Lufthansa: Rotstift auch bei Führungskräften

Vor einigen Tagen beschloss der Vorstand der Lufthansa Group, die Flotte um 100 Flugzeuge zu verkleinern und die seit dem Germanwings-Massenmord höchst ungeliebte Tochter zu schließen. Aktuell hat der Vorstand der Deutschen Lufthansa AG weitere Sparmaßnahmen auf den Weg gebracht. Sie sollen u.a. sicherstellen, dass der Konzern in den kommenden Jahren die bewilligten staatlichen Hilfen zurückzahlen kann.

Dabei eilt es Lufthansa. Am Wochenende hatte Konzernchef Carsten Spohr erklärt „Wir wollen am Markt Kredite aufnehmen, um das Geld des Steuerzahlers in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich zurückzuzahlen. Wir möchten lieber am Kapitalmarkt verschuldet sein als beim Steuerzahler.“. Das klingt nobel.

Der hat der LH-Konzernvorstand in Folge der Corona-Krise ein zweites Paket des Restrukturierungsprogramms verabschiedet. Mit dem ersten Paket von Anfang April war u.a. beschlossen worden, die Flotte um 100 Flugzeuge zu verkleinern und den Flugbetrieb der Germanwings nicht wiederaufzunehmen.

Nach Zustimmung der Lufthansa-Aktionäre zu den Stabilisierungsmaßnahmen der deutschen Bundesregierung sowie den Zusagen der Regierungen in Österreich und der Schweiz, ist die Finanzierung der Gruppe zunächst gesichert. Die vollständige Rückführung der staatlichen Kredite und Einlagen inklusive der Zinszahlungen wird das Unternehmen jedoch in den kommenden Jahren zusätzlich belasten, so dass nachhaltige Kostensenkungen auch aus diesem Grund unausweichlich werden.

Das umfassende Restrukturierungsprogramm mit dem Titel „ReNew“ ist bis Dezember 2023 angelegt und wird von Dr. Detlef Kayser, Vorstand Airline Resources & Operations Standards, geführt. Es umfasst auch bereits laufende Restrukturierungsprogramme der Airlines und Servicegesellschaften des Konzerns. Diese werden unverändert weitergeführt.
Im Einzelnen wurden vom Vorstand folgende Beschlüsse gefasst und intern kommuniziert:

  • Nach der Verkleinerung des Vorstands der Deutschen Lufthansa AG werden die Vorstands- und Geschäftsführungsgremien der Tochterunternehmen im Vergleich zu 2019 verkleinert. Im ersten Schritt wurde die Anzahl der Gremienmitglieder bei Lufthansa Cargo AG, LSG Group und Lufthansa Aviation Training um jeweils eine Position verringert.
  • Im Modul „RePay“ soll die Rückführung der staatlichen Kredite und Einlagen schnellstmöglich erfolgen, um einen weiteren Anstieg der Zinslasten zu vermeiden.
  • Die Anzahl der Führungskräftestellen wird konzernweit um 20 % reduziert. Im ersten Schritt wurde die Anzahl der Gremienmitglieder bei Lufthansa Cargo, LSG Group und Lufthansa Aviation Training um jeweils eine Position verringert.
  • Die Administration der Deutschen Lufthansa AG wird um 1.000 Stellen verkleinert.
  • Die Verselbständigung der Lufthansa Airline in eine eigenständige Gesellschaft wird vorangetrieben.
  • Die bereits geplante Reduzierung von Teilflotten und die Bündelung von Flugbetrieben wird umgesetzt – inklusive der touristischen Lang- und Kurzstreckenangebote an den Drehkreuzen Frankfurt und München. Allein bei Lufthansa wurden bereits 22 Flugzeuge vorzeitig ausgeflottet, darunter sechs Airbus A380, elf Airbus A320 und fünf Boeing 747-400.
  • Die Finanzplanung bis 2023 sieht die Abnahme von maximal 80 neuen Flugzeugen in die Flotten der Lufthansa Group vor. Damit halbiert sich das Investitionsvolumen in neue Flugzeuge.

Aufgrund der langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die insbesondere im Luftverkehr gravierend sind, besteht auch in der Zeit nach der Krise ein rechnerischer Personalüberhang von mindestens 22.000 Vollzeitstellen in den Unternehmen der Lufthansa Group. Nahezu alle Airlines weltweit sind derzeit von personellen Überkapazitäten betroffen. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern sollen bei Lufthansa weiterhin betriebsbedingte Kündigungen nach Möglichkeit vermieden werden. Dazu sind Vereinbarungen über Krisenpakete mit den Tarif- und Betriebspartnern notwendig. Die Verhandlungen konnten bislang nur mit der Kabinengewerkschaft UFO zum Erfolg geführt werden. Quelle: Lufthansa / DMM