BMW Dreier - Der fast perfekte Geschäftswagen

Der Dreier ist das Herz der Marke. In keinem anderen Modell des Münchner Autobauers kommt die „Freude am Fahren“ besser zum Ausdruck. Wir von DMM fahren zwar X-Modelle, aber wir finden durchaus, dass diese Behauptung auf die Generation 7 des Dreiers, ob Limousine oder Touring, zutrifft. Jedenfalls ist der Dreier in der Premium-Mittelklasse zweifellos höchst gelungen. Wir hatten die Limousine als 320d zum Test.

Die neue BMW 3er Limousine ist ein richtig guter Geschäftswagen, wenngleich bei sehr guter Ausstattung nicht ganz preiswert. Fotos: G. Zielonka

Das digitale Cockpit muss man sich erst erschließen.

Schnittiges Design auch im Heckbereich.

Fahrkomfort, Antriebs- und Fahrwerkstechnik und erst recht der ungemein niedrige Verbrauch dieses Modells haben uns absolut überzeugt. Fahrerassistenzsysteme und Vernetzung sind top. In Sachen Bedienung freilich funktioniert manches nicht gerade intuitiv. Man muss sich erst einlernen und alle möglichen Situation durchspielen, bevor man sich ans Steuer setzt und den Startknopf drückt. 

Sehr gelungen finden wir das Exterieur- wie Interieurdesign. Mit 4,71 m Länge verspricht der neue Dreier viel Platz, auch im Fond. Doch fragen wir uns immer öfter, wohin das Mittelklassesegment noch wachsen soll und ob es ein noch größeres Modell braucht, also einen 5er oder gar 7er. Beim immer beengteren Verkehrsraum in Deutschland ist schon der 3er in größeren Städten reichlich voluminös geraten. So manches Parkhaus und viele Parkbuchten bringen einen schon zum Schwitzen.

Unser Testfahrzeug war vollgepackt mit so ziemlich allen technischen Rafinessen, die BMW für dieses Modell vorsieht. Z.B. hatten wir den BMW Intelligent Personal Assistant an Bord, Bestandteil des BMW Live Cockpit Professional. Neben einer vernetzten Navigation und besagtem BMW Intelligent Personal Assistant bietet das BMW Operating System 7.0 einen volldigitalen Anzeigenverbund zwischen Instrumentenkombi und Control Display mit individualisierbaren Grafikdarstellungen. Feine Sache, aber da muss man sich erst hineinfinden und das geht schon gar nicht während der Fahrt.

Der Driving Assistant Professional hat bei uns ein zwiespältiges Ergebnis hinterlassen: Er funktioniert nämlich nur so lange, wie die Sonne lacht, sprich, schönes Wetter herrscht. Zu seinem Funktionsumfang gehören neben der Aktiven Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go-Funktion und dem Lenk- und Spurführungsassistenten auch der Spurhalteassistent mit aktivem Seitenkollisionsschutz, die Ausweichhilfe, die Querverkehrs-, Vorfahrts- und Falschfahrwarnung sowie den Rückfahrassistenten. In seiner jüngsten Ausführung umfasst der Driving Assistant Professional jetzt auch eine Echtzeit-3D-Umgebungsvisualisierung mit einer entsprechenden Grafikdarstellung im Instrumentenkombi sowie modellspezifisch auch den Spurwechselassistenten. Uns fiel unangenehm auf, dass besagter Profi unter den Fahrassistenten bei miesem Wetter und starken Regenfällen ständig aussetzt. Kein Spurhalten mehr, keine automatische Verzögerung bei Staus, kein automatisches Wiederanfahren mehr. Dafür springt uns die Warnung ins Auge, der Assistent sei vorübergehend nicht aktiv. Was machen wir denn in der Schlechtwetterperiode im Winter, wenn’s schneit, regnet, aufgewirbelter Schmutz auf die Frontscheibe gewirbelt wird? Man kann doch nicht alle par hundert Meter aussteigen und den Bereich der Frontkamera auf der Windschutzscheibe ständig reinigen? Eine kleine Anmerkung am Rande: Wir wundern uns mitunter, wie“ Leserwahlen“ bestimmter Autozeitschriften zu Ergebnissen letztlich mit Preisverleihungen kommen, obwohl klar ist, dass besagte Leser das Auto nie gefahren haben und also auch nicht beurteilen können, was Sache ist. Das ist nichts anderes als Scharlatenarie.

Kompliziert erscheint uns auch Apple Car Play ins Laufen zu bringen. Erst wird man gefragt, ob man sein Smartphone per Bluetooth mit dem Infotainmentsystem verbinden will, bestätigt man „ja“, kommt die Frage nach Apple Car Play. Bestätigen, und das bekannte Bild mit den gespiegelten iPhone-Anwendungen erscheint auf dem Screen. Das funktioniert dann ganz ordentlich, aber nicht hundertprozentig. Denn setzt man sich am nächsten Tag in den Wagen ans Steuer, darf man die Prozedur wiederholen. Und während der Fahrt ist es mitunter schwierig, dieses an sich sehr attraktive Feature zu aktivieren.

Das war’s aber mit der Kritik. Denn ansonsten finden wir den neuen Dreier ein Hammer-Auto. Klar, die Limousine, die inzwischen Maße eines früheren Fünfers aufweist, ist eher weniger interessant für unsere Klientel der Unternehmen und Freiberufler, aber grundsätzlich hat die Dreier-Limousine weitgehend dieselben Eigenschaften wie der Touring. Lediglich die Federung ist ein bisschen straffer ausgelegt. Aber das soll ja kein Manko sein.  

Das Fahrwerk mit neuen Dämpfern, die um 3 cm verbreiterte Spur und der tiefere Schwerpunkt machen den Wagen ungemein handlingfreudig. Ihren Teil zum exzellenten Fahrverhalten bei trägt die 50:50-Achslastverteilung und die direkte Lenkung. Vielfahrern, sprich Dienstwagennutzern – unsere DMM-Klientel – kommt der so gewonnene Fahrkomfort sehr entgegen.

Was uns auch beeindruckt hat, ist der Akkustikomfort. BMW hat den neuen 3er hervorragend  gedämmt, wie wir meinen ein deutlicher Fortschritt zum Vorgänger.  Unterm Strich finden wir den Dreier als nahezu perfekten Geschäftswagen; wenn, ja wenn nicht der doch recht happige Preis wäre. DMM