Neuer Toyota RAV 4 - hoch interessantes SUV

Vor nahezu 25 Jahren erschien Toyotas RAV 4 als neues Fahrzeugkonzept; damit ist der RAV4 das älteste SUV; die nunmehr 5. Generation hat freilich mit dem einstigen SUV außer dem Namen kaum noch etwas gemeinsam. Zwischen 1994 und 2019 wurden weltweit rund 9 Mio. dieses Wagens verkauft, 2018 allein ca. 800.000, die meisten davon in den USA. In Deutschland war es 2018 mit dem Auslaufen der Generation 4 etwas ruhig geworden - 7.500 Einheiten des RAV 4 wurden noch verkauft (3 % Marktanteil), das aber soll sich mit dem jetzt vorgestellten Neuling, den DMM testen durfte, ändern.

Toyotas neuer RAV 4 ist ein neues SUV mit schickem kantigen Design, effizient und vor allem überaus kostengünstig. Foto: Gernot Zielonka

Das neue Modell eröffnet die nächste Ära des Sports Utility Vehicle in Bezug auf Performance, Leistungsfähigkeit und Sicherheit – Fortschritte, die es dem erstmaligen Einsatz der modernen TNGA-Plattform (Toyota New Global Architecture) im SUV-Segment verdankt. Europaweit soll es in 2019 etwa 109.000 neue Kunden finden, darunter viele in Deutschland. Die Planung sieht vor, dass 66 % als Hybrid AWD vermarktet werden, 23 % als Hybrid mit Frontantrieb und die restlichen 11 % als frontgetrieben Benziner. Letzterer ist ein nagelneues 2,5 l-Aggregat mit 175 PS Leistung. Zusammen mit dem E-Motor werden 218 PS an Systemleistung als Fronttriebler bzw. 222 PS als Allradler erreicht. Der AWD-Hybride soll gemäß WLTP 5,9 l/100 km schlucken, der Hybrid-Fronttriebler 5,6 l/100 km. Die reinen Benziner werden nach WLTP mit 7,7 l/100 km (AWD) bzw. 7,1 l/100 km (2WD) angegeben. In der Realität haben wir es im Fall des Hybrid-Allradlers mit knapp 8 Litern geschafft, mit dem Fronttriebler Benziner waren es um die 9 Liter. Kann man nicht meckern.

Diesel wird es nicht mehr geben. Die sind auch beim Vorgänger in 2018 kaum noch nachgefragt worden, so Toyota-PR-Chef Thomas Schalberger. Im vorigen Jahr entschieden sich 85 % der Kunden für den Hybridantrieb. Apropos Vortrieb: Die Ingenieure haben das elektrische AWD-Konzept des RAV4 Hybrid optimiert. Das macht den neuen RAV4 zum ordentlichen Geländegänger selbst bei schwierigen Untergrundverhältnissen. Handlingeigenschaften bzw. Fahrverhalten und Federungskomfort sind ohne jeden Tadel. Dank niedrigem Schwerpunkt und markant höherer Verwindungssteifigkeit bietet das Automobil ein hohes Maß an Fahrstabilität. Und auch in flotter gefahrenen Kurven ist das SUV stets gut beherrschbar. Unter allen Bedingungen liefert die Lenkung ein präzises Feedback.

Vergleicht man das optische Erscheinungsbild der Generationen 4 und 5, dann wirkt das jüngste Geschwister stattlicher, obwohl es in den Abmessungen gleichgeblieben ist. Dafür kommt der neue RAV 4 etwas breiter und flacher daher. Dank der neuen GA-K-Plattform wirkt der Innenraum erstaunlich groß. Der leichtere Nickel-Metall-Akku ist in den Maßen geschrumpft und unter der Rückbank verbaut. So fasst der Laderaum bis zu 1.690 Liter. Was uns sehr angenehm auffiel, sind die eingesetzten hochwertigeren Kunststoffe und die wirklich sehr gute Verarbeitung.

Dank der neuen TNGA-Plattform konnte die Motorhaube 15 mm flacher ausfallen, dies erweitert das Sichtfeld des Fahrers auf die Straße vor ihm um zwei Grad. Zeitgleich rückten auch die Außenspiegel in eine etwas niedrigere Position, die A-Säulen wurden verschlankt und die Gürtellinie gesenkt. Der Blick des Fahrers nach hinten profitiert von einer größeren Heckscheibe, zudem bietet Toyota für den neuen RAV4 den „Smart View Mirror“, einen Innenspiegel mit kamerabasierter Panorama-Ansicht an. Der ist nur anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, man möchte ihn aber schon nach kurzer Fahrt nicht mehr vermissen.

Optimiert wurden die Sicherheitssysteme von Toyota Safety Sense. Sie sind serienmäßig in allen Modellen der SUV-Baureihe eingesetzt. Die zweite Generation von Toyota Safety Sense umfasst die jüngsten Versionen des Pre-Collision Systems mit Fußgängererkennung (PCS w/PD), der intelligenten adaptiven Geschwindigkeitsregelung (iACC), des Spurwechselwarners mit Lenkassistent (LDA w/SA), der Verkehrszeichenerkennung (RSA) und des Fernlicht-Assistenten (AHB). Hinzu kommt nun ein Spurhalteassistent (Lane Tracing Assist, LTA), der den Fahrer zusätzlich unterstützt. So erkennt das hochmoderne Pre-Collision System (PCS w/PD) fortan nicht allein nur andere Automobile, sondern auch Fußgänger auf der Fahrbahn – tags wie nachts. In einem Geschwindigkeitsbereich von zehn bis 80 km/h registriert es bei Tageslicht zudem Radfahrer, die den Weg des neuen RAV4 kreuzen könnten. Auf der Autobahn funktioniert PCS bis zu Geschwindigkeiten von 180 km/h. Errechnet das System die Gefahr einer Kollision, warnt es den Fahrer vor dem drohenden Zusammenstoß und bereitet die Bremsanlage vor. Unterbleibt die notwendige Reaktion, wird autonom eine Vollbremsung ausgelöst. Dabei kann die Geschwindigkeit des RAV4 um bis zu 40 km/h reduziert werden, um einen Aufprall zu vermeiden oder seine Folgen zu minimieren.

