Gymnasien beschließen Flugverbote für Klassenreisen

In Frankreich, Deutschland und der Schweiz werden immer mehr Schülerdemonstrationen beobachtet, die der Politik den Spiegel vorhalten betreffend deren Untätigkeit in Sachen Klimawandel. Nicht nur US-Präsident Trump verleugnet den von Klimaforschern bestätigten Klimawandel, auch Berlin tut absolut nichts und hält an klimaschädlichen Stein- und Braunkohlekraftwerken fest, am Verbrennerauto, an der Zunahme des Flugverkehrs usw.. In der Schweiz scheinen bürgerliche Politiker jetzt auf einmal umzudenken, nachdem die Forderung nach einer Flugticketabgabe jüngst unter Federführung von SVP und FDP im Parlament vom Tisch gewischt worden war (DMM berichtete).

Nach zahlreichen Schülerdemonstrationen – und im Vorfeld der Wahlen im Herbst 2019 – dreht sich der Wind nun aber überraschend schnell bei den Schweizer Mitte-Rechts-Politikern. FDP-Nationalrat Philippe Nantermod bezeichnete im Dezember die Flugticketabgabe noch als „unnötiges Gadget“, vier Wochen und drei Klimastreiks junger Schweizer später sagt Nantermod, er sei jetzt einverstanden mit der Flugticketabgabe. 

Auch seitens des Schweizer Bauernverbands, von CVP und BDP sind jetzt deutliche Bekenntnisse zu hören, eine Flugticketabgabe einzuführen. Bei der Linken ist das Instrument ohnehin unbestritten: Die heutigen Ticketkosten sind absurd tief – da sind im Italien, Frankreich oder Österreich alleine die Autobahngebühren teurer, zitiert die „NZZ am Sonntag“ den SP-Ständerat Roberto Zanetti.

Kritiker der nationalen Flugticketabgabe entgegnen, die Flugbranche habe ja angekündigt, künftig klimaneutral wachsen zu wollen. Zu den Befürwortern einer Flugticketabgabe zählen auch zwei FDP-Kommissionsmitglieder: Damian Müller und Ruedi Noser. Ersterer hält das Instrument aber nur für wirksam, wenn der Aufpreis genügend hoch ausfällt. Nach seiner Meinung sollen die Einnahmen in die Förderung von CO2-effizientem Fliegen investiert werden.

Während die Politik noch diskutiert, ergreifen mehr und mehr Bürger selbst die Initiative und kompensieren die CO2-Emissionen ihrer Flüge. Das zeigen die Zahlen der Stiftung Myclimate: Laut Sprecher Kai Landwehr wurde im Januar bei den Flug-Kompensationen ein Wachstum von 220 Prozent gegenüber Januar 2018 verzeichnet.

In der Schweiz gibt es inzwischen auch eine Offensive vieler Schulen, Klassenreisen nicht mehr mit dem Flugzeug durchzuführen. Der Lehrerkonvent des Gymnasiums Rämibühl beschloss nach entsprechenden Schülerdemonstrationen und dem Vortrag von ETH-Klimaforscher Erich Fischer, Mitautor einer Studie des UNO-Weltklimarats, ein Flugverbot. Bisher reisten die Klassen für ihre Arbeitswochen per Flugzeug nach Madrid, Valencia, London oder Prag. Das ist vorbei. Damit steht das RG Rämibühl nicht alleine da. Im Basler Gymnasium Leonhard haben Schüler und Lehrer beschlossen, auf das Fliegen bei Abschlussreisen zu verzichten.

Bemerkenswert die Meinung von Easyjet-Europachef Thomas Haagensen: "Die Proteste haben mich nicht erstaunt – wir als Airline müssen anerkennen, dass wir zum Klimawandel beitragen. Man müsse etwas unternehmen, in neue Technologien investieren, sonst komme der Druck irgendwann von der Politik oder der Bevölkerung, da handeln wir lieber rechtzeitig selbst. Deshalb investiere Easyjet seit Jahren in neue Technologien. Quelle: NZZ am Sonntag / DMM