Chinesen bewahren Thomas Cook vor der Pleite

Auf umgerechnet 834 Mio. Euro beläuft sich die Geldspritze, die Reiseveranstalter Thomas Cook von der chinesischen Fosun erhalten soll. Die Gespräche über das Investment seien weit fortgeschritten, gab die Thomas Cook Group am Freitag, 12. Juli 2019, bekannt. Ohne die Hilfe der Chinesen müsste der Reiseveranstalter wahrscheinlich den Gang zum Insolvenzrichter antreten.

Fosun schießt 843 Mio. Euro in den finanziell schwer angeschlagenen Reisenkonzern Thomas Cook. Foto: Thomas Cook

Der Geldzufluss des bisherigen 18 %-Minderheitsaktionärs Fosun soll Thomas Cook über die Wintersaison 2019/2020 hinweg retten und auch das künftige Geschäft sicherstellen. Vorgesehen ist, dass Fosun die Mehrheit an Europas zweitgrößtem Reiseveranstalter übernimmt, zudem einen Minderheitsanteil am Airline-Geschäft. Fosun International Limited ist das größte in Privatbesitz befindliche Konglomerat in der Volksrepublik China. Von vier Absolventen der Fudan-Universität 1992 in Shanghai gegründet, hat das Unternehmen dort die Hauptverwaltung und wurde 2007 in Hongkong registriert und an der dortigen Börse gehandelt. Die Gruppe mit Hauptsitz in Shanghai ist an Versicherungen, Industriebetrieben und Tourismusfirmen beteiligt. U.a. gehören ihr diverde Bankhäuser, der Strumpfspezialist Wolford, Club Med, Tom Tayler und und und.

Mit dem vorgesehenen Einstieg der Chinesen sind nun auch die Verhandlungen über das geplante Abstoßen der Airline-Sparte vorübergehend aufgehoben. Wie DMM berichtete, zog der britische Reisekonzern den Verkauf seiner 103 Flugzeuge in Betracht, darunter auch Condor.

Neben der Geldspritze soll ein Teil der Schulden auch in Eigenkapital gewandelt werden, heißt es in einer Mitteilung der Fosun Group. Für die Aktionäre zeichnete sich am Freitagmorgen schon mal ein deutlicher Kursverlust ab.
Im Februar 2019 war die Schieflage von Thomas Cook bekannnt geworden. Wenig später musste der Tourismuskonzern einen Quartalsverlust von 61 Mio. Euro melden. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen nicht verbessert, im Gegenteil: Der europäische Reisemarkt ist in bis einschließlich Juli wettbewerbsintensiver, sprich, härter, geworden. Die hat den Reisekonzern gezwungen, neue Lösungen im Airline- und Touroperating-Geschäft anzustreben.

Der vorliegende Vorschlag von Fosun ist für Thomas Cook pragmatisch und bietet die Sicherstellung des künftigen Geschäfts und Sicherheit für die Kunden, Lieferanten und Beschäftigten. Aktuell liegen die Buchungen bei der Thomas Cook Group 9 % im Minus, die Airline-Buchungen 3 % im Minus. Der intensive Wettbewerb habe in diesem Jahr zusätzlich auf die Margen gedrückt, zudem sei das Konsumverhalten unsicher. Quelle: Fosun / Thomas Cook / DMM