BMW Group setzt voll auf Nachhaltigkeit

Die BMW Group rückt Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ins Zentrum ihrer Unternehmensausrichtung. Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse hat am Montag, 27. Juli 2020, in München die künftige Ausrichtung skizziert und die Zielvorgaben vorgestellt, denen sich das Unternehmen für die Etappe bis zum Jahr 2030 verpflichtet.

Ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele verfolgt die BMW Group. Foto: BMW

Die BMW Group setzt sich dabei klare Ziele zur CO2-Reduktion bis zum Jahr 2030 – erstmals über den gesamten Lebenszyklus von der Lieferkette über die Produktion bis zum Ende der Nutzungsphase. Über diese gesamte Bandbreite sollen die CO2-Emissionen je Fahrzeug deutlich um mindestens ein Drittel gesenkt werden. Für eine Flotte von gut 2,5 Millionen Fahrzeugen, die 2019 von der BMW Group produziert wurden, würde das 2030 einer Reduktion von mehr als 40 Mio. t CO2 über den Lebenszyklus entsprechen.

„Wir haben uns sehr klar dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet. Mit der neuen Ausrichtung schlagen wir deswegen einen Kurs ein, der deutlich ambitionierter als das Zwei-Grad-Ziel ist. Wir treffen dabei keine abstrakten Aussagen – sondern haben einen detaillierten 10-Jahresplan mit jährlichen Zwischenzielen für die Etappe bis 2030 entwickelt“, sagte Zipse. „Wir werden Jahr für Jahr über unsere Fortschritte berichten und uns an diesen Zielen messen lassen. Das wird auch in die Vergütung von Vorstand und Top-Management einfließen.“

Unmittelbaren Einfluss hat die BMW Group auf die CO2-Emissionen ihrer eigenen Werke und Standorte und ist dort bereits Benchmark bei der Ressourceneffizienz. Für 2030 setzt sich das Unternehmen hier branchenweit die höchsten Reduktionsziele – die sogar einem ambitionierteren Pfad folgen als dem 1,5° C Ziel. Nachdem das Unternehmen die Emissionen je Fahrzeug in der Produktion seit 2006 bereits um mehr als 70 % reduziert hat, sollen die Emissionen der BMW Group (Scope 1 + 2) von 2019 ausgehend bis 2030 um abermals 80 % reduziert werden. Verglichen mit 2006 bleiben dann weniger als 10 % der ursprünglichen CO2-Emissionen. Wesentlicher Hebel ist dabei die Produktion, die rund 90 % der Scope-1 und Scope-2-Emissionen des Unternehmens verursacht.

Neben dem Bezug von 100 % Grünstrom ab diesem Jahr wird die BMW Group konsequent in die Optimierung ihrer Energieeffizienz investieren – und dabei auch die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Schon heute erhöht die BMW Group etwa mit Methoden von Data Analytics die Effizienz ihrer Produktion – beispielsweise über die Minimierung von Ausschussteilen im Karosseriebau oder durch vorausschauende Instandhaltung von Maschinen. Zudem wird das Unternehmen den weiteren Ausbau erneuerbarer Energiequellen an seinen Standorten weltweit vorantreiben. Eine wichtige Rolle kann dabei auch die Nutzung von grünem Wasserstoff zur Energiegewinnung an geeigneten Standorten der BMW Group spielen. Zusätzlich zu der deutlichen Reduzierung in der Substanz wird die BMW Group ihre verbliebenen CO2-Emissionen (Scope 1 + 2) bereits von 2021 an über die Nutzung entsprechender Zertifikate vollständig neutralisieren.
 
CO2-Senkung auf der Straße durch Millionen elektrifizierte Fahrzeuge. 
Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen der Fahrzeuge um 40 % je gefahrenem Kilometer reduziert werden. Zentraler Hebel dafür ist eine weitreichende Produktstrategie mit einem massiven Ausbau der E-Mobilität: In zehn Jahren sollen insgesamt mehr als 7 Mio. elektrifizierte Fahrzeuge der BMW Group auf den Straßen unterwegs sein – davon etwa zwei Drittel mit vollelektrischem Antrieb.

Ende 2021 wird die BMW Group mit dem i3, dem MINI Cooper SE, dem iX3, dem iNEXT sowie dem i4 fünf vollelektrische Serienfahrzeuge anbieten. Ein weiterer Meilenstein wird in der Folge die kommende Generation des BMW 7er. Das Flaggschiff der Marke BMW wird mit vier unterschiedlichen Antriebsarten verfügbar sein: als hocheffizienter Diesel oder Benziner mit 48 Volt Technologie sowie als elektrifizierter Plug-in-Hybrid und erstmals als vollelektrisches BEV-Modell. 2023 wird das Unternehmen 25 elektrifizierte Modelle auf der Straße haben – die Hälfte davon vollelektrisch. Zusätzlich zum 7er wird die umfassende Elektrifizierung weiter über die Modellpalette ausgerollt: Weitere Beispiele für die „Power of Choice“ werden die volumenstarken X1 und 5er Baureihen sein, die in Zukunft ebenfalls mit allen vier Antriebsvarianten – vollelektrisch, Plug-in-Hybrid, Diesel und Benziner mit 48 Volt Technologie – verfügbar sein werden.

