CES stellt IAA & Co. in den Schatten

Eigentlich ist die CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas keine Automesse: Es gibt keine hochpolierten Autos in Reihe in Messehallen aufgestellt, aber sie hat alle Automessen ins Abseits gestellt, selbst die IAA ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nach den Worten des Veranstalters ist die CES, die vom 08. Januar bis 12. Januar 2019 stattfindet, “the world's gathering place for all those who thrive on the business of consumer technologies”. Und genau darum ist die CES zum Aushängeschild für Autohersteller, insbesondere auch aus Deutschland, und Zulieferer geworden. Produkttechnik steht im Mittelpunkt und die wird heute anders definiert.

Die CES in Las Vegas stiehlt allen Automessen dieser Welt die Show und sie macht sie überflüssig. Foto: CES

Gleichzeitig kämpft die Detroit Auto-Show, die letztmals kurz nach der CES stattfindet, ums Überleben. Man gewinnt fast den Eindruck, es ist eher ein Beerdigungskonvent, der sich da vom 14. bis 27. Januar 2019 im kalten Detroit versammelt. Gerettet werdedn soll das antiquierte Konzept der Autoshow der einsitgen globalen Autometropole durch die Verlegung in den Juni ab 2020. So wie Detroit geht es nahezu allen klassischen Automessen. Auch die Frankfurter IAA hat unter einem bedenklichen Ausstellerschwund zu leiden. Die Zukunft der klassischen Automessen war gestern. Der CES ist übrigens auch die CeBIT zum Opfer gefallen, einst das weltweite Aushängeschild der IT-Messen.

CES: Spiegelbild der Veränderung des Automobils. Die CES ist Sinnbild der Veränderung des Autos. Früher ging es um die schönen Karossen, um Männer, die als Reifenkicker ihren automobilen Sachverstand zeigten. Technik war früher Stahl, der 12-Zylinder-Motor unter der Haube, die Hochgeschwindigkeitsfahrwerke. Heute ist Technik das, was in Las Vegas im Mittelpunkt steht: Internet of Things, 5G, Machine Learning und Künstliche Intelligenz, Smart Cities, Blockchain-Anwendungen, Dohnen, Smart Home – das Automobil ist nur ein Teil davon, ein Beispiel für die Anwendung. Self-driving cars, the future of infotainment, das vernetzte Auto. Streaming-Dienste und Online-Einkaufsplattformen wie etwa Alibaba oder Amazon gestalten das Auto der Zukunft mit.

CES mit eigenem Format. Während bei klassischen Automessen Karossen für zwei Wochen Reih‘ in Reih‘ in Hallen stehen, konzentrieren sich die neuen Technikmessen wie die CES – oder aber auch die Gamescom in Köln – auf wenige Tage. Man präsentiert Highlights und keine Dauerberieselung. Man inszeniert und tauscht sich in Meetings- und Konferenz-Sessions aus. Während man bei klassischen Automessen versucht, hunderttausende Otto-Normverbraucher in Messehallen zu bringen, hat die CES weniger als 190.000 Besucher, davon knapp 7.000 Medienberichterstatter. Ein Großteil der Publizität erfolgt über das Internet, also simultan, online und nicht in der Schlange vor einer Karosse.

Automotive Innovators auf der CES. Die CES zeigt die Technik für das neue Auto und die neue Wertschöpfungskette. Daher sind Unternehmen wie LG Electronics, IBM, Verizon, AMD, Nvidia, Intel, Samsung Electronics, Qualcomm, Alibaba, Nexus, YouTube, Uber und viele andere präsent. Aber auch die großen deutschen Zulieferer und Autobauer sind vor Ort.
• Bosch präsentiert sein elektrischen Shuttles mit integrierten Services
• Conti will die Smart City sicherer machen, etwa mit intelligenter Kreuzung
• Schaeffler zeigt, wie man Ausfallsicherheit erhöhen kann
• ZF zeigt ein Konzeptcar, das autonomes Fahren das mit KI lernt

Audi veranstaltet seinen „e-tron-Day“, BMW zeigt ein autonom fahrendes Motorrad, Byton stellt für sein zukünftiges SUV Connectivity in den Mittelpunkt, Honda ist mit autonomen Geländefahrzeug in Las Vegas, Kia zeigt einen Innenraum, der sich über KI den Gefühlslagen der Gäste anpasst, Mercedes zeigt seinen EQC und den Van der Zukunft, Toyota ist mit der Brennstoffzelle im Auto da, VW stellt seine mobilen Ladestationen (Powerbank) vor.

