Boeing krempelt die Führungsspitze um

Dave Calhoun, Präsident und CEO von Boeing, gab am Montag, 25. März 2024 bekannt, Ende 2024 zurückzutreten. Er wird Boeing noch bis Jahresende führen, um die wichtigen laufenden Arbeiten zur Stabilisierung und Positionierung des Unternehmens für die Zukunft abzuschließen. Laut Insidern hat Calhoun die Nase von den dauernden Problemen des Luftfahrtunternehmens voll. "Die Entscheidung zum Rücktritt war ganz alleine seine Entscheidung", sagte Calhoun. Auch Verwaltungsratschef Larry Kellner und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, werden demnach gehen.

Boeing CEO Dave Calhoun gibt entnervt auf. Bis Ende des Jahres 2024 will er noch im Amt bleiben. Foto: Boeing

David Calhoun, CEO von Boeing, wird Ende des Jahres im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung des Managements vom angeschlagenen Flugzeughersteller zurücktreten, nachdem es bei einem der bekanntesten Hersteller der Welt zu einer Reihe von schwerwiegenden Pannen gekommen war. Stan Deal, Präsident und CEO der Verkehrsflugzeugsparte von Boeing, wird mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand gehen. Stephanie Pope, seit weniger als drei Monaten Chief Operating Officer des Unternehmens, hat die Leitung des Schlüsselbereichs übernommen. 

Boeing steht seit Anfang Januar unter starkem Druck, als ein Panel einer brandneuen Alaska Airlines 737 Max abplatzte. Ermittler sagen, dass nach Reparaturarbeiten im Boeing-Werk Schrauben fehlten, die das Panel an Ort und Stelle halten. Die Federal Aviation Administration hat ihre Kontrolle über das Unternehmen verschärft und u.a. die Produktion von 737-Flugzeugen eingeschränkt. Eine FAA-Prüfung der 737-Fabrik von Boeing in der Nähe von Seattle ergab, dass das Unternehmen in fast drei Dutzend Produktionsaspekten durchgefallen war.

Die anhaltende Pannenserie be Boeing bleibt für die Führungsspitze des Luft- und Raumfahrtunternehmens nicht ohne Folgen.  Dave Calhoun war seinerzeit als Krisenmanager zu Boeing gekommen. Er begann seine Laufbahn als Führungskraft als Chef des Markforschungsunternehmens The Nielsen Company, bevor er zur Blackstone Group wechselte. 2019 kam er als Aufsichtsratsvorsitzender zu Boeing, von Januar 2020 an war er dort außerdem Vorstandsvorsitzender, um dem Konzern nach dem Absturz zweier nagelneuer B 737 MAX  und dem darauf folgenden über einjährigen Flugverbot für die 737 Max aus der Krise zu helfen. 

 Larry Kellner hat dem Vorstand mitgeteilt, dass er nicht beabsichtigt, sich bei der kommenden Jahreshauptversammlung zur Wiederwahl zu stellen. Daraufhin hat das Führungsgremium Steve Mollenkopf zum Nachfolger von Kellner als Verwaltungsratschef gewählt. In dieser Funktion wird Mollenkopf den Auswahlprozess des Vorstands für den nächsten CEO von Boeing leiten. Das Unternehmen verlassen wird auch Stan Deal, Präsident und CEO von Boeing Commercial Airplanes. Zu seiner Nachfolgerin wurde Stephanie Pope mit sofortiger Wirkung zur Leiterin von BCA ernannt.

„Es war das größte Privileg meines Lebens, Boeing dienen zu dürfen“, schrieb Calhoun in einem Brief an die Mitarbeitendenr. „Die Augen der Welt sind auf uns gerichtet, und ich weiß, dass wir diesen Moment als besseres Unternehmen überstehen werden. Wir werden uns weiterhin voll und ganz auf die Vollendung der gemeinsam geleisteten Arbeit konzentrieren, um unserem Unternehmen nach den außergewöhnlichen Herausforderungen der Vergangenheit wieder Stabilität zu verleihen.“  

„Boeing spielt eine wesentliche Rolle in unserer Welt und es war eine wahre Ehre, diesem Unternehmen und unseren Mitarbeitern zu dienen“, sagte Kellner. Nach über einem Jahrzehnt im Vorstand und mehreren Jahren als Verwaltungsratschef  habe er über den richtigen Zeitpunkt für einen Führungswechsel im Boeing-Vorstand nachgedacht und dieses Thema mit Dave Calhoun und dem Vorstand besprochen. 

Steve Mollenkopf ist seit 2020 im Vorstand tätig. Zuvor war er CEO von Qualcomm. Er verfügt über Bachelor- und Masterabschlüsse in Elektrotechnik. Er habe vollstes Vertrauen in dieses Unternehmen und seine Führung – und gemeinsam seien alle Führungskräfte bestrebt, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um Sicherheit und Qualität zu stärken und die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen.

Stephanie Pope ist seit Januar 2023 Chief Operating Officer von Boeing. Zuvor war sie Präsidentin und Chief Executive Officer von Boeing Global Services, wo sie für die Leitung der Luft- und Raumfahrtdienstleistungen des Unternehmens für kommerzielle, staatliche und Luftfahrtkunden weltweit verantwortlich war. Zuvor war sie Finanzchefin von Boeing Commercial Airplanes und hatte Positionen in allen Boeing-Geschäftsbereichen inne. Sie tritt ihre Rolle als Präsidentin und CEO von Commercial Airplanes ab sofort an. Quelle: Boeing / DMM