DMM-Fahrbericht Opel Astra GSe und Grandland GSe

Jeder 5. Opel, der in Deutschland verkauft wird, ist elektrifiziert, so Harald Hamprecht, Vice Predident Communications bei der Fahrvorstellung der neuen GSe-Modelle (Plug-in-Hybride) des Astra Fünftürers, Sportstourers und Grandland. Die GSe-Modelle führen die jeweilige Baureihe an, seien es die Spitzenvarianten des Kompaktklasse Bestsellers Astra oder des Kompakt-SUV. Seit 2022 läuft bei den Rüsselsheimern die Elektrifizierungsoffensive auf Hochtouren. Aktuell umfasst das Opel-Portfolio 12 Teil- und Ganzstromer. Ab 2028 sollen ausschließlich batterieelektrische Fahrzeuge produziert werden. DMM hatte die Gelegenheit, die drei GSe-Neulinge zu testen.

Der Opel Astra GSe ist als Fünftürer wie als Sportstourer das Spitzenmodell der Reihe. Foto: Dani Heyne

DMM zieht ein überaus positives Fazit nach den Fahrtests der beiden Performance-Modelle Astra GSe und Grandland GSe. Foto: Ulrich Berger

Sehr dynamisches Exterieurdesign des Opel Grandland GSe. Foto: GZ

Übersichtliches und sehr modernes volldigitalisiertes Cockpit im Opel Grandland GSe. Foto: GZ

Kurven- und steigungsreiche Strecken meistert das sehr gut abgestimmte Fahrwerk des Opel Grandland GSe hervorragend. Foto: GZ

Schicke Heckansicht des Opel Grandland GSe. Foto: GZ

Mit dem Opel Grandland GSe auf 1.082 m Höhe. Foto: GZ

Opel Grandland GSe und ein vorbeirauschender Opel Astra Sportstourer GSe. Foto: GZ

Mobilitätsmanagern, Dienstwagennutzern, Selbstständigen, vielleicht auch Familien, diesen Zielgruppen kann man die GSe-Modelle von Grandland oder Astra sehr empfehlen. Foto: GZ

Mit den drei GSe-Varianten kehrt zugleich das berühmte Kürzel „GSe“ zurück. Es steht jetzt für die neue Submarke GSe (Grand Sport electric). In früheren Zeiten kennzeichnete es Modelle wie Commodore GS/E (1968) oder Monza GSE (1983) für „Grand Sport Einspritzung“, also für besondere Performance-Versionen. Heute steht das „e“ für „electric“. Die drei topmodernen Stromer mit Stecker bieten alles, was umweltbewusste Nutzer aus dem gewerblichen wie privaten Segment sich vorstellen: teilweise lokal emissionsfreies Fahren, sportliche Fahrleistungen und niedrigen Verbrauch. Letzteres freilich nur dann, wenn man den Akku auch kontinuierlich lädt. Apropos E-Power: in diesem Jahr erscheinen der rein elektrische Astra-5-Türer und die Kombiversion Sportstourer. 

Als Zielgruppen im Visier haben die Opelaner Firmenfuhrparks – User Chooser – und Selbstständige, aber auch Familien. Die topmodernen PHEV ersetzen gewissermaßen die Dieselmotorisierungen, die dem Trend zu alternativen Antrieben zum Opfer fallen. Firmenkunden profitieren von der 0,5 %-Regel bei der Dienstwagenbesteuerung. In Sachen staatliche Förderprämie aber gehen seit  Jahresbeginn alle Käufer leer aus. Denn die Umweltprämie gibt es nur noch für BEV-Modelle, und das im Fall von gewerblichen Kunden bis Ende August 2023.

Design und -Ausstattung. Optisch deutet nicht allzuviel auf die Ausnahmestellung beider Newcomer hin. Die verwendeten Materialien, die Instrumentierung, das Lenkrad, alles das Gleiche ei bei den normalen Geschwistern. Dafür ist die Ausstattung nahezu komplett. Ins Auge fallen auf den ersten Blick die von der Konzeptstudie Manta GSe ElektroMOD inspirierten, schwarzen Leichtmetallräder, beim Astra serienmäßig in 18 Zoll, beim Grandland in 19 Zoll ausgeführt sowie der markante, schwarze Vizor-Grill und Frontschürze. Heckdiffusor und GSe-Schriftzug an der Heckklappe fallen dagegen erst beim zweiten Hinsehen auf. Ein schwarzes Dach gehört immer zur Serie, beim Grandland GSe kann auch die Haube noch schwarz lackiert werden. Die 18-Zoll-Leichtmetallräder in Diamond Cut/Schwarz beim Astra GSe und die 19-Zöller beim Grandland GSe passen recht gut zum optischen Auftritt – genauso wie die GSe-spezifisch gestaltete Front und der GSe-Schriftzug an der Heckklappe sowie der spezielle Heckdiffusor.

Im Innenraum können es sich Fahrer und Beifahrer auf AGR-zertifizierten, exklusiven GSe-Performance-Sitzen in Alcantara-Ausstattung bequem machen. Die sportlichen Sitze sind exklusiv den GSe-Modellen vorbehalten und führen die langjährige Opel-Erfahrung bei der Entwicklung von ergonomischen Sitzen fort. Sie sorgen für festen Halt und wirken auf langen Distanzen sehr rückenschonend. Sitz- und Lenkradheizung sorgen für Wohlfühlatmosphäre auch an kalten Tagen, wie wir sie im südlichen Spanien mit Schnee, Hagel und Kälte bei unseren Fahrzeugtests erlebt hatten. 

