FAA zieht die Zügel bei Boeing an und Passagiere verklagen den Flugzeugbauer

Die USA verstärken die Aufsicht über Boeing und werden nach dem jüngsten Vorfall vom 05. Januar 2024 mit einer B 737 MAX 9 der Alaska Airlines mit Produktionsprüfungen beginnen. Diese Aufgabe übernimmt die Luftaufsichtsbehörde FAA. Am Freitag, 12. Januar 2024 prüften Anwälte der Passagiere erste Klagen gegen den Flugzeugbauer.

Die FAA will Boeing ab sofort stärker überwachen. Hier ein Bild in die Kabine einer Alaska Airlines B737 MAX 9, bei der im Flug ein Plug (Verkleidung anstelle einer Tür) herausgerissen worden war. Foto: NTSB

Die Federal Aviation Administration wird mit der Prüfung der Flugzeugproduktion von Boeing beginnen und die Aufsicht über den in Schwierigkeiten geratenen Hersteller verstärken, nachdem letzte Woche mitten im Flug bei einer B 737 MAX 9 ein „Türstopfen“ abgerissen war. Der Schritt der Behörde erfolgt nur einen Tag, nachdem die FAA eine Untersuchung darüber angekündigt hatte, ob Boeing es versäumt hat, sicherzustellen, dass das herausgerissene Rumpfteil sicher war und ob das Bauteil (zum Verschließen eines für eine Flugzeugtür gedachtes Loch im Rumpf)  entsprechend der von der FAA genehmigten Konstruktion hergestellt wurde. Die FAA gab am Freitag, 12. Januar 2024, bekannt, dass sie die Produktionslinie für Boeing-Flugzeuge des Typs 737 MAX 9 sowie die Zulieferer des Unternehmens inspizieren wird, um die Einhaltung der genehmigten Qualitätsverfahren durch Boeing zu bewerten.

In der FAA-Erklärung, die DMM vorliegt, heißt es, dass man auch die Sicherheitsrisiken untersuchen wird, die dadurch entstehen, dass die Behörde Inspektionsbefugnisse an Mitarbeitende des Unternehmens delegiert, und erwägen wird, diese Funktionen an einen unabhängigen Dritten zu übertragen. „Es ist an der Zeit, die Befugnisübertragung noch einmal zu überprüfen und alle damit verbundenen Sicherheitsrisiken zu bewerten“, sagte FAA-Administrator Mike Whitaker. 

„Das Flugverbot für die 737 MAX 9 und die zahlreichen produktionsbezogenen Probleme, die in den letzten Jahren festgestellt wurden, erfordern, dass wir alle Optionen zur Risikominderung prüfen“, so Whitaker weiter, der im Oktober 2023 vom US-Senat als neuer FAA-Chef bestätigt wurde. Die Luftfahrtbehörde wird außerdem die Überwachung von 737 MAX-Vorfällen verstärken, die während der Nutzung der Maschine bekannt werden. Boeing will in allen Belangen eng mit der FAA kooperieren.

Erste Klagen gegen Boeing. Sieben Passagiere an Bord der von Alaska Airlines betriebenen Boeing 737 MAX 9, bei der am 05. Januar ein „Ausstiegsstopfen§ kaputt gegangen war, haben die erste Sammelklage gegen den Flugzeughersteller wegen eines Herstellungsfehlers des Flugzeugs gemäß dem Produkthaftungsgesetz des US-Bundesstaates Washington eingereicht.

Laut Klageschrift erlitt eine Frau infolge des explosionsartigen Herausreißens des Plugs eine Gehirnerschütterung und litt aufgrund der schnellen Dekompression so stark unter Druck in ihren Ohren, dass sie glaubte, ihr Kopf würde explodieren. Die Dame fürchtete um ihr Leben und sorgte sich um ihre Tochter, die im Fall eines Absturzes niemand mehr hätte, der sich um sie kümmern könnte. 

Die Flugreisende war eine von 170 Passagieren an Bord des Alaska-Fluges 1282, von denen etliche Behaupten, die behaupteten, ihre Sauerstoffmasken hätten nicht richtig funktioniert und sie hätten deshalb Schwierigkeiten beim Atmen gehabt. Unter den Klägern sind auch Passagiere, die ohnmächtig wurde, als die Piloten das beschädigte Flugzeug letzten Freitag zurück nach Portland  steuerten. 

Die Klage richtete sich ausschließlich gegen Boeing als Hersteller des Flugzeugs und nicht gegen Alaska Airlines als Betreiber, da die klagenden Anwälte der Ansicht sind, dass der Unfall auf ein Herstellungsproblem zurückzuführen sei. In der Beschwerde)Klage wird Boeing-Chef Dave Calhoun zitiert, der den Unfall nach eigenen Angaben als „unseren (Boeings) Fehler“ bezeichnet hat. Implizit heißt es in der Klage, dies bedeute, dass „der Plug (Bauteil, das die Öffnung im Flugzeugrumpf verschließt, weil die Türe nicht benötigt wurde) weder bei der Produktion des Rumpfs noch auf andere Weise während des Baus des Flugzeugs ordnungsgemäß am Rumpf befestigt wurde. 

In der Klage wird außerdem behauptet: „Das Ereignis hat einige Passagiere körperlich verletzt und die meisten, wenn nicht alle an Bord, emotional traumatisiert.“ Die Gewalt des Ereignisses verletzte die Körper einiger.“ In der Klageschrift heißt es weiter, die Passagiere seien schockiert, und in einen wahren  Albtraum versetzt gewesen und hofften, dass sie lange genug leben würden, um wieder auf der Erde zurückzukehren. 

Die Anwälte, die die Passagiere an Bord von Flug 1282 vertreten, wollen herauszufinden, ob der Ausgangsstopfen in der beschädigten B 737 MAX 9, die erst im November 2023 an Alaska Airlines ausgeliefert worden war, nicht sicher installiert war. Quelle: FAA / DMM