Bahn ist günstiger als Fliegen

Einer Langzeitstudie zufolge soll Bahn fahren im Gegensatz zur landläufigen Meinung doch preiswerter sein als Fliegen. Verglichen wurden dabei weitgehend ähnliche Strecken. Zur Wahrnehmung, dass Flugtickets billiger sind als Bahnfahrscheine, kommt es durch das unsägliche Marketing der Airlines.

Bekanntermaßen will die Politik das unsägliche Fliegen zu absoluten Schnäppchenpreisen eindämmen. Laufend  veröffentlichen Airlines Flugangebote, die keinesfalls kostendeckend sein können. Vor dem Hintergrund erwägt die Politik zusätzliche Belastungen für den Luftverkehr - und weitere Subventionen für die um ein Vielfaches umweltfreundlichere Schiene. Das Marktforschungsinstitut Quotas will herausgefunden haben, dass Fliegen in der Realität nicht billiger ist als Bahnfahren. Das Gegenteil ist der Fall. Das zeigt u.a. eine europaweit durchgeführte Langzeitstudie des Marktforschungsinstituts Quotas im Auftrag der International Union of Railways UIC, dem Weltverband der Eisenbahnen. Verglichen werden dabei

Insgesamt widerlegt die vom internationalen Bahnverband bestellte Auswertung den angenommenen Preisvorteil der Fluggesellschaften in der Kundenwahrnehmung recht eindrucksvoll. So waren bei der letzten Erhebung im Jahr 2017 auf den untersuchten Routen fast 90 % der Bahn-Testbuchungen günstiger als der vergleichbare Flug.
Im Verlauf der vergangenen Jahre zeigt sich dabei sogar der Trend, dass diese Preisdifferenz größer wird, obwohl gleichzeitig der Geschwindigkeitsnachteil der Bahn im Vergleich zum Flug verringert werden konnte bzw. die Bahn auf den meisten Hochgeschwindigkeitsrelationen von City zu City schneller ist als das Flugzeug.

Untersucht wurden dabei zahlreiche Hochgeschwindigkeitsrelationen in ganz Europa, z.B. Berlin-Frankfurt sowie München-Berlin. Auch die Strecken Stuttgart-Paris sowie Paris-Frankfurt flossen in die Untersuchung ein. Anders als zahlreiche Momentaufnehmen betrachtet die Studie dabei verschiedene Reisegruppen sowie Buchungszeiträume. Preise werden für Geschäftsreisende ohne Zusatzgepäck bis hin zu einer vierköpfigen Familie ermittelt und verglichen.

Im Mittel waren Bahntickets dabei zuletzt um satte 147 Euro günstiger als der durchschnittliche Flug. Dabei wurden auf der einen Seite die jeweils günstigsten Flüge unter Berücksichtigung gängiger Zusatzoptionen für die definierten Reisegruppen und andererseits Bahntickets samt Sitzplatzreservierung aber ohne Rabatte wie eine Bahn Card verglichen.
Das Sparpotenzial beim Wechsel vom Flugzeug zum Zug fiel dabei in der Regel deutlich höher aus, je kurzfristiger gebucht wurde - sprich: Airlines verlangen für kurzfristige Buchungen deutlich höhere Aufschläge als Bahngesellschaften.

Die Kundenwahrnehmung liegt laut Aviation-Management-Professor Christoph Brützel im unterschiedlichen Marketing-Ansatz der Billigflieger im Vergleich zur Bahn. Während die Bahn Sparpreise als Vergünstigungen präsentiere, locke die Airline-Branche mit günstigen Basis-Tarifen und erziele zusätzliche Erlöse durch separat berechnete Zusatzoptionen.
Der erste Irrtum bei der preislichen Verortung von Bahn- und Flugtickets aus Kundensicht bestehe folglich darin, nur begrenzt verfügbare Lockvogelangebote der Low-Cost-Airlines ohne jegliche Extras mit den normalen Bahn-Tarifen für die Beförderung zu vergleichen, die beispielsweise den Transport von Gepäck bereits enthalten. Im öffentlichen Diskurs werden Einzelfälle ohne kostenpflichtige Extras beim Flug mit den Standardtarifen bei der Bahn verglichen.

Auch die zahlreichen Preisvorteile der Bahn, u.a. für die über 5 Mio. Inhaber einer Bahn Card, würden bei dieser Betrachtungsweise komplett außen vor bleiben, so der Professor. Neben den Angeboten für Vielfahrer gibt es bei der Deutschen Bahn in der Tat zahlreiche Aktionen, etwa den „Super Sparpreis“ mit Zugbindung sowie Gruppen- und Geschäftskunden-Rabatte, Sondertarife für Kinder oder Coupon-Spezialangebote, die auch Bahnfahrten zum Schnäppchenpreis ermöglichen. Quelle: ETR Swiss / DMM