Facelift des Jaguar XE im Test

Angesiedelt unter der Businesslimousine XF ist Jaguars XE. Zum Modelljahr 2020 haben die Briten die Sportlimousine XE optisch und technologisch aufgewertet. Sie hat im Grunde genommen nur einen Nachteil: Sie ist eine Limousine und diese Karosserieform hat es in Deutschland bekanntlich schwer. Gäbe es eine Kombiversion (Estate) wie beim XF, wer weiß wie stark die Verkaufschancen stiegen.

Sehr gelungenes Design und in allen anderen Belangen den deutschen Konkurrenten ebenbürtig, das Facelift des Jaguar XE. Fotos: G. Zielonka

Schön anzusehen, das Heck des neuen Jaguar XE.

Feines Ambiente und perfekte Bedienbarkeit im neuen Jaguar XE.

So aber muss sich der neue XE die Zielgruppen – eine Definition hierfür ist im Segment der Premium-Mittelklasselimousinen kaum möglich – mit der Konkurrenz aus München (3er), Ingolstadt (A4) und Stuttgart /C-Klasse) messen. Das Zeug dazu hat der XE aber, nicht zuletzt aufgrund seines wirklich sehr schicken Exterieur- und Interieur-Designs.

Das Facelift sorgt insbesondere an der Frontpartie zu mehr Ausdrucksstärke. Der markentypische Grill erhielt einen neuen Gitternetzeinsatz und ein fülligeres, konvex gewölbtes Profil – eine optische Parallele zum Elektrofahrzeug I-PACE. Auch die Heckpartie wurde überarbeitet, lässt den Wagen breiter und geduckter erscheinen und sorgt für mehr aerodynamische Performance. Die Voll-LED-Scheinwerfer machen nun mit sequentiell aufleuchtenden Blinkern auf den Wagen aufmerksam. Die Familienzugehörigkeit dokumentiert die markentypische J-Blade-Signatur des LED-Tagfahrlichts; abgedunkelte Reflektoren untermalen den dynamischen Charakter des XE. Den gleichen Effekt erzielen die ebenfalls schlanker gestalteten LED-Heckleuchten, deren animierte Blinker nun ebenfalls sequentiell aufleuchten. Mit ihrer modifizierten Signatur sind sie eng an den I-PACE angelehnt.

Auch das Interieur ist überaus ansprechend und zeugt dank hochwertiger und bestens verarbeiteter Materialien für angenehmstes Ambiente. Die Zeiten des Hartplastik sind vorbei, die der Stoffbezogenen Sitze auch.   

Die Bedienerfreundlichkeit ist 1a. An Bord ist jetzt das aus dem I-PACE bekannte Touch Pro Duo Infotainmentsystems (Serie im XE HSE, optional für S und SE). Es besteht aus im Stil eines „Flight decks“ angeordneten HD Touchscreens in den Größen 10’’ und 5’’ und ermöglicht dank berührungsempfindlicher Tasten und multifunktionaler Drehregler ein hochintuitives Bedienerlebnis, wie es Jaguar formuliert. Es umfasst u.a. Funktionen wie InControl Remote und Remote Premium für eine drahtlose Steuerung per Smartphone, etwa zum Öffnen der Türen oder Fenster, zum Einsehen der Tankanzeige oder zum Vorheizen des Innenraums. Eine WLAN Schnittstelle für bis zu acht externe Geräte kann eingerichtet werden. Die Dual View-Technologie gestattet es darüber hinaus, dass Fahrer und Beifahrer unterschiedliche Informationen abfragen können. Beim virtuellen TFT-Kombiinstrument im Format 12,3’’ (ab XE SE) kann man zwischen vier Einstellungen wählen, darunter formatfüllende Navigationskarten.  

Dass das XE-Facelift eine induktive Ladestation für Smartphones aufweist, man erwartet nichts anderes von einem modernen Fahrzeug in diesem Segment. Ob es allerdings den ClearSight-Spiegel (Innenrückspiegel mit Kamerafunktion), den wir schon beim neuen Evoque beschrieben haben, braucht, ist die Frage. Er stellt auf Knopfdruck das Bildsignal der Dachantennenkamera dar, einen richtigen Mehrwert aber können wir nicht erkennen, weshalb wir nicht zuletzt wegen des Flimmerns den Spiegel per Kippschalter auf traditionelle Funktion umgeschaltet haben.

Statt des vorherigen Drehreglers für die Gangwahl tut es nun ein aus dem F-TYPE inspirierter SportShift-Getriebewählhebel sowie ein Kippschalter für die JaguarDrive Control. Das neue Multifunktions-Lederlenkrad glänzt mit taktilen Bedientasten und erst bei Berührung aufleuchtenden Symbolen. Die serienmäßigen Lenkradschaltwippen in mattiertem Chrom laden ein, aktiv ins Programm der Achtstufen-Automatik einzugreifen. Aber wann braucht man das schon auf unseren verrückt vollen Autobahnen. Das haben wir heute erst zu spüren bekommen mit unendlichen langen Staus, verursacht durch Hunderttausende Lkw, die unsere Fernstraßen immer mehr verstopfen und jegliches vernünftige Vorankommen unterbinden.

