Auch westliche Bodenseegürtelbahn soll elektrifiziert werden

Die DB Netz AG hat im Amtsblatt der Europäischen Union für den Ausbau und die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn von Radolfzell bis Friedrichshafen sowie auf der Nebenstrecke von Stahringen bis Stockach-Hindelwangen die Baugrunderkundungen und Analytik in drei Losen ausgeschrieben.

 

Auch die westliche Bodenseegürtelbahn von Friedrichshafen nach Radolfzell soll elektrifiziert werden. Foto: DB

Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 wird der elektrische Betrieb auf der ältesten Eisenbahnstrecke Württembergs, der „Südbahn“ aufgenommen ebenso wie auf der eingleisigen Weiterführung von Friedrichshafen bis Lindau-Aeschach, östlicher Abschnitt der „Bodenseegürtelbahn“. Die „Südbahn“ – die Strecke von Ulm nach Friedrichshafen – wurde 1850 eröffnet und verband als erste Schienenstrecke die Städte am Bodensee mit den oberschwäbischen Zentren Ravensburg, Biberach und Ulm. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Verbindung zweigleisig ausgebaut. Die Arbeiten wurden in vier Bauabschnitten durchgeführt. Im März 2018 hatten nach jahrzehntelangem Hin und Her die Hauptbauarbeiten begonnen. Sie sind weitgehend abgeschlossen. Auf der zweigleisigen jetzt durchgehend elektrifizierten Fernstrecke wird künftig mit bis zu 160 km/h gefahren. U.a. verkehren auf der Strecke Eurocity-Züge von Innsbruck über Bregenz, Lindau, Friedrichshafen, Ulm, Stuttgart ins Ruhrgebiet. Für Firmenkunden und Geschäftdreisende aus dem Bodenseeraum ergeben sich damit neue komfortable Reisemöglichkeiten. Nicht ausgeschlossen, dass über die neue Fernstrecke Lindau-Ulm-Stuttgart ... künftig auch ICE-Züge geführt werden.

Aktuell Testfahrten mit Elektroloks. Seit wenigen Tagen stehen die neuen Oberleitungen der Südbahn unter Strom. In Niederbiegen bei Baienfurt (Kreis Ravensburg) gab es dazu einen kleinen Festakt. Dabei wurde in Niederbiegen bei Baienfurt (Kreis Ravensburg) mit einem Knopfdruck die Oberleitung offiziell unter Strom gesetzt. Anschließend startete auf der 120 km langen Strecke der Probebetrieb. Laut DB beginnt mit der Elektrifizierung ein neues Zeitalter auf der Südbahn. 4.000 Oberleitungsmasten und 253 km Fahrleitung sorgten künftig für eine klimafreundliche, bessere Anbindung an das nationale und internationale Schienennetz. Die Elektrifizierung kostete für den 120 km langen Abschnitt Ulm-Friedrichshafen rund 370 Mio. Euro.

Nach östlicher soll auch die westliche Bodenseegürtelbahn unter Fahrdraht kommen. Zum Bauprojekt „Elektrifizierung Südbahn“ zählte auch der Abschnitt von Friedrichshafen nach Lindau-Aeschach. Dieser Teil der „Bodenseegürtelbahn“ ist eine eingleisige Strecke, die überwiegend am nördlichen Bodenseeufer verläuft und die komplett mit Oberleitung versehen ist. Nun soll auch der westliche Abschnitt dieser eingleisigen Bodenseegürtelbahn von Friedrichshafen bis Radolfzell unter Fahrdraht kommen einschließlich des Nebenbahn Abzweigs östlich von Stahringen bis Stockach-Hindelwangen. Die Elektrifizierung der Strecke war vom Land Baden-Württemberg erfolglos für den Bundesverkehrswegeplan2030 im Rahmen der Ausbaustrecke Basel–Schaffhausen–Singen–Friedrichshafen angemeldet. Stattdessen soll sie nun über ein 2018 vom Land Baden-Württemberg geplantes Elektrifizierungsprogramm bis Ende des Jahrzehnts elektrifiziert werden. Seit 2019 laufen Planungsarbeiten für den Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen einschließlich der westlich anschließenden Strecke bis Radolfzell.

Diesellöcher im Netz werden geschlossen. Seit 1990 hat die Deutsche Bahn ihren CO2-Ausstoß im Schienenverkehr, bezogen auf die Verkehrsleistung, um rund 45 % gesenkt. Diese Vorreiterrolle will sie zukünftig weiter ausbauen. Die spezifischen CO2-Emissionen sollen daher bis 2030 gegenüber 2006 um mindestens 50 % reduziert werden. Im Vergleich zum Auto fällt bei einer Bahnreise im Fernverkehr pro Person durchschnittlich nur rund ein Drittel des Klimagases CO2 an. Die Bahn setzt sich seit mehr als 20 Jahren konkrete Ziele, um die CO2-Emissionen ihrer Züge zu senken. Damit dies gelingt, werden immer mehr Strecken elektrifiziert und so die  „Diesellöcher“ im Netz – Strecken, die nur mit Dieselloks befahren werden können – nach und nach geschlossen. Quelle EU-Amtsblatt / DMM