IAA mit Schwindsucht. Nahezu gleichzeitig trafen bei der Frankfurter IAA die ersten Absagen ein: Aston Martin, Chevrolet und Cadillac, Dacia, Mitsubishi, Nissan, Renault, Rolls Royce und Volvo haben schon jetzt der einstigen Leitmesse des Automobils Adieu gesagt. Die Autowelt ändert sich dramatisch und schnell, die Messekonzepte aus der alten Autowelt sind am Verschwinden.

Wachstumsbremse Zollkriege. Nichtdestotrotz muss die CES auch gegen die Konjunktur antreten. Die Kapriolen von US-Präsident Dobald Trump bei Zöllen und dem Shutdown belasten Aktienkurse und Konjunktur. Die Materialkosten bei Autobauern wie Ford sind durch die Zölle und Unsicherheiten gestiegen und haben die Gewinne gedrückt. Die Zeit des billigen Geldes zur Ankurbelung der US-Konjunktur läuft ab. Die Steuer-Kredite beim Kauf von Elektroautos wurden von 7.500 US-Dollar auf 3.750 US-Dollar zu Beginn des Jahres zurückgedreht. Das macht das Leben für Tesla und auch GM, die in den letzten 15 Monaten mehr als 200.000 Elektroautos in USA verkauft haben, nicht einfacher. Der Dow-Jones-Aktienindex hat in den letzten drei Monaten 15 % eingebüßt. Das Wachstum der US-Wirtschaft wird zunehmend durch die Zollkriege belastet. Das alles bremst die Kauflaune der Amerikaner.

Insgesamt ist im Jahr 2019 in USA mit rückläufigen Autoverkäufen zu rechnen. Nach 17,3 Mio. Neuwagenverkäufen (Light Vehicles) im Jahr 2018 wird nach Prognose des CAR-Center Automotive Research der US-Automarkt im Jahr 2019 um 4 % auf 16,6 Mio. Neuwagenverkäufe zurückgehen. Dabei sind zusätzliche Zölle zwischen USA und Europa bei Fahrzeugen nicht in die Prognose eingerechnet. Bewahrheiten sich die Zolldrohung des US-Präsidenten, wird das schmerzhafte Einbußen im US-Markt verursachen. Und die gute Laune der CES-Aussteller und Keynote-Speaker wird vermutlich etwas gedämpft werden.

Deutsche Autobauer treten in USA auf der Stelle. Seit acht Jahren stagnieren die deutschen Autobauer im US-Markt. In Summe kommen die deutschen Autobauer – ohne deren Töchter Mini, Smart – auch 2018 nur auf bescheidene 7,5 % Marktanteil in den Vereinigten Staaten. Mercedes musste Marktanteile abgeben, VW hingegen konnte sich verbessern. Auch Porsche steigerte den US-Marktanteil, wenn auch nur ganz leicht. Höhere US-Zölle, wie von Trump immer wieder angedroht, würden die deutschen Marktanteile in USA weiter fallen lassen.

Wenig verständlich sind Trump Drohungen gegen deutsche Autobauer auch im Vergleich – etwa zu Japanern. Toyota-Lexus hatte 2018 in USA einen Marktanteil von 14,1% erzielt. Toyota-Lexus verkaufen also knapp 90 % mehr Autos in USA als alle deutsche Autobauer zusammen. Honda hat gemeinsam mit seiner Premiummarke Acura im Jahr 2018 in USA einen Marktanteil von 9,2% erzielt, also mehr als 20 % mehr Neuwagen verkauft als alle deutschen Autobauer zusammen. Den gleichen Marktanteil erzielte Nissan mit Tochter Mitsubishi und seiner Premiummarke Infiniti.

Schlechtere Gewinne verzögern Innovationen. Im Gegensatz zu den konventionellen Automessen sind die Konzepte und Produktinnovationen der CES erst in einigen Jahren im Markt zu erwarten. Lange Investitionszyklen zeichnen die bei der CES gezeigten Konzepte aus. Eine abflauende Konjunktur und schlechte Gewinne in 2019 und 2020 beeinflussen die Investitionspläne negativ. Die Produktinnovationen der CES werden damit eher später im Markt erscheinen. Das ist ein weniger erfreuliches Ergebnis.

Zusammengefasst: Die CES zeigt, wohin sich das Auto der Zukunft bewegt oder besser gesagt, die Mobilität der Zukunft. Die Amerikaner würden sagen, es wird mehr zum „Device“ für Mobilität mit völlig anderen Tugenden als heute. Auch deshalb ist die CES so wichtig und auch deshalb scheinen die traditionellen Automessen Stück für Stück zu sterben. Quelle: CAR-Center Automotive Research / DMM