Deutschlands erster und einziger Nobel-Geschäftsreisezug verschrottet

Eine Ära ging am 05. Dezember 2023 zu Ende. Mit dem Metropolitan-Express (MET) hatte die Deutsche Bahn vom 01. August 1999 bis Dezember 2004 nach dem Vorkriegs-Rheingold einen besonders luxuriösen Schnellzug im Repertoire, abgestimmt auf die Klientel der Geschäftsreisenden. Kurz vor Weihnachten 2023 wurden die beiden siebenteiligen Fernzuggarnituren aus dem Stillstandmanagement Mukran geholt und bei der Firma Steil (Eberswalde) verschrottet. Die Bahn hatte zwar über zwei Jahre einen Käufer gesucht, fand ihn aber nicht, weil beide Züge zu teuer angeboten wurden.

Der MET ist Geschichte. Am 05.12.2023 wurden beide Ganuturen des Ex-MET verschrottet. Der Zug war einst für Geschäftsreisende konzipiert worden, brachte aber nicht den erhofften Erfolg. Foto: Wikimedia - Jan Oosterhuis - https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Spoorjan

Die Deutsche Bundesbahn und ihre Nachfolgerin Deutsche Bahn AG haben stets Angebote an das zahlungskräftige Publikum der Firmenkunden gemacht. Richtungsweisend war hier das TEE-Konzept aus dem Jahr 1957. Doch zuletzt erwies sich auch dieses als nicht mehr zeitgemäß. So sann die DB AG auf ein neues Produkt für die Zielgruppe der Geschäftsreisenden, die komfortabel zwischen großen Städten unterwegs sein wollte. Das neue Produkt war oberhalb des ICE angesiedelt.

Ein eigenständiges Unternehmen, die „Metropolitan Express Train GmbH“, wurde hierfür ins Leben gerufen. Der neue Zug bestach durch sein äußerst luxuriöses Ambiente, das für die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Kundschaft ausgelegt war. Im Silence-Bereich waren Mobilfunkgespräche strikt untersagt. Doch es gab auch einen Office-Wagen, in welchem die Funkwellen sogar verstärkt wurden. Die komplett neu entwickelten Wagen zeigten selbst bei einer Reisegeschwindigkeit von 200 km/h eine hohe Laufruhe. Statt Kunststoffverkleidungen dominierte eine gediegene Holzausstattung. Natürlich waren die hochwertigen Ledersitze und die ausklappbaren oder fest installierten Holztische verstellbar. Darüber hinaus stand an jedem Platz eine Steckdose zur Verfügung. Die Wandverkleidung bestand aus Schweizer Birnbaumholz.

Mit solchem Luxus ging der „Metropolitan“ am 01. August 1999 an den Start. Dem neuen Geist entsprechend waren selbstverständlich auch die beiden Zugloks 101 130 und 131 gestaltet. Auch sie zeigten das neue orangefarbene MET-Logo und den edlen silberfarbenen Anstrich. Ihre Höchstgeschwindigkeit betrug 220 km/h.  Die beiden Züge verkehrten zwischen Hamburg und Köln. Sie hoben sich deutlich aus dem Einerlei der Bahn AG hervor, und dies in jeder Hinsicht. Bereits von Anfang an konnten Fahrkarten online gebucht werden.

Das Aus kam schon nach viereinhalb Jahren. Trotz emsiger Bemühungen und einigen Rabattaktionen gelang es aber nicht, die Auslastung in die Gewinnzone zu bringen, was dem Zug dann bereits im Dezember 2004 das Aus bescherte. Zunächst sollten die Wagen abgestellt werden, doch man besann sich erfreulicherweise eines Besseren und setzte sie, freilich nicht mehr im schmucken Silber, sondern im lchtgraen IC&E-Design im IC-Verkehr ein, tariflich aber als ICE A. Im Dezember 2021 wurden die Wagen dann aus dem Dienst genommen. Ein bemerkenswertes Kapitel deutscher Reisekultur ging damit zu Ende.

Verheißungsvoller Auftakt. Im Frühjahr 1999 war der Luxuszug auf der ITB in Berlin präsentiert worden. Kurz danach, am 14. Juni 1999, wurde dann bereits der erste MET-Zug abgeliefert. Nur etwa einen Monat später folgte der Zweite. Aus heutiger Sicht besonders, war nicht nur das Angebot, sondern auch die Technik hinter dem MET. Der Schnellzug wurde im Gegensatz zu heutigen ICEs von Lokomotiven angezogen. Mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h handelte es sich bei dem Metropolitan somit um die schnellsten konventionellen Reisezugwagen in Deutschland. Alle vorherigen Züge waren für maximal 200 km/h zugelassen. Über 220 km/h erreichten zu diesem Zeitpunkt nur ICE-Triebzüge.

Zum Start des MET wurden noch alle Erwartungen übertroffen. In den ersten Wochen (August/September 1999) wurden so viele Fahrtkarten verkauft, dass einzelne Züge komplett ausverkauft waren. Doch der Erfolg hielt nicht lange an. Bereits Ende 1999 lag die Auslastung der Mittagszüge bei nur noch 20 %, wobei die Gewinnschwelle erst bei 53 % erreicht wurde. An der Qualität des Angebotes lag es anscheinend nicht. Bei einer Befragung gaben neun von zehn Fahrgästen an, dass sie mit dem MET zufrieden waren. Außerdem würde 97 % erneut mitfahren oder den MET weiterempfehlen. Doch die Beliebtheit allein reichte dem Metropolitan langfristig nicht aus. In allen fünf Betriebsjahren war die Auslastung letztlich weit vom Ziel entfernt und lag deutlich unter denen der regulären Fernverkehrszüge der DB. Deshalb wurde der MET Ende 2004 wieder eingestellt, am 11. Dezember 2004 fuhr der letzte Zug. 

