BTW will Reisen um jeden Preis

Am Donnerstag, 22. Oktober 2020 übertraf die Zahl der neuen bekannten Fälle von Corona-Infizierten in Europa erstmals die Marke von 200.000. Insgesamt registrieren die Länder in Europa aktuell 7,8 Mio. Corona-Infizierte und 247.000 Tote. Am Freitag teilte das Robert Koch-Institut mit, dass innerhalb 24 Stunden weitere 11.242 Fälle und 40 Todesfälle registriert worden sind.

Am Donnerstag waren laut der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin 1.030 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, 87 mehr als am Mittwoch. Klar ist laut RKI, allen namhaften Virologen und Medizinern, dass die Neuinfektionen durch unvernünftiges Handeln bei Feuern, Veranstaltungen und unkontrollierten Anhäufugen von Personengruppen entsteht. Etwas weniger kommen derzeit Touristen in Betraccht. Und das hat einen einfachen Grund: Wegen der zahlreichen Reisebeschränkungen wird weniger gereist, zumal in Risikogebiete. In den Sommermonaten waren es hauptsächlich leichtsinnige und fahrlässig handelnde Touristen, die sich wider besseren Wissens in Risikogebieten aufhielten und das Virus nach Deutschland mitbrachten.  

Nun warnt BTW Präsident Dr. Michael Frenzel vor einer Stigmatisierung des Tourismus als Treiber der Corona-Pandemie. Das der Tourismus der Treiber war, ist wissenschaftlich bewiesen. Es kam aus China nicht durchs Weltall geflogen, sondern durch Geschäfts- wie Leisure-Reisende per Flugzeug. Nichtsdestotrotz stört sich Frenzel an den politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, die sich in vielen Fällen auf touristisch arbeitende Unternehmen und ihre Kunden beziehen. „Die gesamte ausgeh- und reisewillige Bevölkerung und eine ganze Branche mit 3 Millionen Beschäftigten in Sippenhaft zu nehmen, weil einige Unvernünftige sich nicht an die Spielregeln halten, ist absolut unverhältnismäßig“, sagt Frenzel.

Der Gesetzgeber versucht durch viele politische Einschränkungen – seien es Reisewarnungen, Zwangsquarantäne für Reiserückkehrer ab dem 08. November 2020, Beherbergungsverbote, Alkoholausschankverbote oder dem Verbot bzw. Teilnehmerbegrenzung von Veranstaltungen – der Ausbreitung des Virus Einhalt zu gebieten. Dasc ist laut Virologen absolut notwendig und richtig. Und, dass die Politik aktiv von touristischen Reisen abrät oder warnt, ist absolut richtig. Für den Tourismusverband aber ist der momentane Umgang der Politik mit dem Tourismus unsachlich und diskreditierend.

Der BTW appelliert an den Gesetzgeber, den jüngsten Erkenntnissen des RKI zu folgen, das festgestellt hat, dass zwar erhöhte Mobilität ein erweitertes Risiko bedeutet; dieses jedoch nicht primär an den Ort der Reise oder ein spezifisches Gebiet gebunden ist, sondern wesentlich von dem Verhalten des Einzelnen in einem Gebiet mit Virusübertragungen abhängt. Dieser Erkenntnis folgend verbietet sich nach Meinung des BTW die pauschale Stigmatisierung des Tourismus sowie unverhältnismäßige Maßnahmen wie Beherbergungs- oder Reiseverbote.

Unterschlagen wird vom BTW, dass das Robert Koch-Institut auf seiner Website dazu aufruft, vor der Wiedereinreise nach Deutschland zu prüfen, ob man innerhalb der letzten 14 Tage vor Einreise nach Deutschland in einem der nachfolgenden Gebiete aufgehalten hat. Dann besteht die Verpflichtung zur Quarantäne. Das RKI weiter: „Einreisende aus Risikogebieten können gemäß den jeweiligen Quarantäneverordnungen der zuständigen Bundesländer von der Absonderungsverpflichtung ausgenommen sein, sofern sie durch ein ärztliches Zeugnis nachweisen können, dass sie nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sind (bzw. zum Zeitpunkt der Testung kein SARS-CoV-2 nachgewiesen werden konnte).
Der Test darf höchstens 48 Stunden vor der Einreise durchgeführt worden sein. Molekularbiologische Teste (PCR-Teste) werden derzeit grundsätzlich aus allen Staaten der Europäischen Union akzeptiert.“ Für die Unternehmen der Tourismuswirtschaft ist es von existentieller Bedeutung, so der BTW, dass eine realistische Analyse vorgenommen wird, wo Infektionsgefahren liegen und wo nicht. Derzeit liegen sie in ganz Europa, in den gesamten USA, in China und einem großen Teil Asiens, in Russland, in ganz Südamerika und in Australien. Einzig Neuseeland gilt als aktuell sicheres Land. 

Die Branche muss weiterhin mit anzupassenden Hilfsprogrammen und bei der Neugestaltung von Geschäftsmodellen unterstützt werden, fordert der BTW. Auch für das Überleben und die Erholung der Tourismuswirtschaft braucht es zusätzlich eine internationale Koordination beim Abbau von Reisehindernissen, dem Wiederaufbau von Vertrauen in die Sicherheit des Reisens und die Stärkung touristischer Widerstandskraft.

Aktuell hat der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, der Branche angesichts der Corona-Krise eine längere Unterstützung zugesagt. Die Tourismuswirtschaft müsse bis Mitte oder Ende 2021unterstützt werden, sagte er CDU-Politiker in Berlin vor Beginn eines digitalen EU-Tourismusforums.

Die Reisefreiheit ist, besonders in Europa, ein hohes Gut. Allen Ernstes behauptet der BTW, dass die Schließung der Grenzen im Frühling ein Fehler gewesen sein soll und genauso wie die Reisebeschränkungen kaum zur Eindämmung der Pandemie beigetragen haben soll. Sobald das Virus überall ist, hilft nur das Einhalten der bekannten Regeln, egal wo“. Tschechien hat bereits die Antwort gegeben: Absoluter Lockdown. Dänemark hat seine Grenzen zu Deutschland geschlossen. Quelle: BTW / RKI / Bundesregierung / DMM