airways vor einer latenten Gefahrenquelle im Bereich der Tanks. Quelle: Bloomberg /  DMM