Die Vorteile für Business Traveller waren die erstmals mögliche Online-Buchung, die „Am-Platz-Bedienung“ und die Tatsache, dass Fahräste ab März 2021 erstmals bei Zugfahrten Bonusmeilen für das Vielfliegerprogramm Miles & More der Lufthansa sammeln. Diese Erfahrungen flossen später in den Aufbau der eigenen Kundenbindungsprogramme „bahn.comfort“ und „bahn.bonus“ ein.

Komfort und Service. Der MET setze in Sachen Komfort nochmal eine Schippe auf das Bahn-Flaggschiff ICE obendrauf. Statt Kunststoff bestand die ganze Verkleidung aus Holz- und Edelstahlelementen. Die breiten Ledersitze waren verstellbar, hatten Kopfkissen und Holztische. Zudem gab es, für damalige Verhältnisse ungewöhnlich, an jedem Platz eine eigene Steckdose. Eine weitere Besonderheit war die besonders hohe „Laufruhe“ bei hohen Geschwindigkeiten – der Gang durch den fahrenden Zug war also deutlich weniger anstrengend. Außerdem verfügte der Metropolitan über selbstreinigenden Toiletten, die nach jeder Benutzung gesäubert und desinfiziert wurden.

Auch beim Service wollte sich der Metropolitan von anderen Schnellzügen abheben. So lagen in den Eingangsbereichen alle Wagen kostenlose Tageszeitungen aus. Zudem waren alkoholfreie Getränke am Platz und an der Bar im Fahrpreis inklusive. Je nach Tageszeit gab es an der Bar auch Espressi und Cocktails. Während der Fahrt gab es auch einen kostenlosen „Business Snack“ am Platz. Im Gegensatz zu allen Zügen der Deutschen Bahn war der Metropolitan nicht in erste und zweite Klasse aufgeteilt. Ein ganz normales Flex-Ticket für den MET kostete 119 Euro (Stand: Dezember 2004) und somit ähnlich viel wie ein Flex-Ticket für den ICE-Sprinter (122 Euro, Stand: Dezember 2004), jedoch teurer als vergleichbare ICE-Fahrkarten in der zweiten Klasse.

Drei Wagenkategorien über dem Niveau der 1. Klasse eines ICE.

  • Silence-Wagen: Diese waren für Reisende gedacht, die gerne Ruhe haben wollten. Auf Wunsch gab es Kopfkissen, Decke, Ohrstöpsel sowie ein Audio-Programm mit Kopfhörer – alles kostenfrei. Die Nutzung von Handy oder Laptop war in diesen Wagen nicht erwünscht. Die beiden Silence-Wagen wurden ganz ans Ende des MET-Zuges gereiht, um Störungen durch das Personal zu vermeiden.
  • Office-Wagen: Diese waren für arbeitende Reisende ausgelegt. Bis auf die Steckdosen und Handy-Verstärkern gab es keine anderen Extras. Jedoch waren in diesen eine Cocktail- und Espresso-Bar verortet. Neben Einzelsitzen gab es auch einige Vierergruppen (vier Sitzplätze an einem Tisch) für Arbeitsgespräche. 
  • Club-Wagen: Wer weder arbeiten noch schlafen wollte, kam hier unter. In diesen Wagen gab es ebenfalls einen Handyverstärker und eine Cocktail- und Espresso-Bar. Zudem konnten Reisende kostenlos tragbare DVD-Player und Filme ausleihen. Der Club-Wagen war zudem barrierefrei gestaltet.

Aufgrund der mangelnden Auslastung wurde im Spätsommer 2001 eine weitere Wagenkategorie beim MET eingeführt. Bei den beiden sogenannten „Traveller“-Wagen wurde der Komfort etwas zurückgeschraubt, dafür waren die Fahrpreise günstiger. Somit stellten diese theoretisch die zuvor nicht vorhandene zweite Klasse des Metropolitan dar. Tageszeitungen und Getränken waren zwar ebenfalls im Preis inbegriffen, dafür gab es jedoch weder Snack noch Zugang zur Cocktail- und Espresso-Bar. Alle Plätze im Metropolitan waren reservierungspflichtig.
Mit dem MET schuf sich der Konzern eine hauseigene Konkurrenz. Der Zug-Betreiber, die Metropolitan Express Train GmbH, wurde 1996 als Tochterunternehmen der damaligen DB Reise & Touristik (heute: DB Fernverkehr) geschaffen – welches wiederum ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn ist. 

Verlängertes Lebensende als ICE A. Die luxuriösen Reisezugwagen sollten aber anschließend noch lange weiterleben. Sie wurden an die übrigen Fernverkehrswagen der Deutsche Bahn angepasst (z. B. Logo) und anschließend auf regulären ICE- und IC-Strecken verwendet. Dabei wurde jedoch die Innenausstattung genauso beibehalten. Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 waren die MET-Wagen anschließend noch auf deutschen Schienen unterwegs und anschließend zum Verkauf angeboten.

H0-Modelle. Die Erstausführung des MET erscheint 2024 als Gemeinschaftsentwicklung von Märklin und Piko für die Spur H0 in Wechselstom bzw. Gleichstrom. Den Zug hatte es schon einmal in den Ausführungen als MET und als ICE A von LS.Models gegeben. Quelle: DMM