Große Gefahr durch "Dooring-Unfälle"

Nach wie vor sind Autos die größte Gefahr für Radfahrer. Dabei lassen sich viele Unfälle – vor allem die sog. „Dooring-Unfälle“ – bereits durch einfache Maßnahmen und mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr verhindern.

Es ist der Albtraum aller Radfahrer: Plötzlich geht die Tür eines parkenden Autos auf und es bleibt keine Zeit mehr für ein Brems- oder Ausweichmanöver. Die Folge: Ein Zusammenstoß gegen die Innenseite der Tür in vollem Tempo. Ein sog. „Dooring-Unfall“. Dieser kann für Radfahrer mit schweren Verletzungen – in einigen Fällen sogar tödlich – enden. Betroffen sind vor allem Verkehrsteilnehmer in den Großstädten, wo viele Fahrräder, Scooter, Motorräder und Autos auf engem Raum zusammentreffen und in denen die Infrastruktur jahrzehntelang auf den Autoverkehr ausgerichtet war. Allein in Berlin kommt es seit 2018 statistisch gesehen jeden Tag zu mindestens einem Dooring-Unfall. Das liegt auch an der eigentlich positiven Zunahme des Radverkehrs.

So können Radfahrer das Unfallrisiko mindern. Das Problem: Radfahrer selbst können einen Dooring-Unfall nur schwer verhindern. Viele Radwege in der Stadt führen direkt an parkenden Autos vorbei. Bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h müssten Radfahrer ca. 11 m im Voraus sehen, dass jemand aus dem Auto steigen möchte, um noch rechtzeitig bremsen zu können. Wer auf dem Fahrrad sitzt, kann daher oft nur versuchen, das Risiko eines Unfalls zu mindern.

Der ACE empfiehlt Radfahrern – wenn möglich – immer mind. 80 cm Abstand zu den Autos am Straßenrand einzuhalten, damit eine aufgehende Tür sie gar nicht erst berühren kann. Außerdem gilt es, aufmerksam auf Anzeichen wie eingeschlagene Räder, Brems- und Rückleuchten bei Parkenden Autos zu achten. Auch sichtbare Kleidung und Reflektoren sind hilfreich, um nicht übersehen zu werden.

Mit "Holländischem Griff" können Autofahrer Unfälle vermeiden. Dooring-Unfälle verhindern können vor allem diejenigen, die die Autotür öffnen. Dafür braucht es vor allem mehr Bewusstsein für Radfahrer. Denn Dooring-Unfälle entstehen durch Unachtsamkeiten, die sich vermeiden lassen, wenn Autofahrer den Radverkehr stets mitbedenken. Beim Aussteigen sollten sie grundsätzlich immer zuerst in den Seitenspiegel und dann über die Schulter schauen, bevor sie die Tür öffnen. Hier hilft der sog. "Holländische Griff": Dabei wird die Fahrertür mit der rechten Hand geöffnet, der Oberkörper dreht so nach links und der Blick geht ganz automatisch nach hinten. Beifahrer öffnen ihre Türe entsprechend mit der linken Hand. In den Niederlanden gehört dieses Vorgehen standardmäßig zur Ausbildung in der Fahrschule.

Technische Hilfe. Inzwischen nehmen sich auch die Autohersteller dem Problem an: Bei manchen Fahrzeugmodellen liegen die Griffe bereits so weit hinten, dass der Holländische Griff automatisch angewendet werden muss, um das Fahrzeug zu öffnen. Darüber hinaus gibt es sinnvolle Assistenzsysteme, die die Insassen warnen, wenn sich ein Fahrzeug nähert oder die die Tür für eine Sekunde blockieren.

Um alle Verkehrsteilnehmer im Zuge der Verkehrswende besser zu schützen, braucht es aus Sicht des ACE einen Maßnahmenmix aus besserer Infrastruktur, Fahrzeugtechnik, Gesetzgebung und Mobilitätsbildung. Im Falle der Dooring-Unfälle können aber bereits mehr gegenseitige Rücksichtnahme und das Bewusstsein für andere Verkehrsteilnehmer einen großen Unterschied machen. Quelle: ACE / DMM