Wenig Vertrauen in deutsche Nachrichtenmedien

Das aktuelle Edelman Trust Barometer 2021 stellt den deutschen Medien ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus: Danach halten die Bundesbürger die deutschen Medien für nicht sehr vertrauenswürdig. 43 % der Deutschen denken, dass Journalisten die Menschen absichtlich durch falsche Informationen in die Irre führen wollen.

Die Bilanz knapp ein Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Krise:  Das Vertrauen der  Bevölkerung hierzulande in die gesellschaftlichen Institutionen Regierung, Unternehmen, Medien und NGOs ist auch im Jahr der Pandemie weiter gewachsen. Während sich im globalen Vergleich klar die Verlierer der Krise zeigen, kann Deutschland einen Vertrauenszuschuss verzeichnen und nimmt im internationalen Vergleich eine Sonderstellung ein. Das zeigen die aktuellen Daten des 21. Edelman Trust Barometers. Darin hat Edelman über 33.000 Menschen in 28 Märkten zu ihrem Vertrauen befragt.

So belegt Deutschland im globalen Vertrauensranking der allgemeinen Öffentlichkeit Platz 14 von 27 Märkten und erreicht 53 Indexpunkte (Vorjahr: 46). Trotz der anhaltend positiven Entwicklung, die das Vertrauen hierzulande seit 2020 zeigt, schaffen es die Institutionen insgesamt jedoch nicht, dass die Deutschen sie als vertrauenswürdig einstufen. Vielmehr schätzen die Menschen die Institutionen nun im neutralen Vertrauensbereich ein.

Als vertrauenswürdigste Institution hierzulande wird die Regierung angesehen (59 %; +14 %pkt.), nun gefolgt von den Unternehmen (54 %;  +6 %pkt.), den Medien (52 %;  +3 %pkt.) und vor den NGOs (46 %;  +3 %pkt.). Auch die Vertrauenskluft zwischen der informierten und breiten Öffentlichkeit hat sich in Deutschland halbiert (2021: 10 Punkte). Vor allem die Regierung und die Unternehmen haben trotz aller Herausforderungen durch die Pandemie ein positives Momentum entwickelt. Regierung und Unternehmen müssen jedoch weiter daran arbeiten, Vertrauen zu gewinnen, damit die Vertrauensblase nicht platzt“, sagt Christiane Schulz, CEO von Edelman Deutschland. Denn schon jetzt zeigt das Edelman Trust Barometer 2021 eine Tendenz: Der Zenit der Vertrauenszunahme ist seit dem Frühjahr 2020 überschritten. Während das Vertrauen der Deutschen in die vier Institutionen von Januar 2020 bis Mai 2020 stark angestiegen war (Regierung +19 %pkt; Unternehmen +8 %pkt; Medien +4 %pkt; NGOs +7 %pkt.) hat sich dieser rasante Zuwachs bis Januar 2021 umgekehrt.

Die Ergebnisse des Edelman Trust Barometer 2021 zeigen, dass sich die Bedürfnisse der Menschen in der Pandemie fundamental verändert haben. Die Deutschen legen aktuell deutlich mehr Wert auf den Kampf gegen Falschinformationen als noch im vergangenen Jahr (+39 Punkte). Erst danach folgen u.a. die Thematisierung von Armut im eigenen Land (+37 Punkte) und Klimawandel (+33 Punkte) oder die Verbesserung des Bildungssystems (+36 Punkte). Besorgniserregend schneiden in diesem Kontext die Ergebnisse bei der Frage nach der „Informationshygiene“ ab: 43 % (global: 39 %) der in Deutschland Befragten verfügen über eine schlechte Informationshygiene (20 % gut, 37 % moderat; global: 26 % gut, 35 % moderat). Zunehmend treten die Deutschen Journalisten mit Misstrauen entgegen, wenn es darum geht, ob diese das Richtige tun (47 %, -3 %pkt.). Damit liegen Journalisten in Bezug auf das Vertrauen zwar noch vor CEOs (36%; +3 %pkt.) und Regierungsverantwortlichen (42 %; +8 %pkt.), haben im Vergleich zum Vorjahr aber an Vertrauen eingebüßt. Für die Medien hierzulande haben die Befragten ein klares Feedback: 59 % der Deutschen (global: 61 %) empfinden, dass die Medien keinen guten Job machen, wenn es um objektive und  überparteiliche Berichterstattung  geht. Darüber hinaus sagen 42 % (global: 59  %), dass Nachrichtenorganisationen mehr damit beschäftigt sind, eine Ideologie oder politische Position zu unterstützen als die Öffentlichkeit zu informieren. Alarmierend: Mehr als zwei Fünftel(43 %; global 59 %) der Befragten sagen, dass Journalisten und Reporter die Menschen absichtlich durch falsche und übertriebene Informationen in die Irre führen wollen.

CEOs in der Pflicht, aktiv zu werden. Den deutschen CEOs sprechen gut die Hälfte der Deutschen (54 %; global: 63 %) ihr Vertrauen aus, das Richtige zu  un. 68 % der hierzulande Befragten wollen, dass CEOs handeln, wenn die Regierung keine Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen findet (global: 68%). 58 % sind der Meinung, dass CEOs selbst nicht nur gegenüber Aktionären und Vorständen, sondern auch gegenüber der  Öffentlichkeit die Verantwortung (global: 65 %) tragen sollten.

Die Online-Umfrage umfasste mehr als 33.000 Befragte, darunter 1.150 Befragte aus der Allgemeinbevölkerung in 28 Ländern und 200 Befragte aus der informierten Öffentlichkeit in jedem Land, mit Ausnahme von China und den USA, die eine Stichprobe von jeweils 500 Befragten aus der informierten Öffentlichkeit haben, und Nigeria, das 100 Befragte aus der informierten Öffentlichkeit hat. Alle Befragten aus der informierten Öffentlichkeit erfüllten die folgenden Kriterien: 25-64 Jahre alt, Hochschulbildung; Haushaltseinkommen im obersten Quartil für ihr Alter in ihrem Land; lesen oder sehen mindestens mehrmals pro  Woche Wirtschafts-/Nachrichtenmedien; verfolgen mindestens mehrmals pro Woche politische Themen in den Nachrichten. Quelle: Edelman / DMM