VW schickt Stadler nachhause

Es kam wie erwartet: Der (Ex-)Audi-Chef Rupert Stadler scheidet aus dem Vorstand der Volkswagen AG und dem Vorstand der AUDI AG aus. Stadler sitzt seit Mitte Juni in Untersuchungshaft.

Die Aufsichtsräte der Volkswagen AG und der AUDI AG haben am Dienstag, 02. Oktober 2018, dem Abschluss einer Vereinbarung mit Rupert Stadler zur Beendigung seiner Ämter als Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG und als Vorstandsvorsitzender der AUDI AG sowie seiner Dienstverträge zugestimmt.

Stadler scheidet mit sofortiger Wirkung aus den Unternehmen aus und ist nicht mehr für den Volkswagen Konzern tätig. Hintergrund ist, dass Rupert Stadler aufgrund seiner andauernden Untersuchungshaft nicht in der Lage ist, seine Aufgaben als Mitglied des Vorstands zu erfüllen und sich stattdessen auf seine Verteidigung konzentrieren will. Die vertragliche Abwicklung ist an den Verlauf und den Ausgang des Strafverfahrens geknüpft.

Rupert Stadler begann seine Tätigkeit für AUDI im Jahr 1990. Seitdem war er durchgehend im Volkswagen-Konzern tätig. Seit dem 1. Januar 2003 war er Mitglied, seit dem 1. Januar 2007 Vorsitzender des Vorstands der AUDI AG. Zum 1. Januar 2010 wurde er zusätzlich in den Vorstand der Volkswagen AG berufen. Seit über einem Viertel Jahr sitzt Stadler nun in Augsburg in Untersuchungshaft. Und genauso lange rangen die Aufsichtsräte von Volkswagen und Audi mit der Frage, wie sie mit der Causa Stadler umgehen sollen. Denn offiziell war der Audi-Chef seit seiner Inhaftierung nur „beurlaubt“. Wie DMM berichtete, ließ die Staatsanwaltschaft München den Topmanager am 18. Juni 2018 wegen Verdunklungsgefahr im Zusammenhang mit den Dieselermittlungen verhaften. Stadler war von ehemaligen Managern teils erheblich belastet worden. Zudem gibt es zahlreiche Hinweise, dass der Abgasskandal des VW-Konzerns bei Audi seinen Ursprung hatte.

Der 55-Jährige Ex-Manager war außerdem seit November 2012 Honorarprofessor der Schweizer Universität St. Gallen. Er hielt außerdem Vorlesungen an der britischen Universität Oxford, an der chinesischen Tongji-Universität Shanghai (2016) und an der mexikanischen Benemérita Universidad Autónoma de Puebla. Regelmäßig wirkte er auch an der Technischen Universität München als Dozent über Unternehmensstrategie.

Im Rahmen einer Razzia am 18. und 19. April 2018 durch rund 200 Polizisten und Staatsanwälte bei Porsche in Zuffenhausen sowie im Porsche-Entwicklungszentrum Weissach wurde Rupert Stadler von der Staatsanwaltschaft schwer belastet, weil er zusammen mit Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner eine Präsentation manipuliert haben soll, um am 19. November 2015 die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) mittels Vorlage dieser manipulierten Präsentation falsch zu informieren und vom Abgasbetrug seitens des VW-Konzerns abzulenken. Seit dem 30. Mai 2018 gilt er als Beschuldigter im Abgasskandal. Am 11. Juni 2018 ließ die Staatsanwaltschaft München II seine private Wohnung durchsuchen. Ihm und einem weiteren Vorstandsmitglied werden jeweils Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung zur Last gelegt. Vor seiner Verhaftung am 18.06.2018 soll Stadler versucht haben, Einfluss auf Zeugen zu nehmen. Am 19. Juni 2018 wurde Stadler daraufhin vom Aufsichtsrat von Audi beurlaubt. Als Interims-Chef bei Audi fungiert der Niederländer Abraham Schot. Offizieller Nachfolger soll BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann (49) werden, dessen Vertrag aber noch ein ganzes Jahr läuft und er obendrein aufgrund einer Wettbewerbsklausel nicht vor 2020 von München nach Ingolstadt wechseln dürfte. Quelle: Volkswagen / DMM