Norwegian fehlt der Aufwind

Norwegian Air Shuttle hat für zwei Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet. Die Fluggesellschaft ist hoch verschuldet und galt bereits 2019 bei Bookmakern als sichere Wette hinsichtlich der nächsten Airline-Pleite.

Anders als die deutsche Bundesregierung, als Österreicher, Schweizer, Belgier oder Franzosen und Briten bleiben die Parlamentarier in Oslo stur und rücken keine Milliarden an (umgerechneten) Euros zur Rettung der Airline heraus. Vor dem Sommer hatte Norwegian vom Staat noch 3 Mrd. Kronen (rund 281 Mio. Euro) erhalten; eine zweite Zahlung wurde aber abgeschmettert. Nach dem Entschluss der norwegischen Regierung, dem Konzern keine weitere Unterstützung zu gewähren, und im Zuge der Coronavirus-Pandemie leite man einen Restrukturierungsprozess für die in Irland ansässigen Norwegian-Töchter Norwegian Air International Limited und Arctic Aviation Assets DAC sowie für einige Töchter von Arctic Aviation Assets DAC ein, teilte die Airline mit. Der Prozess in Irland gleich jenem des Chapter 11 nach US-Recht. Damit will sich Norwegian Gläubiger vom Hals halten, bis eine finanzielle Restrukturierung steht.

Seit November ist das Wintergeschäft extrem schwierig für Norwegian: an Cash waren am 10.11.2020 gerade mal noch 3,4 Mrd. Kronen (rund 318 Mio. Euro) vorhanden. Das hat bereits jetzt zu massiven Einschnitten geführt. Norwegian zählte zu Beginn des Jahres noch rund 10.000 Angestellte; aktuell sind noch 600 Personen operativ. Von der Flotte mit 140 Flugzeugen sind aktuell lediglich 6 in Betrieb, und dies nur für innernorwegische Strecken.

Ende September 2020 betrug die Schuldenlast des Unternehmens rund 48,5 Mrd. Kronen (ca. 4,54Mio. Euro), also rund das 28-fache des Börsenwerts des Unternehmens. Im Verlaufe dieses Jahres hatten Gläubiger, darunter die Leasinggesellschaften, die Schulden bereits in Kapital, also Aktienanteile, umgewandelt. Bislang ohne dass sich die Situation merklich gebessert hätte.

Kommt hinzu, dass Norwegian von Boeing im Stich gelassen wurde. Zunächst hatte Norwegian auf der Langstrecke immer wieder Probleme mit den Rolls-Royce-Triebwerken ihrer B787 Dreamliner, und musste ab Frühjahr 2019 ihre 18 B737MAX stilllegen, nachdem diesem Flugzeugtyp die Betriebslizenz weltweit entzogen worden war. Quelle: Norwegian Air / Travelnews.ch / DMM