Genf Airport schnallt den Gürtel enger

Der Genfer Flughafen (Genève Aéroport) ist in eine schwere finanzielle Krise geraten. Für das laufende und das nächste Jahr muss gespart werden. Erfreulich für die Belegschaft: Es wird keine Msssenentlassungen geben, meldet das Management.

Der Flughafen Genf ergreift zahlreiche Sparmaßnehmen. Foto: Genève Aeroport

Trotz einer kurzzeitigen Belebung des Verkehrs in den Monaten Juli und Anfang August wollen wieder weniger Kunden fliegen. Im September ist die Zahl der Passagiere um 75 %  niedriger ausgefallen als im Vorjahresmonat. Die Generaldirektion schätzt, dass die Zahl der Passagiere im Jahresdurchschnitt 2019 um mindestens 60 % niedriger sein wird.

Angesichts dieser jüngsten nicht erwarteten Entwicklung wird der Flughafen Genf für 2020 einen Verlust von mindestens 100 Mio. CHF erwirtschaften, die trotz Kurzarbeit, Einstellungsstopp, streng begrenztem Ersatz im Rahmen der Fluktuation. Befristete Verträge wurden nicht verlängert, und der Vorruhestand wurde gefördert. Insgesamt wird der Flughafenbetreiber im kommenden Jahr 56 Angestellte weniger beschäftigen als zu Beginn des Jahres 2020.

Des Weiteren werden Zeitarbeitskräfte und Ausbildungskosten reduziert; es wird keine Erfolgsprämien mehr geben und Rentenzahlungen werden eingefroren. Sämtliche Maßnahmen auf personeller Seite sollen zu einer Verringerung der Gehaltssummen von ca. 14 Mio. CHF führen.

Auch auf Seiten des Betriebshaushalts wurden erhebliche Einschnitte vorgenommen: Verringerung der Ausgaben für Sicherheitsunterverträge, Wegfall der Ausgaben für Geschäftsreisen ins Ausland bis Ende Dezember 2020, 34 % Kürzung des Haushalts für Gebühren und Dienstleistungen, einschließlich der Ausgaben für die Untersuchung großer Infrastrukturprojekte.

Die Inbetriebnahme des neuen Gebäude des Ostflügels (für Großraumjets) wurde aus technischen Gründen auf den 15. Dezember 2021 verschoben, da die notwendigen Tests für eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen wegen der Pandemie nicht rechtzeitig durchgeführt werden konnten. Die Ausgabenkürzung beläuft sich hier auf 30 Mio. CHF, was etwa 20 % des Betriebshaushalts 2020 entspricht. Darüber hinaus wurden rund 110 Projekte des Masterplans eingefroren, was einer Verringerung der Investitionen um 71 Mio. CHF für die Jahre 2020 und 2021 und um 199 Mio. CHF für die Jahre 2022 bis 2024 entspricht. Ferner wurde bereits im April 2020 eine neue Anleihe über 300 Mio. CHF emittiert, um die Liquidität zu erhöhen und die Erholung zu sichern.

Alle getroffenen Maßnahmen ermöglichen den Verzicht auf Massenentlassungen. Gänzlich ausgeschlossen sein sollen die aber nicht. Die Leitung des Flughafens hat deshalb beschlossen, den natürlichen Abgängen und der Kurzarbeit weiterhin Vorrang einzuräumen und von der Prüfung von Massenentlassungen, der Eröffnung eines Konsultationsverfahrens und der Aushandlung eines Sozialplans im Sinne von Art. 335d ff. des Schweizerischen Obligationenrechts (OR) abzusehen. Sollte sich ein solcher Schritt dennoch als unumgänglich erweisen, würde das Verfahren in Absprache mit den Personalvertretungsorganisationen und unter Einhaltung der geltenden Vorschriften durchgeführt.

In diesem Zusammenhang wird daran erinnert, dass der Flughafen Genf keinerlei staatliche Subventionen erhält und als autonome Einrichtung, die ihre eigenen Kosten tragen muss, das unternehmerische Risiko allein trägt. Die wirtschaftliche und gesundheitliche Lage sowie die Verkehrsprognosen werden in regelmäßigen Abständen genau beobachtet, damit Entscheidungen ständig neu bewertet werden können. Die Situation wird Ende 2020 neu überprüft werden. Quelle: Flughafen Genf / travelnews.ch / DMM