Reisebranche bleibt Sorgenkind

Während in den meisten Branchen ein vorsichtiger Optimismus herrscht, gibt es erhebliche Zurückhaltung bei den vom Lockdown betroffenen Branchen: Wie es im Frühsommer 2021 um Stimmung in der deutschen Wirtschaft bestellt ist, hat der DIHK in seiner aktuellen Konjunkturumfrage unter mehr als 27.000 Unternehmen aller Regionen und Wirtschaftszweige ermittelt.

Wann es an den Flughäfen wieder so aussehen wird, steht trotz aktuell steigender Buchungszahlen in den Sternen. Foto: FMG

Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage verbessern sich im Vergleich zu Jahresbeginn. Knapp ein Drittel (32 %) der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Lage als gut, während 30 % von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Der Saldo steigt auf 2 Punkte nach minus 3 in der Vorumfrage. Damit erreicht der Indikator erstmals seit über einem Jahr wieder den positiven Wertebereich, das Ergebnis ist aber noch weit vom langfristigen Schnitt (21 Punkte) entfernt.

Generell bewerten die Wirtschaftsbereiche ihre Lage sehr unterschiedlich, und zwar vor allem danach, wie stark sie weiterhin von Einschränkungen der Geschäftstätigkeit betroffen sind. Die Lagebewertung für das Reisegewerbe (Saldo von minus 92 Punkten), die Gastronomie (Saldo von minus 84 Punkten), das Beherbergungsgewerbe (Saldo von minus 91 Punkten) bleibt historisch schlecht und hat sich im Vergleich zur Vorumfrage zu Jahresbeginn 2021 nicht verbessert. Im Gegenteil: Insbesondere bei den Unternehmen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Erholung (Saldo von minus 76 nach zuvor minus 74 Punkten) sowie generell bei den überwiegend personenbezogenen Dienstleistungen (Saldo von minus 53 nach zuvor minus 51 Punkten) hat sich die Lageeinschätzung nochmals verschlechtert.

Sorgenkind Reisebranche. Für die Zukunft ist die Industrie in der Breite optimistisch gestimmt. Mit einem kräftigen Schub rechnen große Branchen wie der Maschinenbau (30 Punkte), der Werkzeugmaschinenbau (57 Punkte) und insgesamt die Investitionsgüterproduzenten (24 Punkte). Auch die Fahrzeugbauer bewerten ihre Erwartungen überwiegend positiv. Der Saldo liegt aktuell bei 13 Punkten und damit über dem langjährigen Schnitt von 8 Punkten. Herausfordernd aber bleiben die Aussichten für die Unternehmen, die überwiegend personenbezogene Dienstleistungen anbieten. Hier verharren die Perspektiven für die Reisevermittler und die Betriebe im Bereich Kultur, Unterhaltung und Erholung (Saldo jeweils minus 27 Punkte) auf sehr niedrigem Niveau. Die Geschäftserwartungen im Gastgewerbe sind ebenfalls weiterhin negativ (minus 13 nach zuvor minus 25 Punkten).

Investitionsvorhaben. Besser als zuvor, aber weiterhin auf sehr niedrigem Niveau sind die Investitionsabsichten im Gastgewerbe (Saldo minus 23 nach zuvor minus 36 Punkten), bei den Reisevermittlern (Saldo minus 43 Punkte nach zuvor minus 57) und im Personennahverkehr (minus 15 nach zuvor minus 22). Die Investitionsabsichten von Veranstaltern sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft (minus 7 nach minus 10 zuvor), insbesondere der Freizeitwirtschaft (Saldo minus 47 Punkte nach zuvor minus 44), haben sich gegenüber der Vorumfrage kaum verbessert.

Personalentwicklung. Bei den Dienstleistern zeigen die Personalplanungen einen leichten Aufwärtstrend, der Saldo bleibt allerdings im negativen Bereich (minus 6 nach zuvor minus 9 Punkten). Hier geht mehr als jedes fünfte Unternehmen für die kommenden zwölf Monate von einem geringeren Personalbestand aus – so viele wie in sonst keinem Wirtschaftszweig. Besonders ausgeprägt sind die Einstellungsabsichten in Branchen mit Digitalisierungsbezug – wie Programmierung (Saldo 28 Punkte), IT-Dienstleistungen (Saldo 27 Punkte) sowie Informationsdienstleistungen (Saldo 29 Punkte). Hier macht sich der Trend zur Digitalisierung bemerkbar, der in Zeiten der Pandemie einen zusätzlichen Schub erfahren hat. Je nachdem wie dauerhaft sich pandemiebezogene Marktänderungen wie zum Beispiel Online-Handel, Lieferdienste, virtuelle Konferenzen sowie die Arbeit im Homeoffice etablieren, wird sich die Beschäftigungsnachfrage hier langfristig entwickeln. Auf Personalabbau deuten die Pläne der Unternehmen dagegen zum Beispiel in der  Reisevermittlung (Saldo minus 39 Punkte) sowie dem Gastgewerbe (Saldo minus 24 Punkte) hin. Quelle: DIHK / DMM