Mehr Strecken unter Fahrdraht

Als „wichtigen Schritt nach vorn“ hat die Allianz pro Schiene die Ankündigung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer für ein Milliarden-Programm zur höheren Elektrifizierung im Bahnverkehr bezeichnet. Allerdings will die Bundesregierung für den Ausbau der Straßen ein Vielfaches an Geld in die Hand nehmen als für den Ausbau des Schienennetzes um dann herum zu heulen, dass es Probleme bei der Bahn gibt.

„Wir begrüßen, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das wichtige Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag nun anpackt und die Elektrifizierung des Schienenverkehrs vorantreibt“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Freitag in Berlin. „Das Schienennetz verstärkt unter Strom zu setzen, dient dem Klimaschutz und ist auch volkswirtschaftlich vorteilhaft.“  Flege wies allerdings zugleich auf Widersprüche in der bisherigen Elektrifizierungs-Politik hin. Zwar sei im Koalitionsvertrag das Ziel fest verankert, den Elektrifizierungsanteil auf der Schiene bis 2025 von 60 auf 70 % zu steigern. Dennoch seien im Haushalt 2019 nur sehr geringe Mittel für die Elektrifizierung regionaler Schienenstrecken vorgesehen.

„Bei den Verhandlungen über den Bundeshaushalt 2020 muss die Koalition nun Bundesverkehrsminister Scheuer die nötige Unterstützung geben, damit er sein wichtiges Vorhaben auch in die Tat umsetzen kann.“ Für das Bundesprogramm zur Elektrifizierung regionaler Personennahverkehrsstrecken stellt der Bund laut Allianz pro Schiene im aktuellen Haushaltsjahr gerade mal 5 Mio. Euro und für das Förderprogramm für Züge mit alternativen Antrieben 13,9 Mio. Euro bereit. Allein für den Ausbau der Autobahnen stellt der Bund das Hundertfache bereit. Flege: „Die paar Millionen für die Streckenelektrifizierung sind nicht einmal Peanuts. Wenn es die Bundesregierung ernst meint, muss sie dies mit der deutlichen Aufstockung der Haushaltsmittel beweisen.“

Die Allianz pro Schiene hat in einer aktuellen Auswertung von Dezember festgestellt, dass der Bund selbst bei einer vollständigen Umsetzung aller Projekte aus dem Bundesverkehrswegeplan lediglich auf eine Quote von 67 Prozent bei der Elektrifizierung käme. Das Bündnis für einen umweltfreundlichen Verkehr hat daher eine Karte mit weiteren Elektrifizierungsvorschlägen in allen 16 Bundesländern erstellt, die bis 2025 realisiert werden könnten. Die Vorschläge haben eine Gesamtlänge von 3.321 Kilometern. Quelle: Allianz pro Schiene / DMM