Bereits seit diesem Jahr nutzt die BMW Group die hohe Konnektivität ihrer Fahrzeuge, um bei Plug-in-Hybriden den Anteil elektrisch gefahrener Strecken zu erhöhen. Mit der eDrive Zones Technologie schalten diese Fahrzeuge bereits in rund 80 europäischen Städten automatisch auf rein elektrischen Antrieb, sobald sie dort in eine vordefinierte Umweltzone einfahren. Die Verfügbarkeit wird um weitere Länder und Städte ergänzt werden, um in einer stetig wachsenden Zahl von City-Bereichen die elektrischen Fahranteile von Plug-in-Hybrid-Modellen zu steigern. Des Weiteren arbeitet die BMW Group im Rahmen ihrer Efficient Dynamics Strategie auch künftig weiter daran, den Verbrauch konventioneller Alt-Antriebe (Benziner, Diesel) zu reduzieren und deren Effizienz zu erhöhen. Die laufende Ausrollung der 48 Volt Technologie ist dabei ein Baustein zur CO2-Reduzierung.

CO2 in der Lieferkette. Durch den steigenden Anteil der E-Mobilität muss bei der CO2-Reduzierung künftig ein sehr viel größeres Augenmerk auf die vorgelagerte Wertschöpfung gelegt werden – etwa angesichts der energieintensiven Herstellung von Hochvoltspeichern. Denn ohne Gegenmaßnahmen würden die CO2-Emissionen je Fahrzeug in der Lieferkette der BMW Group durch den erhöhten Elektrifizierungsanteil bis 2030 um mehr als ein Drittel steigen. Diesen Aufwuchs will das Unternehmen nicht nur vermeiden, sondern die CO2-Emission je Fahrzeug verglichen mit 2019 sogar um 20 % senken. Dazu wird die BMW Group u.a. den CO2-Footprint der Lieferkette als Vergabekriterium in ihren Entscheidungsprozessen etablieren. Damit nimmt das Unternehmen eine Vorreiterrolle als erster Automobilhersteller mit konkreten CO2-Zielen für seine Lieferkette ein. Diese besteht weltweit aus allein rund 12.000 Tier-1-Partnern, die Material und Komponenten für Fahrzeuge liefern sowie aus weiteren Lieferanten, die etwa Produktionsanlagen oder Werkzeuge bereitstellen. Insgesamt kommt die BMW Group auf über 60 Mrd. Euro Einkaufsvolumen pro Jahr, davon entfallen rund zwei Drittel auf direkte Fahrzeugumfänge.

Mit ihren Zellherstellern hat die BMW Group bereits vertraglich vereinbart, dass sie bei der Produktion der fünften Generation von Batteriezellen nur noch Grünstrom verwenden. Das wird innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer Einsparung von insgesamt rund 10 Mio. t CO2 führen. Dies entspricht in etwa der Menge an CO2, die eine Millionenstadt wie München pro Jahr emittiert. Einen solchen Einsatz von Grünstrom wird das Unternehmen deutlich ausbauen und in den kommenden Jahren in gemeinsamer Arbeit mit seinen Komponenten- und Rohstofflieferanten für die gesamte Lieferkette vorantreiben. So will die BMW Group sicherstellen, dass ihre Partner den Kampf gegen den Klimawandel mit gleicher Entschlossenheit und Wirksamkeit führen wie sie selbst.

Kreislaufwirtschaft für verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Nicht nur die Senkung von CO2-Emissionen, sondern auch der Umgang mit Ressourcen spielt für das Geschäftsmodell der BMW Group eine zentrale Rolle. So kann etwa die Elektromobilität langfristig nicht nur über Primärmaterialien abgedeckt werden. Die zugrundeliegenden Ressourcenströme müssen sich verändern. Ziel der BMW Group ist es, durch mehr Transparenz in der Verwertungskette hochqualitatives Sekundärmaterial zu schaffen und die tatsächliche Weiternutzung der Rohstoffe im Kreislauf nachvollziehen zu können.

Fahrzeuge müssen heute bereits zu 95 % recyclingfähig sein – aber der Anteil an Sekundärmaterial in neuen Fahrzeugen ist noch vergleichsweise niedrig. Deswegen plant die BMW Group, diesen Anteil von Sekundärmaterial in ihren Fahrzeugen bis 2030 deutlich zu erhöhen – und prüft dabei auch sehr weitreichende Szenarien. Sekundärmaterial reduziert die CO2-Emissionen gegenüber Primärmaterial deutlich: etwa um den Faktor 4-6 bei Aluminium. Zudem ist gerade bei kritischen Rohstoffen eine Minimierung der notwendigen Neugewinnung essentiell, um Bestände zu schützen und Konfliktpotenziale zu reduzieren.

Gerade mit Blick auf die Hochvoltspeicher elektrifizierter Fahrzeuge mit ihren teils kritischen Rohstoffen kommt der Kreislaufwirtschaft eine entscheidende Rolle zu. Während EU-weit derzeit nur eine Recyclingquote von 50 % bei Hochvoltspeichern gefordert ist, hat die BMW Group gemeinsam mit dem deutschen Recycling Spezialisten Duesenfeld ein Verfahren entwickelt, mit dem eine Recyclingquote von bis zu 96 % erreicht werden kann – inklusive Grafit und Elektrolyte. Zudem nimmt die BMW Group schon heute weltweit alle gebrauchten BMW Hochvoltspeicher zurück – auch ohne gesetzliche Verpflichtung. Vor dem Recycling steht dabei noch eine Second Life Nutzung in Speicherfarmen wie etwa im BMW Group Werk Leipzig.

Für die Nachverfolgung und Verifizierung weltweiter Warenströme pilotiert die BMW Group digitale Tools bis hin zur Blockchain-Technologie. So ermöglicht etwa das Projekt PartChain eine jederzeit überprüfbare und manipulationssichere Erfassung von Daten in der Lieferkette. Perspektivisch könnten damit speziell kritische Rohstoffe vollständig von der Mine bis zur Schmelze zurückverfolgt werden. Quelle: BMW / DMM