IC raste in Güterzug - Tote und Verletzte

Mindestens 36 Tote und 85 Schwerverletzte forderte ein schweres Zugunglück in der Nacht zum Mittwoch, 01. März 2023 auf der Bahnstrecke Athen-Thessaloniki. Und der Sachschaden geht in die Millionen. Der inhaftierte Fahrdienstleiter von Larissa behauptet, er habe richtig gehandelt, aber das (elektronische) Steuersystem habe versagt.

 

Ein schlimmes Zugunglück ereignete sich in der Nacht zum Mittwoch, 01. März 2023 nahe Larissa in Griechenland. Foto Vaggelis Kousiora(OSE

Ein Intercity-Zug, der in Athen am Dienstag Abend um 19.22 Uhr auf die 500 km lange Reise Nach Thessaloniki gestartet war, krachte bei Tempi in Mittelgriechenland, 350 km nördlich von Athen, nahe der Stadt Larissa in einen entgegenkommenden Güterzug. Dabei entgleisten vier der sieben die Reisezugwaggons, kippten teilweise um und fingen Feuer. Im staatlichen Fernsehen wurde über die Rettungsmaßnahmen unter Einsatz von schwerem Gerät und Kränen berichtet. Unklar ist, warum beide Züge auf demselben Gleis der an sich zweigleisigen modernisierten und elektrifizierten Strecke, die für Tempo 200 km/h ausgebaut ist, unterwegs waren. Ein Fahrdienstleister soll verhaftet worden sein. 

Der vom staatlichen Eisenbahninfrastrukturunternehmen „Organismós Sidirodrómon Elládos“ (OSE) im Zuge der Privatisierung ausgegliederte Bereich TrainOSE war 2017 an die italienische Staatsbahn Ferrovie dello Stato Italiano (FS) verkauft worden. In Folge des Übergangs der TrainOSE an die FS kommen seit 15. Mai 2022 ehemalige italienische Hochgeschwindigkeitstriebzüge ETR 470 zwischen Athen und Thessaloniki im hochwertigen Schnellverkehr zum Einsatz.

An Bord des Intercity 62 sollen sich 350 Fahrgäste befunden haben. Dem TV-Bericht zufolge soll die Strecke nicht mit einem modernen Zugleitsystem betrieben worden sein, sondern noch althergebracht per Funk mittels Freigabe einzelner Abschnitte durch die Unterwegs-Stationsleiter.

Nach den neuesten Informationen aus den laufenden Ermittlungen scheint der Unfall durch eine falsche Handhabung des Bahnhofsvorstehers von Larissa verursacht worden zu sein, der den Fernzug auf dem Abschnitt "Larissa - Evangelismos" auf das "absteigende" Gleis lenkte, was dazu führte, dass er auf demselben Gleis wie der Güterzug fuhr. Es sei darauf hingewiesen, dass die Bahnstrecke zwischen Athen und Thessaloniki auf ihrer gesamten Länge zweigleisig ist.

Die gleiche Information besagt, dass der Befehl des Bahnhofsvorstehers von Larissa an den Triebfhrzeugführer des IC 62 lautete: "Passieren Sie das rote Ausfahrsignal bis zur Einfahrt von Nea Poroi (dem nächsten Bahnhof nach dem von Larissa)". 

Der Bahnhofsvorsteher soll den Beamten gegenüber gesagt haben, er habe einen Gleiswechsel angeordnet, der jedoch vom System nicht umgesetzt worden sei. Hätte der Bahnhofsvorsteher bemerkt, dass der Personenzug auf der gleichen Strecke wie der Güterzug fuhr, hätte er beiden befohlen, anzuhalten, bevor sie sich einander näherten, da der Zusammenstoß etwa 25 km vom Bahnhof Larissa und dem Punkt des Gleiswechsels entfernt stattfand, so die Quellen. In jedem Fall wurde von der OSE eine Abschrift eines möglichen Gesprächs zwischen dem Bahnhofsvorsteher und den Lokführern angefordert, die noch aussteht.

Zu den Gerüchten, der Bahnhofsvorsteher sei unerfahren, stellen OSE-Quellen klar, dass er 56 Jahre alt ist, seit vielen Jahren in der Organisation arbeitet und das Amt des Bahnhofsvorstehers nach einer einjährigen Ausbildung und Zertifizierung zusammen mit etwa 100 anderen Kollegen übernommen hat, die den gleichen Prozess durchlaufen haben. Quelle: ERT News / DMM