Ex-Audi-CEO will nicht mehr hinter Gitter

Nochmal in den Knast will der frühere Audi-Chef Rupert Stadler offensichtlich nicht. Gesiebte Luft atmen durfte der einstige Überflieger schon mal: Ab Juni 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang hinter Gittern in Untersuchungshaft in Augsburg. Nun will er im Betrugsprozess um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos ein Geständnis ablegen. Stadler stimme dem Verständigungsvorschlag des Gerichts zu, sagte sein Verteidiger am Mittwoch vor dem Landgericht München.

Die Wirtschaftsstrafkammer hatte Stadler bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Mio. Euro eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Das Geständnis will Stadler dem Gericht in zwei Wochen vortragen, wie sein Verteidiger sagte. Das Urteil soll nicht vor Pfingsten zu erwarten sein. Gesteht Stadler seinen Betrug durch Unterlassen, dann droht ihm eine Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren auf Bewährung. Die Bewährungszeit soll dann drei Jahre betragen. Die Bewährungsauflage in voraussichtlicher Höhe von 1,1 Mio. Euro soll gemeinnützigen Einrichtungen zukommen.

Stadler, ein Ziehkind des ebenfalls geschassten ehemaligen VW-Konzenchefs Martin Winterkorn, hatte jahrelang seine Unschuld beteuert und war davon auch in dem seit zweieinhalb Jahren laufenden Prozess nicht abgerückt. Nach vorläufiger Einschätzung der Wirtschaftsstrafkammer muss Rupert Stadler aber sehr wohl gewusst haben, dass die Abgaswerte von Audi-Modellen manipuliert gewesen sein könnten. Trotzdem wurden die Audi-Vertragshändler nicht informiert und der Verkauf der manipulierten Fahrzeuge lief bis Anfang 2018 weiter. Dass Dieselaggregate beim Abgasverhalten geschönt waren, hatten bereits der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure gestanden.

Mit unzulässigen Abschalteinrichtungen hielten die Autos die Stickoxid-Grenzwerte zwar auf dem Prüfstand ein, aber nicht auf der Straße. So wollten sich die Autobauer den aufwendigen nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung sparen, nachdem sie sich zuvor verrechnet hatten.

Das Schlimme an der ganzen Geschichte: Hätte nicht die US-Umweltbehörde den Skandal aufgedeckt, wäre die ganze Betrugsgeschichte nie ans Licht der Öffentlichkeit gekommen; denn Bundesregierung, KBA und Verkehrsministerium schauten einfach weg und unternahmen nichts gegen die Machenschaften eines Martin Winterkorn oder Rupert Stadler. Letzterer war 2007 Chef der Ingolstädter VW-Tochter geworden als Ziehsohn seines Vorgängers Martin Winterkorn, der damals an die Konzernspitze wechselte. Ab Juni 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Augsburg in Untersuchungshaft, bis zu seinem Rücktritt als Audi-Chef und VW-Vorstandsmitglied. Mit dem Volkswagen-Konzern hatte er bereits einen zivilrechtlichen Vergleich geschlossen und wegen Pflichtverletzung 4,1 Mio. Euro an seinen früheren Arbeitgeber gezahlt. Quelle: DMM