Scharfes Dementi aus Brüssel

Scharf dementierte Die EU-Kommission am Mittwoch, 13. Februar 2019, Berichte deutscher Medien, laut denen die Kommission Deutschland genehmige, den Grenzwert für Stickoxid in Deutschland auf 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zu erhöhen. Das ist falsch, so Brüssel.

Der Grenzwert von 40 Mikrogramm ist verbindlich und vom EU-Parlament beschlossen worden, heißt es in einer Stellungnahme aus Brüssel. Und daran wird laut Kommission nicht gerüttelt. Erst kürzlich hatte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella noch eine Verschärfung der umstrittenen Stickoxid-Grenzwerte in Aussicht gestellt.
Seit eine Gruppe deutscher Pneumologen in ihrem Positionspapier die Grenzwerte für NOx und Feinstaub in Zweifel gezogen und ihre Kritik medienwirksam platziert hat (DMM berichtete), wird heftig diskutiert. Die einen verteidigen die gültigen Grenzwerte vehement – dazu gehören u.a. das Forum der Internationalen Lungengesellschaften und die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie. Die anderen wollen die Debatte nutzen, um die „unnötige Gängelung“ der Autofahrer zu beseitigen.

Dazu Norbert K. Mülleneisen; Asthma- und Allergiezentrum Leverkusen: „Lungen brauchen saubere Luft, und als Pneumologen sollten wir uns unabhängig von jeglichen Grenzwerten für saubere Luft einsetzen – nicht nur in den Städten und auf den Straßen, sondern überall. Die Darstellung in vielen Medien stellt die Diskussion falsch dar: Da heißt es verkürzt, Lungenärzte hielten Dieselabgase für unbedenklich. Dieser Darstellung müssen wir entschieden entgegentreten. Dass Luftschadstoffe Krankheiten verursachen können, ist unbestreitbar. Immerhin steht die Luftverschmutzung an zehnter Stelle der gesundheitlichen Risikofaktoren und ist der wichtigste umweltbedingte Risikofaktor!

Stickoxide fungieren dabei als Marker für schlechte Luftqualität. Sie stehen stellvertretend für alle übrigen, vielfach wesentlich gefährlichere Noxen wie Feinstaub, Lärm oder Vorläufersubstanzen von Ozon. Solche Schadstoffe zu bagatellisieren, gefährdet die Bemühungen um Luftreinheit. Grenzwerte sind etwas ganz anderes als Wirkschwellen, ab denen ein Schadeffekt auftritt oder auftreten kann.

Grenzwerte sind politische Kompromisse, die Gesunde, aber auch Risikogruppen wie Kranke, Kinder, Senioren und Schwangere schützen sollen. Sie müssen so definiert sein, dass ausreichend Abstand zu Wirkschwellen gewährleistet ist auch bei lebenslanger Exposition. Grenzwerte für Luftschadstoffe sind in gewisser Hinsicht vergleichbar mit dem Haltbarkeitsdatum auf Lebensmitteln: Ist es überschritten, wird das Lebensmittel auch nicht automatisch verdorben oder giftig. Die aktuelle Diskussion halte ich insofern für verlogen, als sie politische und wirtschaftliche Aspekte mit medizinischen Fragen vermengt. Als Ärzte sind wir der Gesundheit unserer Patienten verpflichtet. Das ist es, was zählt.“ Quelle: DMM / Medical Tribune