Fast alle Supercharger in Deutschland verstoßen gegen deutsche Gesetze

Die meisten Supercharger in Deutschland, ob von Ionity, Tesla oder anderen Anbietern, verfügen nicht über geeichte Strommessgeräte und sind damit streng genommen illegal.

Tesla gibt sein „Supercharger“-Schnellladenetz für Elektroautos anderer Marken frei. Seit wenigen Wochen sind erste Stationen in Deutschland für Fremdfabrikate zugänglich. Doch die rot-weißen Ladesäulen des US-Unternehmens entsprechen nicht deutschen Vorgaben. Das ist auch bei Stromtankstellen der meisten deutschen Anbieter der Fall.

Angeblich sollen die Tesla-Supercharger illegal in Betrieb, weil sie gegen das deutsche Eichrecht verstoßen. Angeblich können sich Kunden nicht darauf verlassen, dass ihnen die exakte Strommenge abgerechnet wird. Ladesäulen, an denen Strom nach Kilowattstunde (kWh) abgerechnet wird, müssten in Deutschland eichrechtskonform sein. Sie müssten dafür einen Zähler haben, der den geladenen Strom genau misst. Das betreffe neben dem öffentlichen Raum auch Betriebs- und Privatgelände.

Tesla hat zu Beginn seinen Kunden mit den Superchargern Strom noch kostenlos zur Verfügung gestellt. Seit einigen Jahren verlangt der Elektroautobauer aber Gebühren (niedriger als bei Ionity & Co.) und rechnet nach Kilowattstunde ab. Da das noch ohne eichrechtskonformen Zähler geschieht, verstößt das Unternehmen gegen deutsche Gesetze. Nur, wenn der Ladestrom weiter verschenkt oder mit einer Flatrate zu vorab bekannten Preisen abgerechnet würde, könnte das Unternehmen das Eichrecht ignorieren.

Auch andere Angebote wie etwa das von deutschen Autobauern gegründete Ionity-Netz verstoßen gegen das Eichrecht. Das liegt auch an der mangelnden Verfügbarkeit von gesetzeskonformen Produkten. Diese haben laut Handelsblatt nur vier Schnellladesäulenhersteller im Angebot: ABB, Alpitronic, ADSTec (Porsche) und Compleo. Das geht aus Erhebungen des vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützten Förderprojekts „IKT für Elektromobilität“ und Herstellerangaben hervor.

Den Betreibern der angeblich nicht rechtskonformen Ladesäulen drohen bis auf Weiteres keine Konsequenzen. Würde dem deutschen Amtsschimmel Recht gegeben werden, müssten Tausende Ladesäulen stillgelegt oder unverzüglich nachgerüstet werden. Laut Katharina Boesche, die für das IKT regelmäßig eine Umfrage zum Stand der Ladesäulen durchführt, wird sich der Nachrüstungsprozess für die Schnellladeinfrastruktur noch bis zum Ende des Jahres 2023 hinziehen. Quelle: Tecomento / DMM