Autovermieter Hertz insolvent

Kaum zu glauben und doch irgendwie logisch: Am späten Freitag Abend, 22. Mai 2020, hat die US-amerikanische Hertz Global Holdings Inc. (Sitz in Estero/Florida) einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 gestellt. „car rental giant Hertz files for bankruptcy“, titeln am Samstag, 23. Mai 2020, die großen US-Medien. Der Autovermietriese hat 18,7 Mrd. US-Dollar Schulden. Die US-Regierung wollte nicht helfen und die Gläubiger auch nicht.

Die darniederliegende Luftfahrt ist eine der Ursachen für die Insolvenz des Autovermieters Hertz. Foto: flickr.com

Paul Stone, seit 16. Mai 2020 neuer President und CEO von Hertz und Nachfolger von Kathryn Marinello, die das Unternehmen seit 03. Januar 2017 geführt hatte, und Angela Brav, Group President von Hertz International, mussten am Freitag den schweren Gang zum Insolvenzgericht (Bankruptcy Court) in Delaware antreten.Nicht betroffen sind internationale Operationen in Europa, also z.B. der deutsche Unternehmenssitz (Hauptverwaltung) in Eschborn bei Frankfurt/M.. Die Tochtergesellschaften der Hertz Global Holdings in den Vereinigten Staaten und in Kanada haben ebenfalls den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Hertz betreibt in 150 Ländern insgesamt 9.700 eigene und Franchise-Vermietstationen.

Chapter 11 ist ein Abschnitt des Insolvenzrechts der Vereinigten Staaten, der das Sanierungs- oder Reorganisationsverfahren für US-Unternehmen regelt. Hertz strebt eine Reorganisierung und Restrukturierung seiner Schulden, Leasingvereinbarungen, Kontrakte sowie seines Kapitals und anderweitiger finanzieller Verpflichtungen an. Mit dem Insolvenzantrag sollen bis zum Abschluss der Reorganisation rechtliche Schritte der Gläubiger gegen den Schuldner unterbunden werden.

Dem Unternehmen ist schlichtweg das Geld ausgegangen. Ende März 2020 hatte die Hertz Global Holdings Inc. einen Schuldenberg von 18,7 Mrd. US-Dollar angehäuft. Das eigene Barvermögen belief sich auf 1 Mrd. USD. Die finanzielle Schieflage hatte sich im April und Mai verschärft, weil Autovermieter, anders als die Fluggesellschaften, keine finanzielle Hilfe aus Washington bekommen, und weil es dem Unternehmen, das zu den Top 100 der wertvollsten Marken der Welt gehört, nicht gelungen ist, sich mit den größten Gläubigern auf eine langfristige Reduzierung der Zahlungen einigen zu können.

Hertz litt auch unter ständigen Führungswechseln. Binnen der letzten sechs Jahre gab es vier CEOs, den letzten erst am 18. Mai. „No business is built for zero revenue“, hatte die zu diesem Zeitpunkt Noch-CEO Kathryn Marinello auf der Bilanzkonferenz (für Q1 2020) am 12. Mai 2020 betont.

Wie der Autovermiet-Riese mitteilt, hat Rückgang von Reisen, insbesondere Geschäftsreisen,  zu einem "plötzlichen und dramatischen" Einbruch bei Umsätzen und Buchungen geführt. Insbesondere soll es der darniederliegende Flugverkehr sein, der dem Autovermieter dessen wichtigste Geschäftsgrundlage entzogen hat.
Der Vermietriese, dessen Gründung 1918 durch den Nachfahren eines deutschen Auswandereres, Walter L. Jacobs, erfolgt war, hat laut seiner Mitteilung schon im März Sparmaßnahmen eingeleitet ( DMM berichtete) und weltweit 20.000 MitarbeiterInnen beurlaubt oder entlassen. Auch wurde damit begonnen, die Fahrzeugflotte zu verkleinern. Die  Treueprogramme sollten während des Chapter 11-Verfahrens weitergeführt werden. Quelle: Hertz Global Holdings Inc. / DMM