Der Kranich kann weiterfliegen

Die 98,04 %ige Zustimmung der Lufthansa-Aktionäre zum Rettungspaket für die Airline ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Weg zur Rettung des Unternehmens ist ein schwieriger Kompromiss, aber er ist alternativlos. So denken die meisten, die zum Überleben der Lufthansa beigetragen haben.

Donnerstag, 25. Juni 2020, 18:02 Uhr: Die Lufthansa ist gerettet. Nun kann der Luftfahrtkonzern den finanziellen Aufwind nutzen, wieder zu alter Stärke zu finden. Foto: LH

Die Aktionäre der Lufthansa haben sich am Donnerstag, 25. Juni 2020 nach mehr als 6 Stunden der virtuellen außerordentlichen Hauptversammlung um 18.10 Uhr für die Annahme der Kapitalmaßnahmen und der Beteiligung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesrepublik Deutschland an der Deutschen Lufthansa AG ausgesprochen. Der entsprechende Vorschlag erhielt bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft die erforderliche Mehrheit. In den Tagen zuvor war gezittert worden, ob die Rettung möglicherweise nicht doch platzten könnte, nachdem Großaktionär Heinz Hermann Thiele (hält 15,5 %) angekündigt hatte, den Deal evtl. platzten zu lassen. Thiele schwenkte in letzter Minute doch noch um.

Das Paket sieht Stabilisierungsmaßnahmen und Kredite von bis zu 9 Mrd. Euro vor. Der WSF wird Stille Einlagen von insgesamt bis zu 5,7 Mrd. Euro in das Vermögen der LH leisten. Außerdem wird er im Wege einer Kapitalerhöhung eine Beteiligung von 20 % am Grundkapital der Deutschen Lufthansa AG aufbauen. Dieser Kapitalerhöhung wurde bei der Hauptversammlung zugestimmt. Ebenso stimmten die Aktionäre für die Einräumung von zwei Umtauschrechten für Teile der Stillen Einlagen. Diese Umtauschrechte sollen einerseits den Bund gegen eine Übernahme der Lufthansa und darüber hinaus die Zinszahlungen für die Stille Einlage absichern. Beide Umtauschrechte können beim Eintritt dieser Bedingungen in jeweils weitere 5 % am Grundkapital der Gesellschaft gewandelt werden. Ergänzt wird das Paket durch einen Kredit in Höhe von bis zu 3 Mrd. Euro unter Beteiligung der KfW und privater Banken.

Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa: „Die Entscheidung unserer Aktionäre sichert der Lufthansa eine Perspektive für eine erfolgreiche Zukunft. Im Namen unserer 138.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danke ich der deutschen Bundesregierung und den Regierungen unserer weiteren Heimatländern für Ihre Bereitschaft, uns zu stabilisieren. Wir Lufthanseaten sind uns unserer Verantwortung bewusst, die bis zu 9 Mrd. so schnell wie möglich an die Steuerzahler zurückzuzahlen.“

Durch den Beschluss der Hauptversammlung ist die Liquidität des Unternehmens nachhaltig gesichert. Die Unternehmen der Lufthansa Group arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Geschäftstätigkeit wieder hochzufahren. So werden die Flugpläne der Airlines in den kommenden Wochen weiter konsequent ausgebaut. Anfang kommender Woche wird der Flugplan für die nächsten Wochen veröffentlicht. Er sieht vor, bis September wieder 90 %  aller ursprünglich geplanten Kurzstreckenziele und 70 % aller Langstreckendestinationen in das Programm aufzunehmen.

Die virtuelle Hauptversammlung verfolgten rund 30.000 Aktionäre. Insgesamt waren 39,0 % des Grundkapitals vertreten. Davon stimmten 98 % des anwesenden Kapitals für die Annahme der Beschlussvorlage der Gesellschaft. Damit stimmte deutlich mehr als die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Annahme.

Vor Beginn der Hauptversammlung hatte bereits die Europäische Kommission das Stabilisierungspaket genehmigt. Über die Freigabe der Stabilisierungsmaßnahmen in den weiteren Heimatmärkten der Lufthansa Group wird zeitnah entschieden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der sich am Donnerstag mit einem weiteren großen Problem names Wirdecard herumschlagen musste (der Bezahldienstleister und Dax-Konzern ist pleite und hat wohl im großen Stil seit Jahren Bilanzen gefälscht und betrogen), zeigte sich nach der Entscheidung pro Lufthansa erleichtert. Und er betonte, die Beteiligung des Bunds am Luftfahrtkonzern soll keinen Tag länger bestehen als notwendig und er wiederholte, Berlin werde sich nicht ins operative Geschäft der Lufthansa einmischen.

Laut Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC)  gibt das zwischen dem Konzern und der Politik in Berlin und Brüssel verhandelte Paket der Lufthansa jedoch schwierige Auflagen und Einschnitte mit auf den Weg. In der dynamischen Situation, in der sich die Luftfahrt derzeit befindet, müssen die Rahmenbedingungen kontinuierlich neu bewertet werden, um die Markposition der Lufthansa nicht zu schwächen und damit die politisch gewollte Rettung aufs Spiel zu setzen.

“Die Lufthansa muss sich jetzt auf die dringenden operativen Herausforderungen konzentrieren, um den Flugbetrieb und den Konzern für die zukünftigen Herausforderungen aufzustellen,” so Markus Wahl, Präsident der VC. Die Piloten aller Airlines der Lufthansa Group haben bereits mit weitreichenden Angeboten gezeigt, dass sie ihren Beitrag dazu leisten wollen. Quelle: Lufthansa / Bundesregierung / VC / DMM