Lufthansa kündigt radikalen Umbau der Eurowings an

Seine geänderte Strategie in Sachen Lufthansa Group präsentierte der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG Investoren und Analysten beim Kapitalmarkttag am Montag, 24. Juni. Dabei wurden etliche faustdicke Überraschungen verkündet was Eurowings und Brussels Airlines betrifft.

Schluss mit Lustig bei Eurowings. Die Langstrecke ist weg, Brussels Airlines ebenfalls. Foto: Eurowings

Wesentlicher Bestandteil ist ein umfassendes Maßnahmenpaket für den finanziellen „Turnaround“ von Eurowings, die schnellstmöglich in die Gewinnzone zurückkehren und nachhaltig Wert für die Aktionäre schaffen soll. Den Analysten und Investoren werden heute unter anderem folgende Maßnahmen vorgestellt:

  • Eurowings Turnaround: Klare Fokussierung auf Kurzstrecken im Punkt-zu-Punkt-Verkehr.
  • Eurowings Langstrecken: Verlagerung der kommerziellen Verantwortung zur Netzwerkorganisation.
  • Eurowings Flugbetriebe: Geringere Komplexität und höhere Produktivität durch Reduktion auf einen Flugbetrieb (AOC) in Deutschland.
  • Eurowings Flotte: Vereinheitlichung auf Flugzeuge der A320-Familie.
  • Eurowings Kostenposition: Reduktion der Stückkosten (CASK) bis 2022 um 15 %.
  • Brussels Airlines: Keine Integration in Eurowings, stattdessen engere Anbindung an Netzwerk-Airlines geplant (weitere Details im dritten Quartal 2019).
  • Brussels Airlines: „Turnaround Plan“ im dritten Quartal 2019.
  • Netzwerk-Airlines: Vertriebsinnovationen sollen bis 2022 strukturellen Wachstumsbeitrag von 3 % zur Entwicklung der Stückerlöse liefern.
  • Netzwerk-Airlines: Kontinuierliche Stückkostensenkungen um 1 bis 2 % pro Jahr.

Im Grunde genommen war die bisherige Konzern-Strategie betreffend die Günstigtochter Eurowings ein Schlag ins Wasser. In der Mitteilung der LH heißt es, Eurowings werde sich auf Kurzstrecken im Punkt-zu-Punkt-Verkehr fokussieren. Die Eurowings-Langstrecke wird in die kommerzielle Verantwortung der Netzwerkorganisation gelegt, sprich, Lufthansa und Partner übernehmen diesen Part. In einer Präsentation kündigte Eurowings-Chef Thorsten Dirks zudem an, in Kernmärkten wachsen zu wollen, entweder durch eine größere Produktivität oder mehr Flugzeuge. Als Beispiele sind die Flughäfen Düsseldorf, Stuttgart, Köln/Bonn und Hamburg genannt. Einige kleinere, unprofitable Basen sollen hingegen geschlossen werden. Die Flotte  soll auf Maschinen der Airbus-A320-Familie vereinheitlich werden. Dazu trägt die Ausflottung der Bombardier Dash 8 Q400 bei.

Des Weiteren geht aus der Präsentation des Managements hervor, dass die Blockstunden der Eurowings-Crews von 530 im Jahr 2018 auf 750 im Jahr 2022 steigen sollen. Erreicht werden soll das durch ein striktes Heim-Basis-Prinzip sowie einen Anstieg von Diensttagen und täglich Flugstunden. Für den Bedarfsfall verweist Eurowings auch auf natürliche Fluktuation und Sozialpläne, da schwingt ein Personalabbau im Unterton mit. 

Weiterhin plant Eurowings, die Zahl der Luftverkehrsbetreiberzeugnisse (AOC – Air Operator Certificate) von vier im Jahr 2018 auf zwei im Jahr 2019 und schließlich auf nur noch eines in Deutschland zu senken. So soll die Produktivität steigen.

Bemerkenswert ist zudem die Nachricht der Lufthansa, dass die belgische Lufthansa-Tochter Brussels Airlines nicht wie bisher geplant in Eurowings integriert wird. "Der Plan zur Eingliederung von Brussels Airlines in Eurowings wird nicht weiterverfolgt", meldete die Lufthansa am Montag, 24. Juni 2019. Stattdessen wird die belgische Fluggesellschaft als Ganzes» näher an die Netzwerkairlines Lufthansa, Austrian Airlines und Swiss angebunden. Brussels Airlines ist besonders in Afrika eine starke Marke und könnte das Angebot der anderen Töchter gut ergänzen. Die 180° Kehrtwende ist gewissermaßen ein Schlag ins Gesicht der Brussels Airlines Chefin Christina Förster. Sie hatte nach ihrer Inthronisierung bekannt gegeben, dass der Namen Brussels Airlines im Europaverkehr verschwinden und durch Eurowings ersetzt wird. Förster sah in der Einzelmarke innerhalb der Eurowings keinen Sinn. Ihre Arbeit der Integration in die Eurowings-Gruppe ist nun mit einem Federstrich Geschichte. Im Grunde genommen bestätigte die Lufthansa mit ihrem Schritt die Pläne von Försters Vorgänger Bernard Gustin. Quelle: Lufthansa / Eurowings / DMM