Auch die intelligente adaptive Geschwindigkeitsregelung iACC greift im neuen RAV4 auf die Verkehrszeichenerkennung zu. Bei voreingestellter Reisegeschwindigkeit erkennt iACC nun Tempolimits, warnt den Fahrer vor einem möglichen Verkehrsverstoß und ermöglicht die Anpassung der Geschwindigkeit über die Bedienknöpfe am Lenkrad. Die nochmals weiterentwickelte Verkehrszeichenerkennung (RSA) kann ein deutlich größeres Spektrum an Straßenschildern und Verkehrshinweisen entziffern, die sie dem Fahrer im Multi-Informations-Display anzeigt.

Teil des Toyota Safety Sense Systems ist auch der Spurhalteassistent. Auf Autobahnen und gut ausgebauten Verkehrswegen registriert er die Straßenbegrenzungen und hält das Fahrzeug via aktivem Lenkeinfluss bei Geschwindigkeiten über 50 km/h auf Kurs. Im Stop-and-Go-Verkehr arbeiten die intelligente adaptive Geschwindigkeitsregelung und der Spurhalteassistent Hand in Hand. Das System folgt einem auf der gleichen Spur vorausfahrendem Fahrzeug, hält einen Sicherheitsabstand sowie eine geeignete Geschwindigkeit ein, bremst den RAV4 bei Bedarf ab und beschleunigt ihn sanft wieder, sobald der Verkehrsfluss es zulässt. Dies entlastet den Fahrer im langsamen Verkehr und reduziert deutlich das Risiko von Auffahrunfällen, die speziell bei niedrigen Geschwindigkeiten häufig auftreten. Auch den Spurwechselwarner mit Lenkassistent (LDA w/SA) hat der Hersteller optimiert. Er erkennt auf geraden Straßen auch dann die Ränder, wenn klare Fahrbahnmarkierungen fehlen. Ist es für das System zum Beispiel aufgrund hohen Verkehrsaufkommens schwierig, Fahrbahnmarkierungen zu erkennen, folgt es dem vorausfahrenden Wagen mit Hilfe der Frontkamera und des Radars. Außerdem führt es in Kombination mit dem Spurhalteassistenten Lenkkorrekturen durch, sobald es ein unabsichtliches Verlassen der Fahrspur erkennt.

Je nach Ausstattungslinie zählen z.B. ein elektrisch betätigtes Panoramaglas-Schiebedach, belüftete Sitze, induktives Aufladen von Smartphones und bis zu fünf USB-Schnittstellen für elektrische Geräte zum serienmäßigen oder optionalen Lieferumfang. Hinzu kommt die jüngste Entwicklungsstufe des Toyota Safety Sense Systems inklusive der E-Call-Notruffunktion.

Eine ganz feine Sache ist der „Smart View Mirror“, ein Innenspiegel mit kamerabasierter Panorama-Ansicht. Diese Innovation verbessert den Rundumblick des Fahrers und kann konventionell als automatisch abblendender Rückspiegel eingesetzt werden oder auch als digitaler Monitor, der ein deutlich größeres Sichtfeld abdeckt. Dabei gibt das neue Feature per Knopfdruck und in Echtzeit das Bild einer einstellbaren, hochauflösenden Kamera wider, die hoch in der Rückscheibe des RAV4 sitzt. Auf diese Weise gewährt sie auch dann einen klaren Blick nach hinten, wenn z.B. der Gepäckraum formatfüllend beladen wurde und die normale Sicht versperrt ist. Dank des Weitwinkelobjektivs deckt das System zudem einen besonders breiten Bereich ab und lässt sich über Bedienelemente anpassen, inklusive einer Zoom-Funktion. Der Innenspiegel ist zudem von allen Insassen gleich gut zu erkennen.

Klar, dass dem Zeitgeschmack folgend auch der RAV4 mit vernetzten Services ausgestattet ist. Sie bieten zahlreiche Komfort- und Sicherheitsfunktionen, darunter Last Mile Guidance, Send to Car Navigation, Find my Car, eine Fahranalyse sowie eine Wartungserinnerung.

Für 2019 hat sich Toyota viel vorgenommen: 10.000 Einheiten des RAV 4 sollen deutschlandweit verkauft werden; 80 % allein als Hybride (42 % 4 WD und 38 % 2WD). Bei den Ausstattungsvarianten werden zu 50 % die Club-Modelle das Rennen machen, gefolgt von 20 % Lounge-Modellen, 15 % Style Selection, 10 % Business Edition und 5 % Basis/Comfort.

Viel Lob als für den neuen RAV 4. Aber wir wären nicht DMM, würden wir nicht auch ein paar kleine mehr oder weniger störende Dinge entdecken. Da ist zum einen das doch relativ kleine Navi und der beim stärkeren Gas geben etwas nervig angestrengt wirkende Verbrenner. Das war’s aber auch. Alles in allen ein durchaus empfehlenswertes SUV, nach unserer Meinung auch geeignet für Fuhrparks. Quelle: DMM / Toyota