Diess hat die Zeichen der Zeit erkannt

Die großen Drei haben sich angeblich geeinigt. Die Konzernchefs von Volkswagen (Herbert Diess), BMW (Harald Krüger) und Daimler (Dieter Zetsche) sollen ihre Meinungsverschiedenheiten betreffend die Förderung von modernen Antrieben beigelegt haben. Ob das so stimmt, ist allerdings noch nicht absolut klar.

Auf der Bilanzpressekonferenz von BMW in München, bei der auch DMM zugegen war, hatte sich BMW-Chef Harald Krüger von den Absichten seines ehemaligen Kollegen und heutigen VW-Konzernchefs Herbert vorsichtig distanziert. Diess hatte wenige Tage zuvor die Welt in seinem Strategiepapier wissen lassen, die Politik solle sich ausschließlich auf die Förderung der E-Mobilität konzentrieren, die Ladeinfrastruktur ausbauen und alle zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel einsetzen, um die Stromer auch für weniger kaufkräftige Kunden erschwinglich zu machen. Dafür sollte Berlin die Subventionen für Diesel sowie Brennstoffzellen- und Hybrid-Entwicklung umleiten auf die E-Mobilität.

Im abendlichen Telefonat mit Krüger und Zetsche soll Diess am 20. März seine Forderung leicht korrigiert haben, indem er nun auch die Förderung der Hybridtechnologien zugestehen will. In der Bilanzpressekonferenz hatte der BMW-Chef deutlich Stellung bezogen, indem er darauf verwies, dass es sich deutsche Autokonzerne, die weltweit ihre Automobile verkaufen möchten, nicht erlauben können, eine Antriebsvariante zu vernachlässigen. Sollte es einen Verzicht auf Benziner oder Diesel geben, werden ein Autokonzern vermutlich gar kein Auto mehr verkaufen können, warnte Krüger.

Herbert Diess schwebt vor, den Wolfsburger Konzern schon in Bälde schwerpunktmäßig auf die Produktion von Elektroautomobilen umzuschwenken. . BMW und Mercedes aber auch die Nobeltöchter Audi und Porsche würden empfindlich getroffen, wenn Steuervergünstigungen für Diesel entfielen. Denn die meist größeren Fahrzeuge der Premiummarken sind die Cashcows, für die Endverbraucher, zu über 80 % Geschäftskunden (Unternehmen, Fuhrparks), würde der Unterhalt von Diesel- und Benzinerfahrzeugen spürbar verteuert. Hinzu kommt, dass gerade BMW und Daimler die Dieselautos dringend brauchen; denn andernfalls können sie die von Brüssel vorgeschriebenen Flottengrenzwerte für den Ausstoß von CO2 nicht erreichen und müssten Milliardenstrafen fürchten.

Die Krux: Berlin hat über Jahre vergessen, dass es Klimaverpflichtungen gegenüber der EU hat und sie hat die Entwicklung E-Mobilität schlichtweg verpennt. Der deutschen Autoindustrie war’s mehr als recht. Nun aber müssen spätestens in zehn Jahren mindesten 10 Mio. batterieelektrisch angetriebene Autos auf den Straßen sein, will Berlin die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens erfüllen. VW-Chef Herbert Diess hat dies schon erkannt. Quelle: DMM / BMW