Geschäftsreiseerholung verzögert sich

Bei den Geschäftsreisen hat sich die Rückkehr zur Normalität der Vor-Corona-Zeit um zwei Jahre auf 2026 verschoben. Die enorm hohe Inflation in Europa und Deutschland, die wirtschaftlichen Probleme Chinas und ihre Auswirkungen auf die globalen Lieferketten führte die Global Business Travel Association (GBTA) auf der ITB Berlin 2023 als Gründe für die schleppende Erholung an.

Auch die grundsätzlichen Parameter geschäftlicher Reisen hätten sich geändert, erklärte die CEO der GBTA, Suzanne Neufang. Nach dem Absturz 2020 vollzog die Kurve zum Jahreswechsel 2021/22 einen steilen Peak, fiel aber seitdem wieder ab, etwa durch Chinas schnelle Öffnung und die große Erkrankungswelle dort. Die Kurve zeigt seitdem insgesamt nach unten – bis voraussichtlich 2026. 

Die Entscheider über Dienstreisen hätten in der Pandemie gezwungenermaßen gelernt, dass virtuelle Meetings in mancher Hinsicht Vorteile böten, wenn auch andererseits der physische Kontakt nicht grundsätzlich zu ersetzen sei, so Neufang. Außerdem werde Nachhaltigkeit immer mehr zum Thema, und weniger Dienstreisen verringerten den CO2-Fußabdruck. Gleichwohl seien Dienstreisen zu internen Meetings nicht vollends außer Mode gekommen.

Finanzunternehmen und Versicherungen lägen deutlich an der Spitze der Branchen, die die Reisetätigkeit wieder weitgehend auf Vor-Corona-Niveau betrieben, berichtete Neufang. Am anderen Ende der Skala fänden sich NGOs und Stiftungen. Immerhin 45 % der Travelmanager hätten ihr Budget inzwischen aufgestockt. Angesichts der allgemeinen Fachkräfteknappheit seien auch die Ansprüche der Reisenden gestiegen: Viele erwarteten, dass sie „blended travel“ praktizieren können, um etwa an eine Dienstreise noch ein paar Urlaubstage in der Zielregion anzuhängen. 

Hierzulande spricht man von Bleisure, eine Kombination aus „Business“ und „Leisure“. Der Begriff tauchte erstmals 2009 auf, seine Popularität stieg jedoch erst ab etwa 2016.  Bleisure-Reisende sind Reisende, die auf derselben Reise geschäftliche Verpflichtungen mit privaten Aktivitäten kombinieren. Bleisure-Reisende können oft von ihrem Unternehmen bezahlte Flüge oder Hotelzimmer nutzen und vor oder nach ihren Arbeitsverpflichtungen ein wenig Ruhe und Entspannung oder Sightseeing in der Umgebung genießen. Laut einer von SAP Concur durchgeführten Studie  unternehmen Reisende jeden Alters Bleisure-Reisen, obwohl Millennials eher als Gen Xers oder Baby Boomers dazu neigen, Geschäftsreisen mit Freizeitreisen zu kombinieren.

Allerdings ist das Thema nicht überall willkommen: Eine Umfrage bei Reisemanagern hat ergeben, dass die Arbeitgeber in dieser Frage gespalten sind: 41 % erlauben es, 42 % nicht, der Rest ist unentschieden.

Zusammenfassend zählte Suzanne Neufang fünf Trends für Geschäftsreisen auf:

  1. China bleibe sehr schwer berechenbar,
  2. der Reisende an sich sei anspruchsvoller,
  3. der Wunsch nach „grünerem Reisen“ verstärkt sich,
  4. der Technologiewandel wirkt sich bremsend aus und
  5. die persönlichen Reisen würden wieder eine große Rolle spielen.

Quelle: Messe Berlin / DMM