Motor, Fahrwerk, Leistung. Wir haben’s auf kurvenreichen bergigen Strecken ausprobiert: Die GSe-Astras und Grandlands bieten mit hochmodernen Technologien einen besonders dynamischen Fahrspaß. Mit einer Systemleistung von 165 kW/225 PS – der 1,6 Liter-Vierzylinder leistet 133 kW/180 PS, der E Motor steuert bis zu 81,2 kW/110 PS bei – und einem maximalen Drehmoment von 360 Nm setzt der neue Astra GSe Zeichen in seiner Klasse. Die theoretischen Werte: Kraftstoffverbrauch gemäß WLTP 1,2-1,1 l/100 km, CO2-Emission 26-25 g/km; jeweils kombiniert). In der Realität geht die elektrische Power bei moderater Fahrweise nach knapp über 60 km zu Ende; von da an sorgt ausschließlich der Verbrenner für den weiteren Vortrieb. Heißt: Die Verbrauchs- und Emissionswerte steigen dann natürlich. Wir landeten bei Strecken um die 100 km bei Verbräuchen von ca. 4 Litern. Auch kein schlechter Wert. Bei aufgeladenem Akku sind ein flotter Ampelstart und eine sportliche Höchstgeschwindigkeit garantiert. Aus dem Stand beschleunigt die fünftürige Sport-Limousine in 7,5 Sekunden auf 100 km/h; bis zu 235 km/h Höchstgeschwindigkeit sind drin (135 km/h rein elektrisch). An Bord ist eine 12,4 kWh-Lithium-Ionen-Batterie; damit kann der Astra GSe laut Opel bis zu 64 km lokal emissionsfrei zurücklegen.

Das High-Performance-SUV Grandland GSe setzt in Sachen Leistung sogar noch eins drauf: Der Grandland GSe bündelt die Kraft aus einem Turbobenziner mit 1,6 Litern Hubraum und 147 kW/200 PS sowie zwei Elektromotoren – einem an jeder Achse. Der E-Motor an der Vorderachse liefert bis zu 81,2 kW/110 PS, der an der Hinterachse bis zu 83 kW/113 PS. So entsteht eine Systemleistung von bis zu 221 kW/300 PS. Der Plug-in-Hybrid-Antrieb macht den Grandland GSe zu einem starken Sportler mit permanentem elektrischem Allradantrieb samt exzellenter Traktion. So spurtet der GSe in gerade einmal 6,1 Sekunden von null auf Tempo 100 und erreicht – wie der Astra GSe – ebenfalls eine Spitzengeschwindigkeit von 235 km/h (135 km/h rein elektrisch). Mit seiner 14,6 kWh-Lithium-Ionen-Batterie legt der Grandland GSe nach WLTP bis zu 63 km lokal emissionsfrei zurück. Beim offiziell angegebenen Kraftstoffverbrauch von 1,2 l/100 km bleibt es natürlich nicht; denn wer fährt schon mit einem SUV ausschließlich kurze urbane Strecken. Aber sparsam war auch der Grandland GSe aber immer unter der Voraussetzung, dass er kontinuierlich an Ladesäulen angesteckt wird. 

Assistenzen. Das Portfolio an hochmodernen Assistenzsystemen umfasst die ganze Bandbreite, die Opel für Grandland und Astra aktuell bietet. So ist beispielsweise beim Astra GSe das Intelli-Drive 1.0-System mit Frontkollisionswarner und automatischer Gefahrenbremsung, Fußgänger- und Müdigkeitserkennung, Spurthalte- und Verkehrsschild-Assistent, Querverkehrs- und Toter-Winkel-Warner sowie automatischem Geschwindigkeits-Assistent mit Stopp-Funktion serienmäßig an Bord. Der Parkpilot für Front und Heck sowie die 360-Grad-Kamera Intelli-Vision unterstützen den Fahrer beim Rangieren. Und bestens vernetzt sind GSe-Passagiere mit dem – beim Astra GSe drahtlosen – Apple CarPlay und Android Auto kompatiblen Multimedia Navigationssystem samt 10-Zoll-Farb-Touchscreen und 10 Zoll-Fahrerinfodisplay (12-Zoll-Display beim Grandland GSe). Kompatible Smartphones lassen sich zudem ganz einfach per Wireless Charging in der Mittelkonsole aufladen.
GSe-Interessierte, die sich bereits auf den Astra Sports Tourer GSe freuen, müssen sich derweil noch etwas gedulden. Opel wird die Preise für den Performance-Kombi zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.

Strom tanken. In beiden Fällen sollen die Akkus in zwei Stunden wieder aufgeladen sein – vorausgesetzt, sie stecken an einer 22 kW-Wallbox und haben den optionalen (500 Euro) 7,4-kW-Onboard-Charager an Bord. Mit dem serienmäßigen 3,7-kW-Charger dauert’s leider doppelt so lange.

Fahreindruck. Im Astra-Vergleich ist der GSe noch agiler und präziser ausgelegt. Das Chassis liegt um 10 mm tiefer. Lenkung, Federung und Bremsen reagieren unmittelbarer und direkter auf jeglichen Befehl des Fahrers. Die KONI-FSD-Technologie (Frequency Selective Damping) ermöglicht so je nach Situation eine unterschiedliche Dämpfungscharakteristik für präzises Handling und hohen Komfort gleichermaßen. Freilich sind die Unterschiede zu den Normalgeschwistern eher marginal. Der Kunde, ob privat der gewerblich, der den Vergleich nicht hat, kann das letztlich kaum beurteilen. Er möchte einfach ein Fahrzeug, das optisch attraktiv ist und das ihn komfortabel und scher von A nach B bringt. DMM