Eine feine Sache sind die neu gestalteten Türtafeln mit vergrößerten Ablagen – sie fassen nun mühelos große Trinkflaschen zusammen mit kleineren Gegenständen. Der nun angewinkelte und nach oben gezogene Türinnengriff lässt sich zum Zuziehen der Tür natürlicher greifen.

Dem Zeitgeist entsprechend hat der Autobauer mit fortschrittliche Technologien ausgestattet. Von Haus aus an Bord sind 14-fach verstellbare Ledersitze, sehr rückenfreundlich übrigens, LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten mit neuer Marken-Signatur, vordere und hintere Einparkhilfen, eine Rückfahrkamera und ein Spurhalteassistent mit Aufmerksamkeitsassistent.

Alle Vierzylinder Benziner und Diesel werden ab Werk mit einer ZF-Achtstufen-Automatik gekoppelt. Den D180 kann man optional auch mit Vierradantrieb ordern, beim starken Benziner P300 ist AWD serienmäßig. XE-Kunden haben die Wahl zwischen drei an die Achtstufen-Automatik von ZF gekoppelte Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum. Der 221 kW (300 PS) starke Turbobenziner P300 AWD beschleunigt mit 400 Nm Drehmoment und serienmäßigem Allradantrieb in nur 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Leider ist er nicht gerade ein Kostverächter, wie unsere erste Ausfahrt zeigte. Neben dem Zweiliter-Turbobenziner mit 184 kW (250 PS) und Heckantrieb können XE Kunden noch den sehr effizienten Turbodiesel mit 132 kW (180 PS) ordern. Der mit Heck- oder Allradantrieb angebotene Selbstzünder D180 schickt bis zu 430 Nm an eine oder beide Achsen. Jaguar spricht von einem Durchschnittsverbrauch ab 4,9 Liter/100 km, da würden wir lieber gute zwei Liter mehr draufpacken, dann stimmt’s.

Erfordern es die Strecken- und/oder Wetterverhältnisse, werden beim 4x4-System bedarfsgerecht bis zu 50 % des Drehmoments auf die Vorderachse geleitet und so immer genügend Traktion bereitgestellt.

So genannte Smart Settings finden über Algorithmen mit künstlicher Intelligenz individuelle Vorlieben des XE-Fahrers heraus. Sie identifizieren unterschiedliche Nutzer automatisch anhand des Autoschlüssels und des Smartphones und können so verschiedene Einstellungen für jedes Fahrerprofil speichern. Es folgen Prozesse, bei denen wiederholt gleiche Kommandos und Routine-Einstellungen erkannt, gelernt und schließlich antizipiert werden. Ergebnis: Individuelle Einstellungen der Klimaautomatik, der Rückspiegel, der Medien oder der Sitze werden bei jedem neuen Einstieg ins Auto automatisch ausgeführt.

Ein technologisches Highlight ist das optionale TFT-basiertes Head-Up-Display (HUD). Es liefert gestochen scharfe, in die Windschutzscheibe projizierte Grafiken.

Wie bei den Wettbewerbern auch bietet der XE eine ganze Latte an aufpreispflichtigen  Personalisierungsmöglichkeiten in Gestalt von Zusatzpaketen. Darunter ein Dynamic Pack u.a. mit adaptivem Fahrwerk, ein Winter- und ein Technologie-Paket mit: Head-Up-Display, Touch Pro Duo, 12,3’’ TFT-Instrumentendisplay, Frontscheibe mit Wärmeschutzglas, dem Innenrückspiegel mit Clear Sight Smart View Technologie und Ladestation für Mobiltelefone, ein Komfort-Paket und und und.

Sehr sinnvoll ist die Dreijahres-Garantie die alle Inspektionen der ersten 36 Monate beinhaltet, dies ohne Kilometerbegrenzung. Und beim „hauseigenen“ JLR-Versicherungsdienst lässt sich der XE zu Flatrate-Tarifen unabhängig von Schadenfreiheits- und Regionalklassen versichern.

Wie fährt er sich? Von den weichen Gangwechseln merkt man nichts. Die Limousine bietet präzises Ansprechverhalten, eine klare Rückmeldung der elektromechanischen Servolenkung und ein sportlich abgestimmtes Fahrwerk, das den XE wie auf Gleisen durch die Kurven führt. Einen großen Unterschied zwischen Dynamik- und Komfortbetrieb haben wir nicht gespürt oder um es anders zu formulieren, es ist beinahe dasselbe. Quelle: DMM / Jaguar