VW lässt flugfreudigen Manager „bluten“, wirft ihn nicht raus, sondern befördert ihn

Andreas Tostmann, CEO von MAN Truck & Bus SE and MAN SE und früherer Produktchef von Volkswagen, musste an seinen Arbeitgeber, den Volkswagenkonzern, ein sechsstelliges Bußgeld bezahlen. Während „kleinere Mitarbeiter“ beim Konzern wegen geringer Vergehen gehen mussten, durfte der Manager bleiben, wurde sogar zum MAN-Chef befördert.

2020 erst wechselte Tostmann innerhalb des VW-Konzern an die Spitze des Lkw-Herstellers MAN. Was im Lebenslauf von Tostmann (noch) nicht steht, ist das Compliance-Verfahren, das vor wenigen Jahren seine Karriere beinahe beendet hätte. Nach Recherchen von Business Insider warf der Autokonzern dem Top-Manager vor, Firmenjets verbotenerweise für private Zwecke genutzt zu haben. 2019 hatte die Compliance-Abteilung von Volkswagen durch einen anonymen Hinweis Wind vom windigen Verhalten des VW-Managers bekommen haben. Danach soll Tostmann in unzulässiger Weise VW-Geschäftsflieger für Flüge zwischen seinen Arbeitsstellen im Ausland und seiner deutschen Heimat genutzt haben. Auch seine damalige Lebensgefährtin und heutige Ehefrau soll mitgeflogen sein.

"Heimflüge" sind bei Volkswagen nicht grundsätzlich verboten. Zahlreiche Top-Manager haben in ihre Arbeitsverträge bestimmte Flug-Kontingente hineinverhandelt, so Business Insider. Diese luxuriösen und massiv klimaschädlichen Pendelverkehre müssen sie aber als geldwerten Vorteil versteuern. Tostmann soll in der Vergangenheit sein Kontingent erheblich  überzogen haben. Monatelang untersuchte das zentrale Aufklärungsoffice von VW den Vorgang, erstellte einen umfangreichen Bericht mit den Flugdaten und übergab diesen dem zuständigen Disziplinarausschuss.

Tostmann musste sich, so Business Insider weiter, vor dem VW-Disziplinarausschuss - Das Gremium befasst sich mit Regelverstößen von Angestellten, die bei Volkswagen dem Top-Management-Kreis (TMK) angehören. Mitglieder sind u.a. hohe Vertreter des Personalwesens und des Betriebsrats – verantworten. Angeblich habe er nicht mit Absicht seinen Arbeitgeber um eine riesige Summe bringen wollen, um die es ging. Letztlich durfte der Manager sogar bleiben und den nächsten Schritt seiner Karriere zur VW-Tochter MAN tun. Wäre er ein „kleiner Beschäftigter“ bei VW gewesen, wäre er hochkantig hinausgeworfen worden, wie Insider meinen. So bezahlte er gewissermaßen als Ablass einen mittleren sechsstelligen Betrag. Damit folgte der Konzern einem internen Bußgeldkatalog, der bei Regelverstößen die Rückerstattung von Bonuszahlungen vorsieht. Quelle: Business Insider / DMM