Lufthansa verkauft LGW an Zeitfracht

Die Lufthansa verkauft die Regionalfluggesellschaft LGW, ein Airberlin-Erbe, zum 01. April 2019 an das Berliner Logistik- und Luftfahrtunternehmen Zeitfracht.

Die Luftfahrtgesellschaft Walter mbH (kurz LGW) ist eine deutsche Fluggesellschaft mit Sitz in Dortmund und Basis auf dem Flughafen Dortmund. Die Gesellschaft ist im Regional- und Zubringerverkehr für Eurowings tätig und seit dem Airberlin-Untergang eine Tochtergesellschaft der Lufthansa. 1980 gründete der Fluglehrer Bernd Walter die Luftfahrtgesellschaft Walter am Flughafen Dortmund-Wickede und etablierte sich mit der bis heute bestehenden Flugschule, nachdem er selbst Ausbildungsleiter der früheren Luftfahrerschule NRW gewesen war. Das Unternehmen expandierte mit dem Angebot von Foto- und Rundflügen sowie einem Seebäderdienst zu den deutschen Nordseeinseln.

Eine große Veränderung trat zum 1. November 2007 in Kraft, als die Luftfahrtgesellschaft Walter eine Kooperation mit der damals zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Airberlin einging. Durch diese Partnerschaft änderte sich der damalige Flugplan. Die Flugziele Dresden, Leipzig/Halle und Nürnberg der LGW wurden aufgegeben, ebenso wie später die Zubringerflüge für Air Berlin von den Flughäfen Hannover, Saarbrücken und Erfurt zum Düsseldorf Airport. Air Berlin übernahm den Flugscheinverkauf für LGW über das Internet, es konnten fortan Verbindungen von LGW und Air Berlin auf gemeinsamen Flugscheinen gebucht werden. LGW wurde zudem Mitnutzer des Vielfliegerprogramms Topbonus der Air Berlin. Ende Mai 2017 verkündete Air Berlin, die Luftfahrtgesellschaft Walter zu einem symbolischen Preis übernehmen zu wollen, was dann im Juni 2017 zustande kam.

Nach der selbst verschuldeten Insolvenz von Air Berlin einigte sich die Lufthansa am 12. Oktober 2017 mit dem Insolvenzverwalter Lucas Flöther auf eine Übernahme der Air Berlin Tochterunternehmen Niki und LGW sowie den Betrieb von 20 Flugzeugen zum Betrag von voraussichtlich 210 Mio. Euro vorbehaltlich der Zustimmung der Gläubiger und der europäischen Wettbewerbsbehörde. Im Dezember 2017 wurde, nachdem die Lufthansa aufgrund ablehnender Signale aus Brüssel ihr Angebot für Niki zurückgezogen hatte, die Übernahme der LGW durch die EU-Kommission unter Auflagen genehmigt. Die Lufthansa blätterte hierfür etwa 20 Mio. Euro auf den Tisch des Hauses.

Nun, knapp 14 Monate später, wurde der Verkauf der Gesellschaft zum 01. April 2019 an die Berliner Zeitfracht bekannt gegeben. Die Lufthansa soll dem Vernehmen nach einen zweistelligen Millionenbetrag kassieren. Zeitfracht ist eine Unternehmensgruppe, die aus 25 einzelnen Gesellschaften in den Bereichen Spedition, Transport und Logistik (insbesondere Straßen- und Luftfracht), Immobilien, Handwerk, Technik und Planung sowie Luftverkehr und Schifffahrt besteht. Die Gruppe erwirtschaftet an den 11 Standorten Berlin, Stendal, Potsdam, Frankfurt-Raunheim, Hamburg, Düsseldorf, Köln, München, Hannover, Münster/Osnabrück und Wismar mit rund 1000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von über 300 Mio. Euro. Zeitfracht hatte zuvor bereits Teile der Techniksparte der Airberlin übernommen. Die LGW soll weiterhin im Rahmen eines Wetleaseabkommens für Eurowings fliegen.

Für die 450 LGW-Beschäftigten ändere sich nichts. Zeitfracht betreibt mit der WDL in Köln bereits eine Regionalfluggesellschaft mit Flugzeugen, die inklusive Bordpersonal verleast werden. Außer für Eurowings soll LGW künftig auch für weitere Gesellschaften fliegen, das sehen die Verträge ausdrücklich vor. Quelle: Lufthansa / Zeitfracht / DMM