DB peilt 70 % Pünktlichkeit beim Fernverkehr in 2024 an

Die Fernzüge der Deutschen Bahn sollen im laufenden Jahr geringfügig pünktlicher werden. 2023 kamen nur 64 % der ICE & Co. pünktlich, 2024 sollen daraus 70 % werden. Zweifel sind angebracht, so Experten. Auch hat die Bahn unterm Strich im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 2,4 Mrd. Euro „Miese“ erwirtschaftet. Schuld am Schlamassel sind die Versäumnisse früherer Bahnspitzen aber auch der Politik mit zumeist unfähigen Verkehrsministern, die über Jahrerzehnte in trauter Einigkeit die Schieneninfrastruktur vor die Hunde haben gehen lassen. Hinzu kommt, dass mit Ausnahme von Konzernchef Richard Lutz die aktuellen und früheren Vorstände alles andere als bahnaffin sind bzw. waren.

Jahrzehntelang wurde das Schienennetz der DB auf Verschleiß gefahren. Bahnvorstände und Politik arbeiteten in einer unheilvollen Allianz konsequent am Niedergang des Bahnwesens. Nun muss vieles neu gebaut und nachgebessert werden. Foto DB

2023 hat der DB-Konzern so viel wie noch nie in ein leistungsfähiges Schienennetz und die Fahrzeugflotte investiert und damit die Strategie für eine Starke Schiene in Deutschland weiter konsequent umgesetzt. Mit rund 7,6 Mrd.  Euro sind die Netto-Investitionen aus Eigenmitteln der Deutschen Bahn im Vergleich zum Vorjahr um über 16 % gestiegen. 

Zusätzlicher Aufwand für die Infrastruktur und substanzielle Vorleistungen für den Bund in Höhe von mehr als 1 Mrd.  Euro wirkten sich wie erwartet negativ auf das operative Ergebnis (EBIT) der DB aus. Der DB-Konzern hat das Geschäftsjahr 2023 deshalb mit einem bereinigten EBIT von minus 964 Mio.  Euro abgeschlossen (im Vorjahr: 1,225 Mrd.  Euro). Für 2024 rechnet die DB wieder mit einem positiven bereinigten EBIT von über  1 Mrd.  Euro. 

Die Nachfrage im Personenverkehr auf der Schiene ist 2023 weiter gestiegen. Auch bei ihren Angeboten für Reisende hat die DB 2023 deutliche Fortschritte gemacht, etwa mit einer größeren und moderneren Fahrzeugflotte, zusätzlichen Verbindungen und mehr digitalem Service. 

Zeitenwende. „Wir sind 2023 in Vorleistung gegangen und haben so viel gebaut wie noch nie, denn die Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur duldet keinen Aufschub“, sagte der DB-Vorstandsvorsitzende Dr. Richard Lutz in Berlin: „Gleichzeitig markiert das Jahr 2023 eine Zeitenwende: Gemeinsam mit dem Bund haben wir das größte und umfassendste Investitionsprogramm seit der Bahnreform 1994 beschlossen. Wir fahren das Schienennetz nicht länger auf Verschleiß, sondern sanieren und modernisieren die Infrastruktur von Grund auf. Dank der starken Aufstockung der Haushaltsmittel durch den Bund können wir rund 30 Mrd. Euro zusätzlich investieren. Nur mit einem leistungsfähigen Netz können wir die klima- und verkehrspolitischen Ziele des Bundes und mehr Verkehr auf der umweltfreundlichen Schiene erreichen.“ 

Zentraler Hebel der Infrastruktursanierung für mehr Stabilität und Qualität ist die Generalsanierung von rund 40 Korridoren im hochbelasteten Schienennetz. Dabei werden die Strecken durchgängig saniert – vom verlängerten Bahnsteig über den Oberbau bis hin zum digitalen Stellwerk. Bis 2030 soll so ein über 9.000 km langes Hochleistungsnetz in Deutschland zur Verfügung stehen. 

Bei den Brutto-Investitionen hat die DB 2023 gemeinsam mit dem Bund gegenüber dem Vorjahr um rund 12 % zugelegt auf insgesamt 16,9 Mrd.  Euro. Die Rekordinvestitionen sind zu mehr als 94 % in die Eisenbahn in Deutschland geflossen und dort vor allem in die Infrastruktur. Unter anderem infolge der Investitionen in die Schieneninfrastruktur und die Fahrzeugflotte sowie der Vorfinanzierung für den Bund stiegen die Netto-Finanzschulden per 31. Dezember 2023 wie erwartet an. Das Jahresergebnis lag 2023 bei rund minus 2,4 Mrd.  Euro (im Vorjahr: minus 227 Mio.  Euro). Hier schlug u.a. der deutlich gestiegene Zinsaufwand negativ zu Buche, getrieben auch durch die höhere Verschuldung für Investitionen. Auf das Konzernergebnis wirkten sich zudem zusätzliche Belastungen durch inflationsbedingte Kostensteigerungen, stark gestiegenen Personalaufwand und mehrere Streiks aus. 

