Elektrifizierung Marschbahn - Schleswig-Holstein trägt finanzielles Risiko zunächst allein

Das Land Schleswig-Holstein wird die Planungen für die Elektrifizierung der „Marschbahn“ zunächst selbst in die Hand nehmen. "Unser Verkehrsverbund NAH.SH bereitet derzeit die Ausschreibungen für die ersten Planungsleistungen vor. Im Sommer könnten dann die Arbeiten starten", sagte Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz am Dienstag, 22. März 2022 in Heide.

Mit der Deutschen Bahn AG, der die Bahntrasse gehört, sei ein entsprechender Planungsbegleitvertrag abgeschlossen worden. "Die DB Netz AG unterstützt uns derzeit insbesondere bei Fragen des Umweltrechts", so Buchholz. Insgesamt werde das Land mit rund 3,6 Mio. Euro in Vorleistung gehen.

Geplant ist laut Buchholz u.a., dass der Bund die Maßnahme nach dem so genannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz bezuschusst. Eine entsprechende Anmeldung sei bereits erfolgt. "Die endgültige Entscheidung über die Aufnahme ins Förderprogramm fällt der Bund aber erst mit der Fertigstellung der Unterlagen für die Planfeststellung. Wir tragen daher zunächst allein das finanzielle Risiko", so der Minister. Dies sei auch ein Zeichen dafür, welche Bedeutung die Landesregierung der Elektrifizierung der Marschbahn beimesse.

Und auch beim zweigleisigen Ausbau zwischen Niebüll und Sylt geht das Land finanziell in Vorleistung. Denn: Der Ausbau auf der Insel Sylt zwischen Morsum und Tinnum ist bisher noch nicht im Bedarfsplan für Bundesschienenwege enthalten und bremst die DB Netz AG somit bei den Planungen aus. Buchholz: "Damit der Ausbau auf Sylt allerdings nicht in Zeitverzug gerät, werden wir der DB Netz die Planungskosten zunächst vorfinanzieren. Damit ist eine zeitgleiche Planung für die beiden noch eingleisigen Abschnitte gesichert und eine beschleunigte Realisierung möglich."

Auch die in der Regionalen Kooperation Westküste zusammengeschlossenen vier Kreise Dithmarschen, Nordfriesland, Pinneberg und Steinburg, die Wirtschaftsförderungsgesellschaften dieser Kreise sowie die Industrie- und Handelskammern zu Kiel und zu Flensburg begrüßen den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der Marschbahn. Während der Informationsveranstaltung im Berufsbildungszentrum Heide wurde am Abend eine Absichtserklärung zur Unterstützung der Marschbahnelektrifizierung aus der Region heraus durch die anwesenden Vertreter der Kreise Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen und Nordfriesland angekündigt. Florian Lorenzen, Landrat des Kreises Nordfriesland und Vorsitzender der Regionalen Kooperation Westküste sagte dazu: "Mit der Elektrifizierung schaffen wir die Voraussetzungen, dass zukünftige Generationen an Fernverkehrszügen umsteigefrei bis nach Sylt fahren können."

Seit Ende 2013 wird von Seiten der Landes- und Kommunalpolitik sowie der Wirtschaft an der Westküste verstärkt die Elektrifizierung des bisher noch mit Dieselloks betriebenen Abschnittes zwischen Itzehoe und Westerland gefordert. Argumentiert wird dabei auch mit der verbesserten Verkehrsanbindung der Urlaubsregion Nordfriesland, v. a. der Insel Sylt, an die deutschen Großstädte und Ballungszentren. Im 2016 neu aufgelegten Bundesverkehrswegeplan 2030 wurde dieses Vorhaben jedoch nicht aufgenommen.

Die Elektrifizierung der Marschbahn hätte nach übereinstimmender Auffassung aller Beteiligten viele Vorteile. So würde bei den Fernzügen der zeitraubende Lokwechsel in Itzehoe (von Hamburg bis Itzeohoe ist die Strecke bereits unter Fahrdraht) wegfallen und die Regionalbahnen könnten von Hamburg umsteigefrei bis nach Heide fahren. Der Abschnitt Itzehoe-Heide beträgt 59,6 km und von Heide bis Westerland sind es weitere 113,2 km. "Die elektrischen Züge wären nicht nur klimafreundlicher, sondern auch wesentlich leiser. Für Anwohner an der Strecke würde es also wesentlich ruhiger und mit den Schadstoff-Emissionen der Diesellokomotiven wäre es auch vorbei", sagte Buchholz. Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus / DMM