BLS favorisiert Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels

In der Schweiz spielt die Bahn eine wesentlich größere Rolle als in Deutschland. Und die Schweizer treiben ihre Neubaumaßnahmen auch wesentlich effizienter und vor allem kostengünstiger voran. Und sie halten sich zu 100 % an vorgegebene Zeitrahmen. Aktuell dreht sich nach der Inbetriebnahme des Ceneritunnels alles um den Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels.

Ab Montag, 17. August 2020 liegt das Bauprojekt für den teilweisen Ausbau auf Doppelspur öffentlich auf. Das Projekt für den vollständigen Ausbau auf zwei Tunnelröhren arbeitet die BLS parallel dazu weiter aus.

Der 35 km lange Lötschberg-Basistunnel soll gemäß dem Willen des Parlaments auf einer Länge von 14 km zwischen Ferden und Mitholz bahntechnisch ausgebaut werden. Damit wäre der Tunnel auf 28 km doppelspurig befahrbar und nur noch auf sieben km einspurig. Die öffentliche Auflage ist der nächste Schritt in dem vom Bundesamt für Verkehr geleiteten Plangenehmigungsverfahren. Um beim Teilausbau die neue Tunnelstrecke bei Mitholz an den bestehenden Einspurabschnitt anzuschließen, sind an der bestehenden Röhre umfangreiche Bauarbeiten nötig. Dafür muss der Tunnel acht Monate lang gesperrt werden. Aufgrund dieser langen Sperrung hat das Parlament den Bundesrat beauftragt, den vollständigen Ausbau des Tunnels, der ohne lange Totalsperre auskommt, nochmals zu prüfen. Die Resultate dazu wird der Bundesrat dem Parlament im Rahmen des Zwischenberichts zum STEP-Ausbauschritt 2035 unterbreiten.

Voraussichtlich Anfang 2023 entscheidet das Parlament, ob es am bereits beschlossenen Teilausbau festhalten will oder ob der Tunnel voll ausgebaut werden soll. Mit der Ausschreibung der Hauptarbeiten für den Teilausbau wartet die BLS deshalb bis zu diesem Zeitpunkt ab. Hingegen führt sie ab 2022 bereits Vorbereitungsarbeiten aus, die sowohl für den Teil- wie auch für den Vollausbau nötig sind.

Entscheidet sich das Parlament für den Teilausbau, beginnen die Bauarbeiten voraussichtlich 2025 und dauern bis Ende 2031. Die achtmonatige Sperrung ist gegen das Ende der Bauzeit vorgesehen. Während dieser Sperrung verkehren die Fernverkehrszüge über die Bergstrecke. Güterzüge werden über die Bergstrecke oder die Gotthardachse umgeleitet. Die Kapazitäten des Autoverlads und der RegioExpress-Züge durch den Lötschberg-Scheiteltunnel bleiben unverändert. Bei einem Vollausbau wird eine entsprechende Projektänderung voraussichtlich Mitte 2023 öffentlich aufgelegt. Die Bauarbeiten dauern in diesem Fall von 2026 bis Ende 2033.

Ein direkter Vollausbau, also die durchgängige Zweigleisigkeit des Basistunnels, ist aus Sicht der BLS sinnvoll, weil er keine Totalsperre des Basistunnels zur Folge hat, deshalb volkswirtschaftliche Kosten vermeidet und den Steuerzahler auf lange Sicht weniger kostet als ein etappenweiser Vollausbau. Zudem würden die Flexibilität in der Fahrplangestaltung und die Stabilität des Angebots auf dieser wichtigen NEAT-Achse erhöht. Quelle: BLS / DMM