Rund 1,8 Mrd.  Reisende in den Zügen der DB. Der Umsatz des DB-Konzerns betrug im Geschäftsjahr 2023 rund 45,2 Mrd.  Euro – rund 13 % weniger als 2022. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf eine branchenweite Normalisierung der Frachtraten in der internationalen Logistik zurückzuführen, die wie erwartet auch DB Schenker spürte. Mit 1,1 Mrd.  Euro operativem Gewinn lag DB Schenker beim bereinigten EBIT aber weiterhin mehr als doppelt so hoch als das Vor-Corona-Niveau. Die Bahn will die Sparte DB Schenker verkaufen. 

Im Kerngeschäft der DB, dem Systemverbund Bahn, stieg der Umsatz um 6,2 % auf rund 26,2 Mrd.  Euro. Der Fernverkehr legte 2023 beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 18,4 % auf rund 5,9 Mrd.  Euro zu. Die Nahverkehrstochter DB Regio erreichte einen Umsatz von rund 9,7 Mrd. Euro – ein Plus von 7,4 % gegenüber 2022. Bei der Verkehrsleistung (Schiene und Bus) steigerte sich DB Regio deutlich um über 9 % auf gut 43,5 Mio. Personenkilometer, auch dank des Deutschlandtickets. DB Fernverkehr lag bei der Verkehrsleistung 2023 mit ca. 45,5 Mio.  Personenkilometern (+ 9,0 %) erstmals wieder über dem Vor-Corona-Niveau. Bei DB Cargo stieg der Umsatz 2023 um 6,4 % auf rund 5,6 Mrd. Euro. 

Insgesamt reisten 2023 etwa 1,8 Mrd. Menschen klimafreundlich in den Zügen der DB – 5,8 % mehr als im Vorjahr. Allein die Fernverkehrsreisenden sparten 2023 gegenüber Fahrten mit dem Auto ca. 7,5 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen ein. Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, hat die DB ihr Angebot auch im vergangenen Jahr weiter ausgebaut: Pro Monat hat das Unternehmen durchschnittlich drei neue ICE in Betrieb genommen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 wurden die Fernverkehrsverbindungen erheblich erweitert. Der digitale DB Navigator, die beliebteste deutsche Mobilitätsapp, erhielt viele neue Service-Funktionen. 

Die Betriebsleistung auf dem stark befahrenen Schienennetz sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,3 % auf rund 1,12 Mrd. Trassenkilometer. Eine hohe Auslastung des Schienennetzes in Kombination mit der hohen Bautätigkeit hat sich im Fernverkehr negativ auf die Pünktlichkeit ausgewirkt: Sie lag bei 64,0 % (im Vorjahr: 65,2 %). Bei DB Regio (Schiene) betrug die Pünktlichkeit 91,0 % (im Vorjahr: 91,8 %). 

Ausblick. Für das Jahr 2024 rechnet der DB-Konzern mit einer Umsatzsteigerung auf rund 47 Mrd. Euro. Auch das operative Ergebnis soll mit über 1 Mrd. Euro wieder deutlich positiv sein. Haupttreiber sind Ablösungen für die 2023 gezahlten Vorleistungen für Instandhaltungsarbeiten. Der DB-Konzern erwartet zudem positive Effekte aus einer erneut steigenden Nachfrage im Personenverkehr auf der Schiene sowie aus Effizienzsteigerungsmaßnahmen. 

Die Brutto-Investitionen gemeinsam mit dem Bund sollen auf etwa 21 Mrd. Euro weiter steigen. Seine Netto-Investitionen aus Eigenmitteln will der DB-Konzern 2024 ebenfalls erneut deutlich anheben. Im Fernverkehr erwartet der DB-Konzern eine Pünktlichkeit von ungefähr 70 % für dieses Jahr, bei DB Regio (Schiene) wird eine Pünktlichkeit von ungefähr 93 % vorausgesagt. Die Prognose unterliegt aber Unsicherheiten insbesondere mit Blick auf noch fehlende gesetzliche und regulatorische Voraussetzungen für höhere Bundeszahlungen. Quelle: Deutsche Bahn / DMM